Der Chef der russischen Söldner-Gruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, will von den USA wissen, warum sein Unternehmen als kriminelle Organisation eingestuft werden soll. «Sehr geehrter Herr Kirby, können Sie bitte erläutern, welche Verbrechen die Wagner-Gruppe begangen haben soll?», heisst es in einem auf Telegram auszugsweise veröffentlichten Brief an den Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der US-Regierung, John Kirby.
Kirby hatte am Freitag die Aufnahme der Söldner in die Liste internationaler krimineller Organisationen und neue Sanktionen bekannt gegeben. Die Einstufung erlaubt es den USA und auch anderen Ländern, die internationalen Geschäfte der Söldnergruppe und ihres weltweiten Unterstützernetzwerks einzuschränken.
Die US-Regierung werde kommende Woche konkrete Sanktionen gegen die Wagner-Gruppe verhängen, sagte Kirby. Einzelheiten zu den Sanktionen nannte er noch nicht. Der Wagner-Chef warf den USA vor, selbst kriminell zu sein. Nun seien Wagner und die USA Kollegen, meinte er.
Kirby sagte weiter, Wagner sei eine kriminelle Organisation, die für Gräueltaten und Menschenrechtsverstösse in der Ukraine und weltweit verantwortlich sei. Russische Menschenrechtsaktivisten sprechen von Zwangsrekrutierungen in Gefängnissen und berichten von «Wagner»-internen Hinrichtungen von Deserteuren.
Die Gruppe war und ist zudem etwa in Syrien, der Zentralafrikanischen Republik, Sudan, Somalia und Mali aktiv. Wagner-Leute werden der Tötung, Vergewaltigung und Folter von Menschen verdächtigt
Laut Kirby zeichnet sich eine zunehmende Rivalität zwischen Wagner und dem russischen Militär und anderen russischen Ministerien ab. «Wir sehen wachsende Spannungen zwischen Wagner und dem russischen Verteidigungsministerium», sagte Kirby.
Prigoschin ist ein enger Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putin. In den Reihen der Privatarmee seien derzeit rund 50'000 Kämpfer in der Ukraine im Einsatz, sagte Kirby. Darunter seien 10'000 Söldner und 40'000 Strafgefangene, die Prigoschin in russischen Gefängnissen angeworben hatte.
(t-online, mit Material von Reuters und dpa)
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