Jahr für Jahr zieht Kroatien mit seiner eindrucksvollen Küste entlang der Adria und den malerischen Kies- und Sandstränden Millionen Feriengäste an. Doch jenseits des Postkartenidylls zeigt sich eine alarmierende Realität: Immer häufiger werden Strände und Küsten von Abfall übersät.
Plastikflaschen, Verpackungen, Zigarettenstummel – Touristen wie Einheimische sehen sich gezwungen, diesen Abfall entweder einfach zu ignorieren oder selbst zu entsorgen. Die sichtbare Vermüllung trübt die Ferienerfahrung und wirkt nach aussen wie ein Symbol für weitreichendere Umweltprobleme.
Zwar hat Kroatien bei der Abfalltrennung Fortschritte gemacht – laut offiziellen Zahlen stieg der Anteil der Gemeinden mit aktiver Mülltrennung zwischen 2017 und 2021 von 28 auf 43 Prozent. Doch noch immer sind viele Regionen rückständig, zudem bleiben illegale Deponien ein ernstes Problem. Besonders besorgniserregend ist, wenn Abfall sich seinen Weg aus Flüssen in die Küstenregionen bahnt.
Und das ist mittlerweile gar nicht mehr unwahrscheinlich. So berichtet der MDR von tonnenweise Abfall, der in der kroatischen Kleinstadt Gospic offenbar jahrelang illegal auf einem Industriegelände und umliegenden Brachflächen abgeladen und vergraben wurde. Mehrere Personen wurden mittlerweile festgenommen.
Vor Ort sind noch immer kleine Splitter und Überreste der teils giftigen Abfälle zu finden. Erste Analysen zeigen, dass sowohl die Werte für Arsen als auch von Chrom, Kupfer, Nickel und Blei im Boden deutlich über den zulässigen Grenzwerten liegen.
Aktivistinnen und Aktivisten werfen der kroatischen Regierung vor, die Augen vor dem Problem zu verschliessen. Die kroatische NGO «Ekologija grada» schätzt, dass es insgesamt etwa 25'000 illegale Deponien im ganzen Land gibt. Das Abfallsystem bezeichnen viele als veraltet.
Das Ganze könnte allerdings auch schwere Folgen für die gesamte bei Touristen beliebte Adriaregion haben. «Es ist alles porös und es ist nur eine Frage der Zeit, bis Schadstoffe tief in die Erde und das Grundwasser sickern», sagt der Umweltaktivist Mile Ilić dem MDR. «Kein Zweifel, unser Grundwasser ist bedroht.»
Gerade in den Sommermonaten sind auch die Küstenorte auf dieses Grundwasser angewiesen, denn die Trinkwasserversorgung wird durch die Orte im Hinterland aufrechterhalten. Bei entsprechender Schadstoffbelastung könnte ganzen Touristenhochburgen ein Kollaps drohen.
So bezieht Kroatien schliesslich 20 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts aus Einnahmen durch den Tourismus. Angesichts immer wärmerer Sommer wäre hier eine stabile Trinkwasserversorgung unabdinglich.