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«Die Oligarchen lachen sich ins Fäustchen»

«Die Oligarchen lachen sich ins Fäustchen»

Deutschland will den Kampf gegen Putins Oligarchen intensivieren. Doch Erfolge bleiben aus. Stattdessen ist die Summe der eingefrorenen Gelder sogar gesunken.
20.06.2023, 13:4320.06.2023, 13:43
Jonas Mueller-Töwe
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Luftaufname im Bau befindliches Superyacht Projekt SOLARIS im Trockendock der Lloyd Werft Bremerhaven an der Weser am Tag der
Luftaufname im Bau befindliches Superyacht Projekt SOLARIS im Trockendock der Lloyd Werft Bremerhaven an der Weser am Tag derBild: www.imago-images.de
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t-online

Deutsche Behörden tun sich schwer mit der Umsetzung der EU-Finanzsanktionen gegen Putins Oligarchen. Nun ist sogar erstmals ein Rückgang eingefrorener Vermögen zu verzeichnen. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Schriftliche Frage des Linken-Abgeordneten Christian Görke hervor, die t-online vorliegt. Demnach sind von den Sanktionen in Deutschland derzeit rund 5.22 Milliarden Euro betroffen – und damit 30 Millionen Euro weniger als noch im März.

«Lachen sich ins Fäustchen»

«Die bisherigen Sanktionsgesetze sind offensichtlich nur Papiertiger gewesen», sagte Görke dazu t-online. Noch immer müssten Banken und Notare die Vermögen ihrer Kunden nicht anzeigen. «Die Oligarchen lachen sich ins Fäustchen.» Zwar brüste sich Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) mit einem geplanten Bundesfinanzkriminalamt – die neue Behörde komme aber nicht vor 2025. «Es braucht Antworten für hier und heute», sagte Görke.

Im Frühjahr 2022 hatte sich abgezeichnet, dass Ermittler in Deutschland auf der Jagd nach Oligarchenvermögen mit zahlreichen Schwierigkeiten konfrontiert sind. Das Sanktionsdurchsetzungsgesetz I sollte einige davon beheben: Es verpflichtete über 1'000 sanktionierte Personen und über 100 Unternehmen, Vermögen zu melden. Wer dies nicht tat, dem drohte Strafe. Ende 2022 wurde dann das Sanktionsdurchsetzungsgesetz II beschlossen, um den Kampf gegen die Oligarchenvermögen zu intensivieren.

Neue Zentralstelle mit Anlaufschwierigkeiten

Unter anderem wurde bei der Generalzolldirektion eine «Zentralstelle für Sanktionsdurchsetzung» eingerichtet, die bislang aber offenbar hauptsächlich mit Bürokratie, Personalrekrutierung und Aufbauarbeit beschäftigt ist. Mit ihr soll perspektivisch auch die Geldwäschebekämpfung im Immobiliensektor gestärkt werden. Dann soll sie im Bundesfinanzkriminalamt aufgehen.

Der Erfolg der Massnahmen hielt sich bislang aber in Grenzen: Die Summe der eingefrorenen Vermögen stieg nur langsam – jetzt geht sie sogar zurück. Bis März 2023 meldeten nur acht Personen und Unternehmen Vermögenswerte in Höhe von insgesamt 577 Millionen Euro an.

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16 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ichsagstrotzdem
20.06.2023 15:09registriert Juni 2016
Der Wirtschaftsliberalismus der westlichen Welt erlaubt es den Superreichen, ihr Geld ohne Probleme so zu verteilen und zu verstecken, dass selbst Experten es nicht mehr finden und zuordnen können (siehe Panama Papers, Paradise Papers, etc.).
Zudem sind die Hürden, um eine Person oder Firma zu enteignen im Westen derart hoch und verpönt, dass es komplette Utopie ist, dass Oligarchen um ihr Vermögen fürchten müssen.
Wer einmal etwas besitzt, hat es so lange er/sie will.
Der Westen müsste seine Grundwerte und die Macht von Eigentum hinterfragen. Das ist absolut utopisch.
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Helvetiavia Philipp
20.06.2023 15:23registriert Februar 2018
Wie viele Angestellte in dieser Zentralstelle wohl damit beschäftigt sind, Faxmeldungen von Banken entgegenzunehmen, um sie danach einzuscannen?
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