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KKS findet Vance-Rede «sehr schweizerisch»: Kritik von Pascal Couchepin

L'ancien conseiller federal Pascal Couchepin, a gauche, et le President de la Confederation Alain Berset, a droite, ecoutent un discours lors de la celebration de l'election de la presidence ...
Pascal Couchepin kritisiert Karin Keller-Sutter deutlich.Bild: keystone

KKS findet Vance-Rede «sehr schweizerisch»: Deutliche Kritik von alt Bundesrat Couchepin

Karin Keller-Sutter lobte die Rede von US-Vize J.D. Vance als «sehr schweizerisch» und erntete dafür viel Unverständnis. Nun kritisiert auch Ex-FDP-Bundesrat Pascal Couchepin die Aussagen der Bundespräsidentin.
16.02.2025, 07:3516.02.2025, 16:06
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«Ein Plädoyer für die direkte Demokratie» und «sehr schweizerisch» sei die Rede von US-Vizepräsident J.D. Vance an der Münchner Sicherheitskonferenz gewesen, sagt Karin Keller-Sutter in einem am Samstag veröffentlichten Interview mit «Le Temps». Auch gab sie zu Protokoll, viele der Werte, die Vance angesprochen habe, zu teilen.

Mit den Äusserungen provozierte KKS mindestens Stirnrunzeln, aber vielerorts auch Empörung – nicht nur bei den Grünen, welche die Bundesrätin in einem Communiqué scharf kritisierten.

Dass ausgerechnet J.D. Vance als Teil jener US-Regierung, die gerade im Begriff ist, das demokratische System im eigenen Land mit der Abrissbirne zu demolieren, sich Sorgen um Europas Demokratie macht, scheint zynisch. Mehr noch, als dass Vance China und Russland als weniger gefährlich für die Demokratie in Europa betitelt hatte, als es die hiesige «Gefahr im Inneren» sei.

Auch ein prominenter Parteikollege von Keller-Sutter sieht die Äusserungen von Trumps Vize in einem anderen Licht. Deshalb kritisiert Ex-FDP-Bundesrat Pascal Couchepin die St.Gallerin im «SonntagsBlick» mit deutlichen Worten. Keller-Sutter sei eine hervorragende Bundesrätin, aber:

«Sie hat wenig Interesse an der liberalen Philosophie.»
Bundesraetin Karin Keller-Sutter spricht an einer Medienkonferenz ueber die finanzpolitische Standortbestimmung zum Voranschlag 2026 und das provisorische Rechnungsergebnis 2024 am Mittwoch, den 12. F ...
«Wenig Interesse an der liberalen Philosophie»: Pascal Couchepin kritisiert Karin Keller-Sutter.Bild: keystone

Der alt Bundesrat führt aus:

«In einer Demokratie hat man Gegner, aber keinen Feind im Inneren, wie der amerikanische Vizepräsident behauptet.»

Couchepin, Bundesrat von 1998 bis 2009, erklärt weiter, dass Liberalismus keineswegs nur bedingungslose Kapitalhörigkeit bedeutet:

«Liberalismus ist mehr als eine Wirtschaftsdoktrin. Liberalismus denkt langfristig, schätzt den Wert von Institutionen, wirft nicht von heute auf morgen alles über den Haufen oder droht mit Zöllen.»
ARCHIVE --- PASCAL COUCHEPIN, FDP-POLITIKER AUS DEM KANTON WALLIS, EHEMALIGER BUNDESRAT UND BUNDESPRAESIDENT IN DEN JAHREN 2003 UND 2008, FEIERT AM 5. APRIL 2017 SEINEN 75. GEBURTSTAG. ZU DIESEM ANLAS ...
Pascal Couchepin sass elf Jahre lang für die FDP im Bundesrat.Bild: KEYSTONE

Was in Washington derzeit abgehe, hat nach Ansicht des 82-Jährigen wenig mit Liberalismus zu tun – im Gegenteil:

«Ich sehe in Washington aktuell keine liberale Haltung, sondern eine Facette von Amerika mit imperialistischen Zügen.»

Keller-Sutters Sprecher Pascal Hollenstein versuchte derweil, die Botschaft der kellerschen Aussagen zu korrigieren. Die Bundespräsidentin habe sich nur auf den Aspekt der Meinungsäusserungsfreiheit und der demokratischen Teilhabe in Vances Rede bezogen. Dies gehe aus dem Original-Interview hervor, so der Sprecher.

epaselect epa11895790 US Vice President JD Vance speaks during the 61st Munich Security Conference (MSC), in Munich, Germany, 14 February 2025. High-level international decision-makers meet at the 61s ...
J.D. Vance als Verteidiger der europäischen Demokratie und «sehr schweizerisch»? Zweifel sind berechtigt. Bild: keystone

(con)

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283 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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goschi
16.02.2025 07:41registriert Januar 2014
Eigentlich müsste KKS jetzt zum Rücktritt aufgefordert werden.

Das ist in einem Masse unhaltbar, dass es für mich eigentlich ein politischer Skandal ist.

Eine Bundesrätin, die solch eine absolut unhaltbare Rede positiv konnotiert.

mMn ist KKS damit nicht mehr tragbar als BR!
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tops
16.02.2025 07:42registriert Juni 2018
Schwach, sehr schwach. Wirtschaftliche Interessen werden wieder mal höher gewertet als Moral. Typisch Schweiz und rechte Kreise. Sobald es ans Portmonee geht schwenkt man ganz schnell in Richtung des aktuellen Wirtschaftswindes um. Die Rechte feiert es als Scheinneutralität und denkt es lieber mit niemanden vermiesen mit dem man Geschäfte machen möchte. Und da sind Russland und die USA höher im Kurs als die Ukraine. Das ist nicht mein Bundesrat. Heute schäme ich mich Schweizer zu sein.
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Celtic Swiss
16.02.2025 09:46registriert Juni 2024
Danke, Herr Couchepin!

Es ist immer die gleiche Masche dieser Art von Personen: Etwas KrassesUundenkliches/Unaussprechliches raushauen und dann hinterher relativieren.

Aber das Unaussprechliche ist eben doch ausgesprochen worden…

Wehren müssen wir uns!!!
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