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Benzin könnte durch Trumps Zölle billiger werden

Bewegung an der Zapfsäule: Wird Benzin durch Trumps Chaos-Zölle bald billiger?

Treibstoff ist nach dem Energieschock von 2022 viel billiger geworden, aber noch immer teurer als vor Corona. Das könnte sich ändern.
16.04.2025, 06:2716.04.2025, 06:27
Niklaus Vontobel / ch media
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Im Sommer 2022 erlitt ganz Europa einen Energieschock. Die doppelte Krise aus Corona und russischem Angriff auf die Ukraine trieb die Preise für Treibstoffe in die Höhe. Auf der Spitze kosteten Benzin und Diesel laut dem Bundesamt für Statistik um 45 Prozent mehr als durchschnittlich in den zehn Jahren vor Corona. 45 Prozent!

Hand, person or gas station with fuel gun, machine and transport cost for energy, pistol or petrol service. Closeup, gasoline or motor vehicle maintenance at garage to pump tank on road trip travel
Lokal gefüllt, zu einem von globalen Trends beeinflussten Preis.Bild: E+

Der Schock liess dann überraschend schnell nach. Heute sind Treibstoffe wieder deutlich billiger als im Inflationssommer von 2022. Nicht aber im Vergleich zu den zehn Jahren vor Corona, so das Bundesamt für Statistik. Im Vergleich zu den durchschnittlichen Preisen jener Jahre kosten Benzin und Diesel noch immer ungefähr 10 Prozent mehr. Das könnte sich jetzt ändern.

Es wäre eine Nebenwirkung von dem Chaos, das US-Präsident Donald Trump mit seinen täglich wechselnden Zöllen angerichtet hat. Von seinem «Tag der Befreiung» liessen sich die Ölmärkte offenbar nicht täuschen. Sie erkannten sofort die drohenden Folgen: höhere Preise für Konsumenten oder einbrechende Unternehmensgewinne, Handelskriege, Rezessionen.

KEYPIX - KEYPIX - KEYPIX - President Donald Trump speaks during an event to announce new tariffs in the Rose Garden at the White House, Wednesday, April 2, 2025, in Washington. (KEYSTONE/AP Photo/Mark ...
Am 2. April hat Trump seine inzwischen ausgesetzten Strafzölle präsentiert.Bild: keystone

All das bedeutet weniger Wirtschaftswachstum, und damit braucht es weniger Energie, weniger Öl. Der Ölpreis brach noch am angeblichen «Tag der Befreiung» ein: von 75 auf 58 Dollar pro Fass für die Sorte Brent. Seither ging es zwar wieder etwas hoch, auf 64 Dollar. Aber Öl bleibt günstiger als am Tag, bevor Trumps Zollhammer niederging.

Aufwärts geht es schneller als abwärts

Gemäss der Internationalen Energieagentur (IEA) wird der Ölpreis tief bleiben oder noch tiefer fallen. Wie die IEA am Dienstag bekannt gegeben hat, erwartet sie aufgrund der Trump-Zölle eine deutlich weniger schnell steigende Nachfrage – um gut einen Drittel weniger.

Für eine geringere Ölnachfrage spricht, dass Trumps Zölle auch in ihrer aktuellen Fassung einen historischen Bruch für die USA bedeuten. Denn Trump hat zwar die individuellen Zölle, die er gegen die Schweiz, die Europäische Union oder menschenleere Inseln voller Pinguine erheben wollte, für neunzig Tage ausgesetzt.

Aber in Kraft sind Zölle von 10 Prozent für alle Länder, noch höhere Zölle für Mexiko, Kanada und vor allem für China mit über 100 Prozent. Gemäss dem Yale Budget Lab erheben die USA damit durchschnittliche Zölle von 27 Prozent – die höchsten Zölle seit 1903.

Mit einer gewissen Verzögerung sollten dann auch die Preise an Schweizer Zapfsäulen unter Druck kommen. In der Regel zeigt sich folgendes Muster: So wie der Benzinpreis steigt, wenn Öl teurer wird, fällt der Benzinpreis, wenn Öl billiger wird. Nur geht es aufwärts meist schneller als abwärts – vor allem bei Tankstellen, die in ihrer Gegend nahezu konkurrenzlos sind.

Wird Öl billiger, fällt auch der Benzinpreis.
Wird Öl billiger, fällt auch der Benzinpreis.Bild: Shutterstock

Derweil könnten die Ölmärkte vor einer «holprigen Fahrt» stehen, wie die IEA warnt. Denn die Verhandlungen über die derzeit ausgesetzten Zöllen könnten «mühsam» werden. Alle Prognosen über die künftige Ölnachfrage seien deshalb mit erheblicher Unsicherheit behaftet. «Schnallen Sie sich an!»

Statt «mühsam» könnten die Verhandlungen auch schlicht und einfach ein Flop werden. Wie der Finanznachrichtendienst Bloomberg berichtet, sei der Handelschef der EU, Maros Sefcovic, nach einem Treffen mit hohen Vertretern der Trump-Regierung nicht viel schlauer wie zuvor.

Sefcovic habe ein zweistündiges Treffen mit US-Handelsminister Howard Lutnick und dem Handelsbeauftragten Jamieson Greer gehabt – aber deren Ziele nicht wirklich erkennen können. Lutnick und Greer hätten angedeutet, dass der Grossteil der US-Zölle gegen die EU nicht aufgehoben wird.

Trump-Schock: Durchschnittliche Zölle der USA seit 1790

Linie 1 markiert das durchschnittliche Zollniveau unter den bis zum 9. April verhängten Zöllen.
Linie 1 markiert das durchschnittliche Zollniveau unter den bis zum 9. April verhängten Zöllen.screentshot: yale budget lab
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24 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Celtic Swiss
16.04.2025 06:52registriert Juni 2024
Ein tiefer Ölpreis schadet Russland bei seinen Kriegsverbrechen, von daher sollte das Erdöl noch billiger werden!

Jedoch hilft es Johnny Onepack.

Hmmm, ein Dilemma…
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