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Russland

Njet aus dem Kreml: Darum spielt Russland beim Waffenstillstand auf Zeit

epa11960926 Russian President Vladimir Putin (R) walks past a guard of honour prior to a meeting with Belarusian President Alexander Lukashenko (not pictured) at the Kremlin in Moscow, Russia, 13 Marc ...
Noch hat sich Wladimir Putin nicht offiziell zur russischen Absage an einen 30-tägigen Waffenstillstand geäussert.Bild: keystone

Ein «Njet» aus dem Kreml – darum spielt Russland beim Waffenstillstand auf Zeit

Das 30-tägige Waffenstillstandsangebot der USA bereitet dem russischen Präsidenten Wladimir Putin offenbar gehörig Bauchschmerzen. Darum spielt der Kreml am Donnerstag weiterhin auf Zeit und fordert vom Westen weitere «Kompromisse».
13.03.2025, 15:1713.03.2025, 15:22
Bojan Stula / ch media
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Die erneute Kehrtwende der USA und das zusammen mit der Ukraine in Dschidda ausgehandelte Waffenstillstandsangebot haben Moskau auf dem falschen Fuss erwischt. Eben noch im Stimmungshoch wegen der US-Attacken auf den Erzfeind Wolodymyr Selenskyj und der Einstellung der militärischen und nachrichtendienstlichen Unterstützung, kommen jetzt aus dem Kreml wieder deutlich gedämpftere Töne.

Wie schon am Mittwoch weigerte sich Putins Sprecher Dmitri Peskow auch am Donnerstag, zum Vorschlag der 30-tägigen Waffenruhe eindeutig Stellung zu beziehen. Laut der Agentur AP sagte Peskow, Moskau werde sich nicht zum Vorschlag äussern, weil US-Unterhändler auf dem Weg nach Moskau seien: «Bevor die Gespräche beginnen, und sie haben noch nicht begonnen, wäre es falsch, in der Öffentlichkeit darüber zu sprechen», zitierte die Nachrichtenagentur den Kreml-Sprecher.

Gleichzeitig kritisierte Juri Uschakow, Putins aussenpolitischer Berater, den US-Vorstoss. Eine Kampfpause zum jetzigen Zeitpunkt würde nur dem ukrainischen Militär helfen, sagte er am Donnerstag im russischen Staatsfernsehen. Russland verlange eine «langfristige friedliche Lösung, die Moskaus Interessen und Anliegen berücksichtigt.» Spätestens nach diesem Statement ist es offensichtlich: Der Kreml denkt aktuell nicht an Waffenstillstand und sucht stattdessen nach einem Ausweg, der Donald Trump nicht allzu sehr gegen Putin aufbringt.

Von westlichen Analysten wurde es bereits als deutliches Zeichen gewertet, wie Wladimir Putin bei seinem Frontbesuch in Kursk im Tarnanzug auftrat und bei der anschliessend vom Fernsehen übertragenen Besprechung mit Generalstabschef Waleri Gerassimow kein Wort über das US-Waffenstillstandsangebot verlor. Stattdessen verlangte Putin von seiner Armee, die ukrainische Präsenz in der Kursk-Region «zu zerquetschen», gefangen genommene Ukrainer als Terroristen zu behandeln und entlang der Grenze «eine Sicherheitszone» einzurichten.

Am Donnerstagmorgen schrieb die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass, der letzte Akt in der Wiedereroberung von Kursk habe begonnen. Später vermeldete die Armee die Rückeroberung des taktisch wichtigen Bezirksstädtchens Sudscha. Von ukrainischer Seite erfolgte zunächst keine Bestätigung für den Fall der 5000-Seelen-Ortschaft. Im Bericht des ukrainischen Generalstabs war am Vorabend nur von «abgewehrten Angriffen» in der Region die Rede gewesen.

Moskau zum Waffenstillstand zwingen

Eindeutiger hätte Russland kaum signalisieren können, dass es angesichts seines militärischen Erfolgs zum jetzigen Zeitpunkt nichts von einer Vereinbarung mit den USA und der Ukraine hält, welche Putins Maximalforderungen unterschreitet. Diese lauten unverändert: die vollständige Abtretung der ukrainischen Gebiete Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson sowie auch der bisher nicht eroberten Teile mit den Grossstädten Kramatorsk, Slowjansk, Cherson und Saporischschja. Ausserdem die Entwaffnung der Ukraine, deren verfassungsmässiger Verzicht auf die NATO-Mitgliedschaft und ein Regimewechsel in Kiew.

Dass Russland gar keinen Waffenstillstand will, hätte man schon seit 2014 daran erkennen können, dass es die Ukraine überfallen hat. Man wird Russland zum Waffenstillstand zwingen müssen.

— Nico Lange (@nicolange.bsky.social) 13. März 2025 um 12:58

Der deutsche Ukraine-Experte Nico Lange folgert daraus, Washington werde «Russland zum Waffenstillstand zwingen müssen». Im Gegensatz dazu kommentierte die Moskauer Tageszeitung «Nesawissimaja Gaseta» am Donnerstag, die bisherigen Angebote aus den USA würden für einen «Kompromiss» im Ukraine-Krieg nicht ausreichen:

«Die entscheidende Frage ist, zu welchen Zugeständnissen Trump und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bereit sind.»

Selenskyj betonte seinerseits, durch die Annahme der US-Forderungen sei für die Ukraine wichtig gewesen zu demonstrieren, dass der Ball für den nächsten Schritt jetzt in Moskau liege. Doch leider gebe es für echte Verhandlungsbereitschaft auf Seiten von Putin nicht das geringste Anzeichen. «Das beweist bloss, dass Russland beabsichtigt, den Krieg so lange wie möglich fortzusetzen und den Frieden so lange wie möglich hinauszuzögern», schrieb Selenskyj am Donnerstagmittag auf der Onlineplattform X.

«Wir hoffen, dass der US-Druck ausreichen wird, um Russland zum Ende des Krieges zu bewegen.»
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62 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Schlaf
13.03.2025 15:15registriert Oktober 2019
Der Kriegstreiber stellt Forderungen, unfassbar!
Je länger je mehr glaube ich, Europa wird keine Ruhe vor Russland haben, ohne das diesem Russland einmal gehörig der Allerwerteste versohlt wird!
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H.P. Liebling
13.03.2025 15:20registriert September 2018
Die Russen erobern weitere zerbombte Dörfer. Wahrhaftig ein heroischer Sieg dieser lächerlichen Grümpel-Armee.

Die Russen haben fertig.
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Martin Baumgartner
13.03.2025 15:23registriert Juni 2022
Warum auch! Er und seine Generäle liegen ja nicht im Schützengraben! Von seinem bequemen Sessel aus, lässt sich gut abwarten.
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