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Russland

Selenskyj: 51 Tote bei russischem Raketenangriff auf Poltawa

Russischer Raketenangriff auf Poltawa: 51 Tote und über 200 Verletzte

Am Dienstagmorgen hat sich in der Zentralukraine einer der schlimmsten Raketenangriffe seit Beginn des russischen Angriffskrieges ereignet. Was dazu bekannt ist.
03.09.2024, 22:3304.09.2024, 06:53
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Bei einem der folgenreichsten russischen Raketenangriffe seit Kriegsbeginn sind in der zentralukrainischen Stadt Poltawa nach ukrainischen mindestens 51 Menschen getötet und über 200 verletzt worden. Zunächst hatte man von mindestens 41 Toten und über 180 Verletzten gesprochen.

Angriff auf Bildungseinrichtung

Zwei ballistische Raketen seien auf dem Gelände einer Hochschule und eines benachbarten Krankenhauses eingeschlagen.

Der Schlag gilt mit Blick auf die Zahl der Opfer als einer der schlimmsten, seit Russland seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine vor mehr als zweieinhalb Jahren begonnen hat. Die etwa 280 Kilometer östlich von Kiew gelegene Grossstadt Poltawa ist nur etwas über 110 Kilometer von der russischen Grenze entfernt.

Ein Gebäude des Instituts für Kommunikation sei stark zerstört worden.

Der Angriff ereignete sich laut Behörden am Morgen gegen 9.10 Uhr Ortszeit, als die Soldaten sich versammelt hatten. Zwischen dem Ertönen des Luftalarms und dem Einschlag der Raketen soll nur sehr wenig Zeit gelegen haben.

Selenskyj äussert sich zum Raketenangriff:

Video: twitter/ZelenskyyUa

Viele Rekruten befanden sich zu der Zeit auf der Strasse. «Poltawa erlebt einen schrecklichen Tag. Der russische Aggressor hat einer der Bildungseinrichtungen der Stadt einen barbarischen Schlag versetzt», teilte das ukrainische Verteidigungsministerium mit.

Auf zunächst nicht überprüfbaren Bildern in sozialen Netzwerken waren Leichen vor einem stark zerstörten mehrstöckigen Gebäude zu sehen. Es soll sich dabei um das Militärinstitut für Telekommunikation und Informatisierung der Kiewer Polytechnischen Hochschule in Poltawa handeln.

Angaben von Innenminister Ihor Klymenko zufolge wurden mindestens 25 Menschen aus den Trümmern gerettet.

Im angrenzenden Wohngebiet seien durch die Druckwelle Fenster zerstört und Fassaden beschädigt worden, hiess es. In der Stadt meldeten sich laut Behörden spontan viele Menschen, um Blut zu spenden. Gouverneur Filip Pronin setzte für das gesamte Gebiet Poltawa eine dreitägige Trauer an.

«Eine grosse Tragödie für die Region Poltawa und das ganze Land. Der heimtückische Schlag des Feindes kostete 41 Menschen das Leben. Mehr als 180 Menschen wurden verwundet. Aufrichtiges Beileid für Verwandte und Freunde», schrieb Pronin in seinem Telegram-Kanal.

Auch Tote in anderen Teilen der Ukraine

Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als zweieinhalb Jahren gegen die russische Invasion auch mit westlicher Militärhilfe. Selenskyj fordert fast täglich eine bessere Flugabwehr zum Schutz der Städte und reichweitenstarke Raketen, um auch Ziele weit im russischen Landesinneren zu treffen.

Schon am Dienstagmorgen hatten Behörden russische Luft- und Artillerieangriffe auf ukrainisches Gebiet sowie Tote und Verletzte gemeldet.

In der Stadt Saporischschja schlugen nach einem Besuch von Selenskyj am Montagabend Geschosse ein und töteten zwei Menschen. Ein Opfer sei ein achtjähriger Junge, schrieb Gebietsgouverneur Iwan Fedorow auf Telegram.

In der Grossstadt Dnipro wurden durch Raketenbeschuss ein Mann getötet und sechs Menschen verletzt, wie die dortige Verwaltung mitteilte. In der Region gab es Berichten zufolge einen Treffer auf ein Umspannwerk.

Im nordöstlichen Gebiet Sumy schlugen seit Montag in zahlreichen Orten russische Fliegerbomben und Artilleriegeschosse ein. Es gebe drei Verletzte. Durch die Region Sumy an der Grenze zu Russland läuft der Nachschub für die ukrainischen Truppen bei ihrer Offensive im russischen Gebiet Kursk.

Selenskyj fordert vom Westen reichweitenstarke Waffen

Selenskyj erneuerte die Aufforderung an die westlichen Verbündeten, schnell Waffen zur Raketenabwehr zu liefern.

«Flugabwehrsysteme und zugehörige Raketen sind in der Ukraine erforderlich und nicht irgendwo in einem Lager», unterstrich der Staatschef.

Erneut betonte er auch, dass es reichweitenstarke Raketen brauche, um Schläge auf militärische Ziele im russischen Hinterland auszuführen.

«Schläge mit grosser Reichweite, die den russischen Terror abwehren können, werden jetzt gebraucht, nicht irgendwann später. Jeder Tag der Verzögerung ist leider ein Verlust an Menschenleben», sagte Selenskyj.

(hah/sda/dpa)

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99 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Schlaf
03.09.2024 18:20registriert Oktober 2019
Wie oft wollen die Russen noch beweisen, dass sie Terroristen sind? Wie oft müssen sie noch töten, bis der Westen dies anerkennt?
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Voraus denken!
03.09.2024 18:23registriert März 2022
Für die Rechtspopulisten-Truppen ist das absolut kein Problem. Schliesslich ist wahlweise die NATO, die USA oder die EU Schuld daran, dass sich der Drecksstaat Ruzzland gegen die Ukraine wehren muss.

Deshalb darf man den Kriegsverbrecher Putain auch weiterhin hofierem und ihn unterstützen.
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FrancoL
03.09.2024 18:24registriert November 2015
Das wird immer heftiger werden, die Ukraine wird immer mehr leiden und leider wird sich eine Gleichgültigkeit gegenüber der Ukraine breit machen.
Ganz das was ein Putin immer wollte und wohl auch erreichen wird, weil nebst den Angriffen auf Zivilisten haben wir ja hier im Westen die Pazifistinnen, die die Ukraine gerne aufteilen würden und i einigen jähren die ganze Ukraine dem Idioten in Moskau überlassen. das wird aber nicht das Ende sein, denn die russischen Nationalisten um Putin möchten ja das alte sovjetische Gebiet wieder unter russischer Führung sehen.
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