Im Sommer 2022 erlitt ganz Europa einen Energieschock. Die doppelte Krise aus Corona und russischem Angriff auf die Ukraine trieb die Preise für Treibstoffe in die Höhe. Auf der Spitze kosteten Benzin und Diesel laut dem Bundesamt für Statistik um 45 Prozent mehr als durchschnittlich in den zehn Jahren vor Corona. 45 Prozent!
Der Schock liess dann überraschend schnell nach. Heute sind Treibstoffe wieder deutlich billiger als im Inflationssommer von 2022. Nicht aber im Vergleich zu den zehn Jahren vor Corona, so das Bundesamt für Statistik. Im Vergleich zu den durchschnittlichen Preisen jener Jahre kosten Benzin und Diesel noch immer ungefähr 10 Prozent mehr. Das könnte sich jetzt ändern.
Es wäre eine Nebenwirkung von dem Chaos, das US-Präsident Donald Trump mit seinen täglich wechselnden Zöllen angerichtet hat. Von seinem «Tag der Befreiung» liessen sich die Ölmärkte offenbar nicht täuschen. Sie erkannten sofort die drohenden Folgen: höhere Preise für Konsumenten oder einbrechende Unternehmensgewinne, Handelskriege, Rezessionen.
All das bedeutet weniger Wirtschaftswachstum, und damit braucht es weniger Energie, weniger Öl. Der Ölpreis brach noch am angeblichen «Tag der Befreiung» ein: von 75 auf 58 Dollar pro Fass für die Sorte Brent. Seither ging es zwar wieder etwas hoch, auf 64 Dollar. Aber Öl bleibt günstiger als am Tag, bevor Trumps Zollhammer niederging.
Gemäss der Internationalen Energieagentur (IEA) wird der Ölpreis tief bleiben oder noch tiefer fallen. Wie die IEA am Dienstag bekannt gegeben hat, erwartet sie aufgrund der Trump-Zölle eine deutlich weniger schnell steigende Nachfrage – um gut einen Drittel weniger.
Für eine geringere Ölnachfrage spricht, dass Trumps Zölle auch in ihrer aktuellen Fassung einen historischen Bruch für die USA bedeuten. Denn Trump hat zwar die individuellen Zölle, die er gegen die Schweiz, die Europäische Union oder menschenleere Inseln voller Pinguine erheben wollte, für neunzig Tage ausgesetzt.
Aber in Kraft sind Zölle von 10 Prozent für alle Länder, noch höhere Zölle für Mexiko, Kanada und vor allem für China mit über 100 Prozent. Gemäss dem Yale Budget Lab erheben die USA damit durchschnittliche Zölle von 27 Prozent – die höchsten Zölle seit 1903.
Mit einer gewissen Verzögerung sollten dann auch die Preise an Schweizer Zapfsäulen unter Druck kommen. In der Regel zeigt sich folgendes Muster: So wie der Benzinpreis steigt, wenn Öl teurer wird, fällt der Benzinpreis, wenn Öl billiger wird. Nur geht es aufwärts meist schneller als abwärts – vor allem bei Tankstellen, die in ihrer Gegend nahezu konkurrenzlos sind.
Derweil könnten die Ölmärkte vor einer «holprigen Fahrt» stehen, wie die IEA warnt. Denn die Verhandlungen über die derzeit ausgesetzten Zöllen könnten «mühsam» werden. Alle Prognosen über die künftige Ölnachfrage seien deshalb mit erheblicher Unsicherheit behaftet. «Schnallen Sie sich an!»
Statt «mühsam» könnten die Verhandlungen auch schlicht und einfach ein Flop werden. Wie der Finanznachrichtendienst Bloomberg berichtet, sei der Handelschef der EU, Maros Sefcovic, nach einem Treffen mit hohen Vertretern der Trump-Regierung nicht viel schlauer wie zuvor.
Sefcovic habe ein zweistündiges Treffen mit US-Handelsminister Howard Lutnick und dem Handelsbeauftragten Jamieson Greer gehabt – aber deren Ziele nicht wirklich erkennen können. Lutnick und Greer hätten angedeutet, dass der Grossteil der US-Zölle gegen die EU nicht aufgehoben wird.
Jedoch hilft es Johnny Onepack.
Hmmm, ein Dilemma…