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Putin braucht Geld – darum gibt es jetzt eine «Windfall-Steuer»

epa10690956 Russian President Vladimir Putin meets with Cuban prime minister in Moscow, Russia, 14 June 2023. EPA/MIKHAIL METZEL / SPUTNIK / KREMLIN POOL MANDATORY CREDIT
Findet neue Wege, die Kassen zu füllen: Wladimir Putin.Bild: keystone

Putin braucht Geld – darum gibt es in Russland jetzt eine Sondersteuer für Oligarchen

Der Krieg in der Ukraine kostet Russland viel Geld. Damit dieses nicht ausgeht, plant Wladimir Putin eine Sondersteuer – zur Kasse gebeten werden sollen die schwerreichen Oligarchen.
15.06.2023, 07:3615.06.2023, 13:06
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Krieg kostet. Das weiss Wladimir Putin zu gut. Auch wenn der russische Machthaber gerne abstreitet, dass Russland die Sanktionen gegen sein Land aufgrund des Einmarsches ins Nachbarland zusetzen und sich die russischen Kriegskassen langsam leeren, so kann er die finanziellen Folgen der mittlerweile seit bald 16 Monaten andauernden «Spezialoperation» offenbar nicht gänzlich ignorieren.

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Und deshalb wird die russische Regierung nun kreativ. Um neue liquide Mittel in die Kassen zu spülen, hat das russische Finanzministerium kürzlich bekannt gegeben, dass grosse russische Unternehmen eine einmalige Windfall-Steuer zu entrichten haben. Bis zu zehn Prozent soll diese betragen, wie businessinsider.com berichtet.

Eine Windfall-Steuer, auf Deutsch Zufallsgewinnsteuer, ist eine einmalige Spezialsteuer, die erhoben wird, wenn ein Unternehmen oder eine ganze Branche einen unerwartet hohen plötzlichen Gewinn einstreicht.

epa10312431 Russia's Deputy Prime Minister Andrey Belousov arrives to attend the APEC Leaders' Dialogue with ABAC event during the Asia-Pacific Economic Cooperation (APEC) summit in Bangkok, ...
Weiss, wo es Geld zu holen gibt: Vizepremierminister Andrei Beloussow.Bild: keystone

In der Ankündigung des Finanzministeriums heisst es, dass sämtliche grössere Unternehmen, welche einen Gewinn von mehr als 11,9 Millionen Dollar erzielt haben, Abgaben zahlen sollen. Laut Analysten der Financial Times ist es wahrscheinlich, dass vor allem Russlands Metallsektor sowie Unternehmen, die mit Düngemittel handeln, von der Steuer betroffen sind. In diesen Bereichen machten die russischen Unternehmen trotz westlicher Sanktionen auch im vergangenen Jahr beträchtliche Umsätze.

Der russische Vizepremierminister Andrei Beloussow erklärte, dass man sich von der Massnahme etwa 300 Milliarden Rubel erhoffe, umgerechnet ungefähr 3,25 Milliarden Franken.

Etwas fragwürdig muten die weiteren Ausführungen Beloussows zur Steuer an: So seien viele der Oligarchen, in dessen Besitz sich die Firmen befinden, solch grosse Patrioten, dass diese die Steuer gleich selbst vorgeschlagen hätten. «Sie wissen, dass sie 2021 und 2022 enorme unerwartete Gewinne hatten, die riesig, höher als das Budget waren», so Beloussow gegenüber der Nachrichtenagentur Interfax. Weil sich die Eigentümer so mit Russland identifizieren würden, wollten sie eine Windfall-Steuer zahlen.

Das Geld wiederum soll laut offiziellen Angaben für Sozialausgaben verwendet werden. Weitere Einzelheiten zur Verwendung nannte der Vizepremierminister allerdings nicht.

Russland hat seit Kriegsbeginn insgesamt ein deutliches Defizit hinnehmen müssen. Insbesondere die Einnahmen aus Energieexporten gingen durch die Sanktionen deutlich zurück. (con)

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38 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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RDC
15.06.2023 07:50registriert Juni 2020
"Freiwillig", das heisst sie konnten selbst entscheiden, ob sie die Steuer bezahlen wollen, oder des nachts aus dem Fenster fallen.
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Fernrohr
15.06.2023 07:50registriert Januar 2019
Die Oligarchen zahlen Freiwillig? Die haben die Details dazu wahrscheinlich auf dem Balkon erörtert.
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Pat da Rat
15.06.2023 08:09registriert Mai 2022
Als russ. Oligarch würd ich mich jetzt von Fenstern und Balkonen fernhalten, keinen offerierten Tee trinken und Swimmingpools meiden. Das Restrisiko eines "Suizids" durch einen Schuss in den Hinterkopf mit einer Langwaffe bleibt jedoch bestehen. Selber schuld; die Oligarchen haben dem Diktator jahrzehntelang die Stange gehalten und an ihm resp durch ihn gut verdient.
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