In den letzten Tagen hat sich die Situation im Osten der Ukraine dramatisch zugunsten der ukrainischen Armee verändert: Innerhalb weniger Tage eroberten die Ukrainer mehr Gebiet von den Besatzern zurück, als diese seit Monaten einnehmen konnten. Die russische Propagandamaschinerie behauptet indes, es handle sich um einen geordneten Rückzug.
Ein knapper Überblick über die Situation:
Bereits letzte Woche gaben die ukrainischen Streitkräfte bekannt, dass die Gegenoffensive Früchte trage und Gebiete aus den Händen der russischen Armee zurückerobert werden konnten. Diese Aussagen können mittlerweile mit Geo-Daten sowie Social-Media-Aufnahmen verifiziert werden, wie der stets sehr fundiert informierte amerikanische Thinktank «The Institute for the Study of War» (ISW) auf Twitter schreibt.
Ukrainische Truppen haben demnach die Stadt Wowtschansk und die Siedlung Welykyj Burluk – beide im Norden der Oblast Charkiw – wieder übernommen. Zudem wurde den Russen die Kommunikations- und Nachschublinie auf der Autobahn T2104 streitig gemacht.
The #UkrainianCounteroffensive in #Kharkiv Oblast is routing Russian forces and collapsing Russia’s northern #Donbas axis. #Russian forces are not conducting a controlled withdrawal and are hurriedly fleeing southeastern Kharkiv Oblast to escape encirclement around #Izyum. 🧵1/ pic.twitter.com/FXLiiKCp0T
— ISW (@TheStudyofWar) September 11, 2022
Gefechtsaufnahmen, die am Sonntag, 11. September, in der Siedlung Bilohoriwka aufgenommen und vom ISW verifiziert wurden, bestätigen, dass auch diese Ortschaft wieder in ukrainischen Händen ist. Sie befindet sich nur wenige Kilometer von der Stadt Luhansk entfernt.
Alles in allem seien die ukrainischen Streitkräfte an einigen Stellen bis zu 70 Kilometer in die russischen Frontlinien eingedrungen und hätten innerhalb von fünf Tagen über 3000 km² zurückerobert, wie das ISW schreibt. Das ist mehr Territorium als die russischen Streitkräfte bei all ihren Operationen seit April erobert haben.
Es scheint, als hätten die russischen Truppen die besagten Gebiete völlig überstürzt überlassen, denn Social-Media-Beiträge zeigen verlassene Panzer und andere schwere militärische Ausrüstung – zum Beispiel in der Nähe von Isjum. In Militärkreisen werde davon ausgegangen, dass es den ukrainischen Streitkräften gelingen werde, Isjum in den nächsten Stunden oder Tagen komplett zu übernehmen, schreibt das ISW.
Das russische Verteidigungsministerium bestätigte, dass sich die eigenen Streitkräfte aus den Siedlungen um die Stadt Charkiw zurückziehen. Es wird aber behauptet, dass ein kontrollierter Rückzug durchgeführt wurde – ein triftiger Grund für den Rückzug wurde bislang nicht genannt.
(yam)