Vor knapp zwei Jahren hätte er noch Geschichte schreiben können. Robert F. Kennedy Junior («RFK Jr.») hatte einen der höchsten Stimmenanteile aller unabhängigen oder Drittpartei-Kandidaten eines Präsidentschaftsrennens der letzten 50 Jahre. Im Mai holte er bei verschiedenen Umfragen rund 15 Prozent der Stimmen.
Heute sieht die Situation anders aus. Nur noch knapp fünf Prozent der Wählerinnen und Wähler wünschen sich den kontroversen Neffen des ehemaligen US-Präsidenten John F. Kennedy im höchsten Amt des Landes.
Nun scheint es, als habe RFK Jr. sich selber eingestanden, dass es mit dem Weissen Haus nichts mehr wird. Für Freitag hat er eine Rede angekündigt, in der er sich «an die Nation» wenden und über seine Zukunft reden möchte. Mehreren Berichten zufolge beabsichtigt er, seine Kampagne zu beenden. Und dann?
Anfang August bemühte sich Kennedys Team noch darum, ein Treffen mit Kamala Harris zu arrangieren. Dort sollte die Unterstützung des Unabhängigen im Gegenzug für eine künftige Rolle in der Regierung der Demokratin besprochen werden. Das Treffen kam jedoch nie zustande.
Jetzt scheint es so, als ob der ehemalige Demokrat zum Feind überlaufen wolle. Zu Beginn des Wahlkampfes griffen sich Donald Trump und RFK Jr. noch gegenseitig an. Kennedy, ein lautstarker Impfskeptiker, kritisierte Trump für dessen Programm zur Beschleunigung der Herstellung von Covid-Impfstoffen während der Pandemie. Der Ex-Präsident nannte RFK Jr. einen «radikalen Linken» und kritisierte ihn wegen seines Engagements im Umweltschutz.
Seit ein paar Monaten verstehen sich die beiden Kandidaten deutlich besser. Laut CNN arbeiten sie auf einen gemeinsamen Auftritt Ende Woche hin. Ein Hinweis dafür ist unter anderem, dass sowohl Trump als auch Kennedy Auftritte am Freitag in Phoenix, Arizona planen.
Anfang Woche sprach sich der Ex-Präsident schon für die Möglichkeit aus, Kennedy einen Job in seiner Regierung anzubieten. «Ich mag und respektiere ihn sehr», sagte Trump zu CNN. Nichtsdestotrotz ist der Rückzug aus dem Rennen der Tiefpunkt nach einer Reihe von negativen Schlagzeilen über den Anwalt.
Zuletzt erzählte der Siebzigjährige in einem Video, dass er vor Jahren einen Bärenkadaver am Strassenrand aufhob und in seinen Kofferraum frachtete. Ursprünglich habe er das Tier nach Hause nehmen, häuten und dann essen wollen. Wegen einer Planänderung habe er dafür aber keine Zeit mehr gehabt.
Stattdessen entsorgte er das tote Tier im New Yorker Central Park. Dazu legte er ein altes Fahrrad, um es wie einen Unfall aussehen zu lassen. Die Entdeckung des Bärenjungen und des Fahrrads sorgte in der ganzen Region für Schlagzeilen.
Nur wenige Monate zuvor wurde bekannt, dass das Mitglied einer der einflussreichsten Politiker-Familien der USA früher Gedächtnisprobleme hatte. Der Grund: ein toter Gehirnparasit.
Hinzu kommen Belästigungsvorwürfe durch eine ehemaligen Babysitterin der Familie. In einem Brief entschuldigte er sich für den Vorfall, an den er sich nicht erinnern könne. In einem Podcast sagte Kennedy: «Ich habe in meiner Ankündigungsrede gesagt, dass ich so viele Leichen im Keller habe, dass ich, wenn sie alle wählen könnten, als König der Welt kandidieren könnte.»
Zu den wirren Geschichten kommen bei RFK Jr. auch sehr ernste Geldsorgen. Laut dem neusten Finanzbericht seiner Kampagne, hatte er Ende Juli knapp 3,5 Millionen Dollar Schulden. Ein weiteres Problem: Er wird in New York von der Präsidentschaftswahl ausgeschlossen. Dies, weil ein Richter entschied, dass die Adresse auf seinen Unterschriftenlisten nicht sein Wohnsitz ist.
Den grössten Knick machten seine Umfragewerte aber am 21. Juli, als Joe Biden seinen Rücktritt aus dem Rennen um das Präsidentschaftsamt verkündete. Für viele war er also eine Alternative zum US-Präsidenten – aber vor allem auch zu Trump. In Umfragen, wo der Drittkandidat nicht aufgeführt ist, schneidet der Republikaner laut der «Washington Post» in der Regel besser ab. Kennedys Rückzug wird also wahrscheinlich Donald Trump zugutekommen. (aargauerzeitung.ch)
„Anfang Woche sprach sich der Ex-Präsident schon für die Möglichkeit aus, Kennedy einen Job in seiner Regierung anzubieten. "Ich mag und respektiere ihn sehr", sagte Trump zu CNN.“
Klar, wenn Trump dich mag und dich respektiert... nun, das war's.