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Ukraine

Ukraine unter Druck: So nahe kommt Russland der wichtigen Stadt Pokrowsk

So viel Territorium eroberte Russland im August

04.09.2024, 16:3404.09.2024, 16:34
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Russland kommt Pokrowsk immer näher. Im vergangenen Monat August stiessen die Invasoren knapp zehn Kilometer in Richtung der strategisch wichtigen Stahlminen-Stadt vor. Laut unbestätigten Berichten von russischen Militärbloggern sollen Stosstruppen bereits die Siedlungen Krasnyi Yar und Krutyi Yar eingenommen haben. Bis nach Pokrowsk sind es von diesem Frontbogen aus nur noch sechs Kilometer.

Rot: Russische Gebietsgewinne im August 2024. Lila: Gewinne im Juli 2014.
Rot: Russische Gebietsgewinne im August 2024. Lila: Gewinne im Juli 2014.

Bereits gefallen ist Nowohrodiwka. Die Stadt südöstlich von Pokrowsk war einst Heimat von 15’000 Einwohnern. Jetzt wurde sie beinahe kampflos den feindlichen Truppen übergeben, wie die ukrainische Abgeordnete Marjana Besuhla über Social-Media-Kanäle kritisierte: «Die Schützengräben waren leer. Es gab beinahe keine Armee.» Laut dem ukrainischen Militärjournalisten Jurij Butusow kämpfen die Truppen nicht nur gegen eine drückende Übermacht des Gegners, sondern auch mit der Unerfahrenheit der Vorgesetzten. Seit der Oberkommandierende Syrskyi an diesem Frontabschnitt einen neuen Kommandanten eingesetzt habe, herrsche aufgrund organisatorischer und administrativer Probleme «ein völliges Chaos». Ähnlich tönte auch ein vom SRF interviewter Kommandant einer Spezialeinheit in Pokrowsk. Dieser sprach allerdings auch von einer Übermacht des Gegners im Verhältnis von zehn zu eins.

quelle: Daten von deepstatemap

So gelang es Russland, im Monat August weitere 221 km² der Ukraine einzunehmen. Das ist gegenüber dem Vormonat eine leichte Steigerung, allerdings deutlich weniger als noch im Mai. Experten rechnen damit, dass der Vorstoss bei Pokrowsk mindestens zwischenzeitlich zum Erliegen kommt. Erwartet wird eine lange und verbissene Abnützungsschlacht, die weit bis ins nächste Jahr dauern könnte. Die Tage werden kürzer und bald beginnt die Zeit der Herbstregenfälle. Die «Rasputiza» erschwert die Verschiebung von Einheiten abseits befestigter Strassen. Dies stellte die russische Armee bereits 2022 vor schwerwiegende Probleme.

Ein im Morast steckengebliebener russischer Panzer im Frühling 2022. Die Rasputiza findet sowohl im Herbst wie auch im Frühling – nach der Schneeschmelze – statt.
Ein im Morast steckengebliebener russischer Panzer im Frühling 2022. Die Rasputiza findet sowohl im Herbst wie auch im Frühling – nach der Schneeschmelze – statt.bild: wikipedia

Mit der Hilfe lokaler Grubenarbeiter wurden um Pokrowsk Schützengräben und Bunker ausgehoben. Trotz Sonderzügen, mit denen die Bevölkerung evakuiert wird, sollen sich noch immer tausende Menschen in der einst 60’000 Einwohner umfassenden Stadt befinden. Pokrowsk ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt, sowohl für Lastwagen als auch die Eisenbahn. Über das lokale Netzwerk versorgt die Ukraine verschiedene Frontabschnitte. Militäranalysten befürchten, dass – sollte die Stadt fallen – die Front auf breiter Linie einbricht und der gesamte Donbass von Russland besetzt wird.

Dieser Junge ist gerade mal zwei Jahre alt und hat schon seinen eigenen «Töff»

Video: watson/lucas zollinger
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62 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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WuShaolin
04.09.2024 16:19registriert August 2024
Wir haben doch noch ein paar ungenutzte Leos und sicher auch noch ein paar Berge voller Granaten. Los, hinschicken.

Immer dieses peinliche Verstecken hinter der Neutralität, welche es nie wirklich gegeben hat. Stichwort differentiale Neutralität. Wenns läuft und Geld gibt, sind wir dabei, wenn es kriselt schreien wir "Neutralität". Und sonst verkaufen wir auch jeder Bananenrepublik Waffen ohne Skrupel.

Unsere Vorfahren galten als mutige Söldner. Wir sind peinliche Heuchler.
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tesso
04.09.2024 16:18registriert November 2023
Soso. - 11 Km x 20 Km erobert.
Das muss sich ja Gelohnt haben, für alle gefallene, an die Front befohlenen russischen Soldaten.
Aber dem Porkin ist das natürlich egal.
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Waterloo
04.09.2024 17:05registriert September 2022
Für Putin und seine Regime ist es nur kleiner territorialer Gewinn. Es kann auch sein, dass die Ukraine ihre Soldaten mit einem strategischen Rückzug für eine massive Verteidigung schonen will. Je mehr die russische Armee auf ukrainisches Territorium vorstösst, desto schwieriger wird deren Versorgung und desto exponierter ist sie. Es stellt sich wirklich die Frage, was das Ziel von Putin ist: Eroberung der Ukraine? Zerstörung der Zivilgesellschaft? Umsetzung von Grossrussland? Implementierung einer prorussischen Regierung? Putin ist einfach nur noch ein skrupelloser und geächteter Verbrecher.
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