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Wegen Salmonellen: Keine Kinderschokolade von Ferrero zu Ostern

Böse «Kinder»-Überraschung zu Ostern: Was ist los bei Ferrero?

Zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt muss das Unternehmen Ferrero seine «Kinder»-Schokolade wegen Verdachts auf Salmonellen zurückrufen. Alles, was du dazu wissen musst.
14.04.2022, 16:41
Anna Böhler
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Der italienische Schokoladenhersteller Ferrero geriet in den vergangenen Wochen in die Schlagzeilen: Nicht etwa, weil das Unternehmen ein ganz besonderes Schoggi-Osterei kreiert hätte – sondern weil Ferrero diverse «Kinder»-Produkte wegen Salmonellen-Verunreinigungen zurückrufen musste. Bis zum 12. April 2022 wurden 150 Fälle von Salmonellose mit Ferrero-Schokolade aus ein und der selben Fabrik in Belgien in Verbindung gebracht.

Was sind Salmonellen?
Salmonellen sind Bakterien, die im menschlichen Körper die Salmonellose auslösen können. Die Krankheit gehört zu den klassischen Lebensmittelinfektionen. Übertragen werden Salmonellen beispielsweise von Rindern, Hühnern, Schweinen oder auch Reptilien: Meistens geschieht dies über kontaminierte Eier, Milch oder Fleisch. In der Schweiz gibt es laut dem Bundesamt für Gesundheit jedes Jahr zwischen 1200 und 1500 Fälle von Salmonellose.

Um welche Fabrik geht es?

In den Fokus der europäischen Lebensmittelaufsicht gerückt ist vor allem eine Ferrero-Fabrik: Die Schoggi-Produktionsstätte im belgischen Arlon. Sämtliche bislang bekannten Fälle gehen auf den Konsum von Schokolade zurück, die in jenem belgischen Werk hergestellt wurde.

Die Europäische Lebensmittelaufsicht hat gegen Ferrero Ermittlungen aufgenommen. Die Fabrik in Arlon wurde am 8. April für unbestimmte Zeit geschlossen und die Produktionslizenz entzogen. Wie es zu den Verunreinigungen bei der Schoggi-Produktion kam, ist unklar.

Bekannt ist allerdings, dass die Firma schon seit Monaten vom Problem wusste. Schon am 15. Dezember wurden im Werk in Arlon an einem Sieb am Auslass von zwei Rohstofftanks Salmonellen festgestellt. Die daraus gefertigten Produkte seien daraufhin zurückgehalten worden und das Sieb ersetzt, teilte Ferrero letzten Donnerstag mit, nachdem die Informationspolitik des Unternehmens bereits stark in die Kritik geraten war. Anstatt Lebensmittelbehörde und Öffentlichkeit zu informieren, wurde lange geschwiegen.

Warum Ferrero nicht schon damals die bereits im Umlauf befindlichen Produkte zurückrief, wollte der Konzern nicht verraten.

epa09875408 The logo is seen of Ferrero factory in Arlon, Belgium, 07 April 2022. Cases of salmonellosis linked to Kinder products manufactured in the Ferrero Ardennes factory in Arlon are increasing. ...
Ferrero-Fabrik in Arlon, Belgien.Bild: keystone

Wie ging es dann weiter?

Anfangs letzter Woche häuften sich die Fälle von Lebensmittelvergiftungen durch Salmonellen, vor allem in Grossbritannien und Frankreich. Aus der Schweiz sind keine Fälle bekannt. Letzten Dienstag rief Ferrero in Deutschland eine der Redaktion unbekannte Anzahl Ladungen Schoggi zurück. Dabei ging es um folgende Produkte:

  • Kinder-Überraschungseier im Dreierpack mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum zwischen April und Juni 2022
  • Kinder-Schoko-Bons und Kinder-Schoko-Bons White mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum zwischen Mai und September 2022
  • Kinder-Überraschung Maxi (100 Gramm) mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum zwischen August und September 2022
  • Kinder-Mini-Eggs (100 Gramm) mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum zwischen August und September 2022
  • Kinder-Mix-Packungen, die einen der oben genannten Artikel enthalten, mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum zwischen August und September 2022

Der Rückruf war jedoch versehen mit der Anmerkung, dass Ferrero die Schokolade aus Vorsicht zurückrufe, weil es den Konsumentenschutz sehr ernst nehme – denn es sei in keinem der Kinder-Produkte Salmonellen nachgewiesen worden. Am Dienstag veröffentlichte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) einen Bericht, der die entdeckten Salonellen-Fälle in ganz Europa mit dem Werk in Arlon in Verbindung bringt.

Bis die Fabrik in Arlon durch die zuständigen Behörden wieder freigegeben wird, bleibt sie geschlossen. Voraussetzung dafür ist, dass alle nötigen Anforderungen an die Lebensmittelsicherheit erfüllt seien. Die Aufsichtsbehörden kritisiert zudem, dass Ferrero die Ermittlungen nicht mit Informationen ihrerseits unterstützt habe. Inzwischen ermittelt auch die belgische Staatsanwaltschaft in dem Fall.

Ferrero bedauert die Vorfälle auf seiner Webseite und betont, dass Lebensmittelsicherheit, Verbraucherschutz und Qualität seit der Gründung des Unternehmens zentrale Werte darstellten. Auf der französischen Webseite wurde zudem ein Text publiziert, in dem der Konzern Fehler zugibt – oder zumindest andeutet: «Ferrero anerkennt, dass es interne Versäumnisse gegeben hat, die zu Verzögerungen bei der rechtzeitigen Weitergabe von Informationen geführt haben. Dies hat die Geschwindigkeit und Effizienz der Untersuchungen beeinträchtigt.» Offen bleibt allerdings, weshalb Ferrero nicht transparent informierte, obwohl ihnen die Problematik bereits am 15. Dezember bekannt war – das geht aus der Mitteilung nicht heraus.

Welche Produkte sind betroffen?

Zunächst hiess es seitens Ferrero, nur Produkte mit einem bestimmten Mindesthaltbarkeitsdatum seien möglicherweise mit Salmonellen in Kontakt gekommen. Mittlerweile liess der Schoggi-Gigant auf seiner Webseite jedoch verlauten, dass sämtliche Produkte aus der Fabrik im belgischen Arlon zurückgerufen werden. Im Konkreten geht es nun um folgende Produkte:

Liste der zurückgerufenen Produkte von Ferrero
Bild: ferrero.ch
kinder chocolate Überraschungsei Schokolade Ferrero
Der Verkaufsschlager: Kinder-Überraschungsei.Bild: shutterstock

Was heisst das für Konsumentinnen und Konsumenten?

Für die Konsumenten und Konsumentinnen bedeutet das, dass es zu Ostern keine Kinderschokolade zu kaufen gibt. Migros, Coop, Volg und Aldi haben die Schoggi mit dem ikonischen Buben vorne drauf vorerst aus ihren Regalen verbannt. Wer jetzt auf jeder Menge «Kinder»-Schoggieier festsitzt, kann seinen Einkauf zurückbringen und bekommt das Geld zurückerstattet.

Woran bemerke ich eine Salmonellose?

Laut dem Bundesamt für Gesundheit macht sich eine Salmonellose bemerkbar durch meist plötzlich eintretenden Durchfall, Stunden oder auch erst Tage nach einer Infektion. Dazu kommen oft Bauchschmerzen, Fieber, Übelkeit und manchmal auch Erbrechen.

Bei gesunden Menschen sollte die Infektion nach einigen Tagen von alleine abklingen, ohne dass Antibiotika eingesetzt werden muss. Vor allem bei älteren Personen und Kleinkindern sollte jedoch auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden, da ein zu starker Wasserverlust einen Schock auslösen könnte.

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Schokolade – weil man sich an ihr einfach nicht sattsehen kann!
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39 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Opossum2
14.04.2022 17:04registriert Januar 2022
Wir brauchen nicht eine Tabelle mit zig Einträgen von Chargennummern, die jeden Tag länger wird. Der Bund sollte das verfügen, was Migros, Coop etc. bereits vorweggenommen haben: Sämtliche Chargen müssen aus dem Sortiment genommen und ein weiterer Verkauf verboten werden. Erst wenn das Werk in Belgien gereinigt und alle Abläufe von den belgischen Behörden überprüft und genehmigt worden sind, kann man das Verbot wieder aufheben und nur für Chargen, die ein Produktionsdatum nach der Freigabe haben.
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Das Internet
14.04.2022 18:06registriert August 2020
Zugegeben, das Zeug schmeckt und macht süchtig. Dennoch kaufe ich schon lange keine Produkte von Ferrero, Storck, Nestlé und co. mehr. Alles üble Industrieware, hauptsächlich bestehend aus Palmöl, mit übertrieben viel Plastik ringsum. Wir haben in der Schweiz genügend qualitativ hochwertige Alternativen. Damit meine ich nicht zwingend Frey, Lindt und Cailler, sondern die Theken der Chocolatiers und Confiserien. Schokolade, als absolutes Luxusprodukt, soll auch entsprechend kosten.
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