Die erneute Kehrtwende der USA und das zusammen mit der Ukraine in Dschidda ausgehandelte Waffenstillstandsangebot haben Moskau auf dem falschen Fuss erwischt. Eben noch im Stimmungshoch wegen der US-Attacken auf den Erzfeind Wolodymyr Selenskyj und der Einstellung der militärischen und nachrichtendienstlichen Unterstützung, kommen jetzt aus dem Kreml wieder deutlich gedämpftere Töne.
Wie schon am Mittwoch weigerte sich Putins Sprecher Dmitri Peskow auch am Donnerstag, zum Vorschlag der 30-tägigen Waffenruhe eindeutig Stellung zu beziehen. Laut der Agentur AP sagte Peskow, Moskau werde sich nicht zum Vorschlag äussern, weil US-Unterhändler auf dem Weg nach Moskau seien: «Bevor die Gespräche beginnen, und sie haben noch nicht begonnen, wäre es falsch, in der Öffentlichkeit darüber zu sprechen», zitierte die Nachrichtenagentur den Kreml-Sprecher.
Gleichzeitig kritisierte Juri Uschakow, Putins aussenpolitischer Berater, den US-Vorstoss. Eine Kampfpause zum jetzigen Zeitpunkt würde nur dem ukrainischen Militär helfen, sagte er am Donnerstag im russischen Staatsfernsehen. Russland verlange eine «langfristige friedliche Lösung, die Moskaus Interessen und Anliegen berücksichtigt.» Spätestens nach diesem Statement ist es offensichtlich: Der Kreml denkt aktuell nicht an Waffenstillstand und sucht stattdessen nach einem Ausweg, der Donald Trump nicht allzu sehr gegen Putin aufbringt.
Von westlichen Analysten wurde es bereits als deutliches Zeichen gewertet, wie Wladimir Putin bei seinem Frontbesuch in Kursk im Tarnanzug auftrat und bei der anschliessend vom Fernsehen übertragenen Besprechung mit Generalstabschef Waleri Gerassimow kein Wort über das US-Waffenstillstandsangebot verlor. Stattdessen verlangte Putin von seiner Armee, die ukrainische Präsenz in der Kursk-Region «zu zerquetschen», gefangen genommene Ukrainer als Terroristen zu behandeln und entlang der Grenze «eine Sicherheitszone» einzurichten.
Putin says nothing about ceasefire but lays out his plan: crush Ukrainian forces in Kursk, treat captured soldiers as terrorists, and create a security zone on the border.
— Tymofiy Mylovanov (@Mylovanov) March 13, 2025
He claims Russia acts "humanely" but says foreign fighters have no Geneva Convention rights. 1/ pic.twitter.com/oKhydBynK9
Am Donnerstagmorgen schrieb die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass, der letzte Akt in der Wiedereroberung von Kursk habe begonnen. Später vermeldete die Armee die Rückeroberung des taktisch wichtigen Bezirksstädtchens Sudscha. Von ukrainischer Seite erfolgte zunächst keine Bestätigung für den Fall der 5000-Seelen-Ortschaft. Im Bericht des ukrainischen Generalstabs war am Vorabend nur von «abgewehrten Angriffen» in der Region die Rede gewesen.
Eindeutiger hätte Russland kaum signalisieren können, dass es angesichts seines militärischen Erfolgs zum jetzigen Zeitpunkt nichts von einer Vereinbarung mit den USA und der Ukraine hält, welche Putins Maximalforderungen unterschreitet. Diese lauten unverändert: die vollständige Abtretung der ukrainischen Gebiete Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson sowie auch der bisher nicht eroberten Teile mit den Grossstädten Kramatorsk, Slowjansk, Cherson und Saporischschja. Ausserdem die Entwaffnung der Ukraine, deren verfassungsmässiger Verzicht auf die NATO-Mitgliedschaft und ein Regimewechsel in Kiew.
Dass Russland gar keinen Waffenstillstand will, hätte man schon seit 2014 daran erkennen können, dass es die Ukraine überfallen hat. Man wird Russland zum Waffenstillstand zwingen müssen.
— Nico Lange (@nicolange.bsky.social) 13. März 2025 um 12:58
Der deutsche Ukraine-Experte Nico Lange folgert daraus, Washington werde «Russland zum Waffenstillstand zwingen müssen». Im Gegensatz dazu kommentierte die Moskauer Tageszeitung «Nesawissimaja Gaseta» am Donnerstag, die bisherigen Angebote aus den USA würden für einen «Kompromiss» im Ukraine-Krieg nicht ausreichen:
Selenskyj betonte seinerseits, durch die Annahme der US-Forderungen sei für die Ukraine wichtig gewesen zu demonstrieren, dass der Ball für den nächsten Schritt jetzt in Moskau liege. Doch leider gebe es für echte Verhandlungsbereitschaft auf Seiten von Putin nicht das geringste Anzeichen. «Das beweist bloss, dass Russland beabsichtigt, den Krieg so lange wie möglich fortzusetzen und den Frieden so lange wie möglich hinauszuzögern», schrieb Selenskyj am Donnerstagmittag auf der Onlineplattform X.
The Ukrainian delegation provided me with a detailed report on its meeting with US representatives in Saudi Arabia, including the progress of negotiations and key aspects.
— Volodymyr Zelenskyy / Володимир Зеленський (@ZelenskyyUa) March 13, 2025
It is good that the conversation was entirely constructive. Ukraine is committed to moving quickly toward… pic.twitter.com/5chfbyUvjB
Je länger je mehr glaube ich, Europa wird keine Ruhe vor Russland haben, ohne das diesem Russland einmal gehörig der Allerwerteste versohlt wird!
Die Russen haben fertig.