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Wildcampen in der Schweiz: Diese Regeln gelten

Die Pass-Strasse zwischen Goeschenen und Andermatt, aufgenommen am 25. Mai 2012.(KEYSTONE/Gaetan Bally)
Mit dem Camper oder Wohnmobil unterwegs zu sein, bedeutet Freiheit. Und doch gibt es in der Schweiz klare Regeln.Bild: KEYSTONE

Übernachten in der Natur: Das gilt beim Wildcampen

Die Temperaturen stimmen, die Natur ruft. Ob mit Wohnmobil oder im Zelt, Campen ist in der Schweiz beliebt. Doch zum Schutz von Tieren und Umwelt gibt es Regeln. Was du beachten musst, wenn du wildcampen möchtest.
07.06.2025, 10:2607.06.2025, 13:28
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Den Camper laden oder das Zelt einpacken und los geht’s – viele Menschen verbringen ihre Ferien gerne in der Natur, irgendwo abgeschieden und unterwegs.

Doch der Camping-Trend hat auch Schattenseiten. Immer mehr Gemeinden verschärfen ihre Regeln, erst kürzlich hat Griechenland ein Verbot erlassen, länger als 24 Stunden bei Sehenswürdigkeiten, Stränden, Wäldern oder auf öffentlichen Bereichen zu campen.

Situation in der Schweiz

Das Problem mit Wildcampern kennen auch Schweizer Gemeinden. In der Corona-Zeit haben sich viele einen Camper oder ein Wohnmobil angeschafft und touren seither damit durch die Gegend. Die negativen Folgen von Wildcampern sind etwa verschmutzte Flächen, Lärm oder besetzte Parkplätze. In der Schweiz legen nicht nur die Kantone, sondern oft auch einzelne Gemeinden die Regeln fest. Der Umgang mit Campern ist deshalb alles andere als einheitlich.

Grundsätzlich gilt in der Schweiz das «Jedermannszutrittsrecht». Oder wie es im Zivilgesetzbuch Art. 699 heisst: «Das Betreten von Wald und Weide und die Aneignung wildwachsender Beeren, Pilze oder und dergleichen sind in ortsüblichem Umfange jedermann gestattet, soweit nicht im Interesse der Kulturen seitens der zuständigen Behörde einzelne bestimmt umgrenzte Verbote erlassen werden.» Das fasst die Gesetzeslage in der Schweiz in etwa zusammen: Jeder und jede darf die öffentliche Natur nutzen, aber manchmal gibt es Ausnahmen.

An diesen Orten ist Wildcampen verboten

Nicht erlaubt ist das Wildcampieren in der Schweiz etwa in Naturschutzgebieten, Wildruhezonen, Wasser- und Zugvogelreservaten, Nationalparks, eidgenössischen Jagdbanngebieten, Moor- und Auenlandschaften, Biotopen, militärischen Sperrzonen und an Orten mit allgemeinem Betretungsverbot. Auf Swisstopo kannst du die entsprechenden Kriterien eingeben und sehen, welche Gebiete auf jeden Fall tabu sind:

Im Kanton Appenzell Innerrhoden ist Wildcampen grundsätzlich verboten, wenn die Grundeigentümerschaft keine Zustimmung erteilt hat. Und der grösste darunter ist der Kanton selbst. Hier ist besonders der Alpstein ein Touristenmagnet. Doch der Kanton wolle insbesondere im Seealpgebiet «keine campingplatzähnlichen Zustände» haben, weshalb Wildcampen verboten ist. Wer jedoch die Erlaubnis der zuständigen Sennen hat, kann mit einfachen Zelten über Nacht biwakieren (Übernachten im Freien ohne Zelt). Dies werde bis auf Weiteres toleriert, zitiert der TCS eine Erläuterung der Standeskommission.

Auch im Wallis wird gegen das Wildcampen vorgegangen. In ausgewählten Schutzgebieten ist deshalb eine aktive Aufsicht im Einsatz, wie der TCS schreibt. Sie kann auch Bussen ausstellen. Grundsätzlich gilt im Wallis, dass es selbst für Zelte ausserhalb von Campingplätzen eine Baubewilligung braucht.

Campen auf der Durchreise

Auf Raststätten ist das Campieren nur teilweise erlaubt. Du solltest dich deshalb vorab informieren. In Städten gibt es oft Campingplätze. Ansonsten musst du dich über die Bestimmungen informieren. Besetzt du einen Parkplatz, kannst du schlimmstenfalls abgeschleppt werden.

Basel wiederum hat explizite Parkplätze für Wohnmobile und Wohnwagen ausgewiesen, wo man bis zu 24 Stunden bleiben kann. Auf anderen Parkplätzen ist das Campen nicht erlaubt.

Ein Wohnmobil oder Camper ist auf einem oeffentlichen Parkplatz parkiert, im Dorfzentrum von Escholzmatt im Entlebuch im Kanton Luzern am Dienstag, 6. August, 2024. (KEYSTONE/Urs Flueeler).
Das Wohnmobil oder den Camper einfach auf einem öffentlichen Parkplatz abzustellen, ist nicht überall erlaubt.Bild: KEYSTONE

Im Kanton Obwalden ist das Wildcampen für eine Nacht auf eigenes Risiko erlaubt. In der Stadt Bern ist das Übernachten auf öffentlichem Grund verboten. Dort gibt es bei Verstössen eine saftige Busse. Andere Städte versuchen, Camper nicht einfach zu verdrängen: In Luzern läuft derzeit ein Testbetrieb. Damit Camper nicht die Parkplätze verstopfen, wurden beim Verkehrshaus 19 Stellplätze eingerichtet, die man von 19 Uhr abends bis 10 Uhr morgens nutzen kann.

Grundsätzlich gilt im Kanton Luzern, dass man übernachten, aber nicht campieren kann. Campingstühle und andere Einrichtungen darfst du also nicht auspacken. In der ganzen Schweiz kann man zudem Stellplätze für die Durchreise im Voraus buchen.

In diesen Fällen ist Wildcampen grundsätzlich erlaubt

Natürlich sind nicht alle mit vier Rädern auf befestigten Strassen unterwegs. Manchmal gibt es keine andere Möglichkeit, als draussen zu zelten. Das ist in einzelnen Übernachtungen beispielsweise im Gebirge oberhalb der Waldgrenze möglich, allerdings sind keine Gruppen (mehr als 5 Personen) erlaubt. Wer mehrmals übernachtet, muss das Zelt tagsüber wieder abbauen. Hier solltest du zudem der Natur gegenüber rücksichtsvoll auftreten.

Grundstückbesitzerinnen und -besitzer können zudem auch die Erlaubnis geben, auf ihrem Privatgrund zu übernachten. Not-Biwakieren (ungeplante Übernachten im Freien) ist ebenfalls erlaubt.

Diese Alternativen gibt es

Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte sich einen Campingplatz oder einen privaten Stellplatzanbieter suchen. Davon gibt es in der Schweiz viele und naturnahe. Es kann sich auch lohnen, bei einem Bauernhof nachzufragen, ob man über Nacht auf dem Grundstück bleiben kann. Das kostet zwar, bietet aber den Vorteil, dass du beispielsweise eine Toilette und Nasszellen hast. Ansonsten solltest du dich bei den jeweiligen Gemeinden vorab informieren, was erlaubt ist und was nicht. Auf jeden Fall solltest du bei Parkplätzen die Signalisation beachten und nur dort parkieren, wo es auch erlaubt ist.

Das solltest du beim Wildcampen beachten

Es ist wie überall: Verlasse den Ort so, wie du ihn selbst vorfinden möchtest. Hinterlasse keinen Abfall, störe die Tiere (besonders in der Dämmerungszeit) nicht. Auch Feuerstellen können problematisch sein, weil sie die Natur für lange Zeit schädigen können. Nutze deshalb, wenn möglich, öffentliche Stellen. Um keine Tiere anzulocken, solltest du kein Essen herumliegen lassen. Für den Abwasch solltest du biologisch abbaubares Spülmittel verwenden, das nicht direkt ins Gewässer gelangen sollte.

Denke an die Naturgefahren: In der Nähe von Felsen kann es Steinschläge geben, bei Gewittern sind Blitze möglich und bei Trockenheit ist die Waldbrandgefahr erhöht.

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«Ich liebe das Ursprüngliche am Campen.»
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Die beliebtesten Kommentare
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Cityslicker
07.06.2025 11:13registriert Dezember 2014
„Bei Gewittern sind Blitze möglich“?! Wieder etwas gelernt 😉
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Latvietis1101
07.06.2025 13:18registriert Oktober 2023
Ich glaube, das eigentliche Problem in der Schweiz ist die verhältnismässig hohe Bevölkerungsdichte. In Alaska beispielsweise fällt das Wildcampen weniger ins Gewicht als im dicht besiedelten Mitteleuropa. Diese Tatsache wird in Zukunft eher noch zunehmen. Wo es viele Menschen hat, braucht es strikte Regeln, leider. Der Natur und den Anwohnern zuliebe.
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Oigen aka Trudi aka Kevin
07.06.2025 12:18registriert August 2018
mit meiner Hängematte, ohne dreck zu hinterlassen hatte ich noch nie Probleme. Natur und Wild Schutzgebiete sind natürlich tabu.
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