Im Schutz vor russischen Aggressionen in der Ostsee setzt Dänemark auf neueste Technologie. Um die maritime Überwachung auszubauen, die Unterwasserinfrastruktur – etwa Tiefseekabel – zu schützen oder Putins Schattenflotte zu überwachen, testet Dänemark nun den Einsatz sogenannter Segeldrohnen. Wie unter anderem die Nachrichtenagentur AP berichtet, sind seit Beginn der Woche mehrere dieser unbemannten Wasserdrohnen unter dänischer Flagge in der Ostsee im Einsatz.
Laut Berichten handelt es sich bei der Mission zunächst um eine dreimonatige Testphase, in der das dänische Militär die Segeldrohnen des US-amerikanischen Herstellers Saildrone aus Kalifornien erprobt. Bei den Drohnen handelt es sich um etwa zehn Meter lange unbemannte Fahrzeuge, die mit Diesel, aber auch mit Solar- und Windenergie angetrieben werden. Diese neuartige Antriebstechnologie ermöglicht es den Drohnen, bis zu einem Jahr lang auf See zu bleiben und zu patrouillieren. Die durchschnittliche Einsatzdauer liegt derzeit jedoch bei etwa 100 Tagen.
Richard Jenkins, Geschäftsführer des US-Herstellers, sagt: «Der Zweck von Saildrone besteht darin, Augen und Ohren dort bereitzustellen, wo wir vorher keine Augen und Ohren hatten.» Die Drohnen sind ausschliesslich für die Datenerfassung konzipiert und haben keinen militärischen Einsatzzweck. Mithilfe integrierter KI sammeln die Segeldrohnen Informationen über verschiedene Sensoren, Kameras und Radarsysteme. So kann ein detailliertes Bild der maritimen Aktivitäten in einem Umfeld von bis zu 50 Kilometern erstellt werden – weit präziser, als es Satelliten tun.
Bei dem Testlauf handelt es sich um den ersten offiziellen Einsatz der Segeldrohnen in europäischen Gewässern. Zuvor hatte das Unternehmen jedoch bereits mit der US Navy zusammengearbeitet, etwa zur Bekämpfung des illegalen Drogenschmuggels und der illegalen Fischerei. Peter Viggo Jakobsen von der Königlichen Dänischen Verteidigungsakademie sagte, dass sich Dänemark angesichts der wachsenden Bedrohung durch Russland in der Region – insbesondere auf See – erhoffe, eine dauerhafte Überwachung des Seeraums sicherstellen und finanzieren zu können.
Trotzdem stösst das Projekt in Dänemark auch auf erheblichen Widerstand. Dass ein US-Unternehmen, das in einem so sensiblen Bereich wie der digitalen Sicherheit tätig ist, nun eine zentrale Rolle spielt, wird kritisch gesehen – insbesondere angesichts der angespannten Beziehungen zwischen Dänemark und dem US-Präsidenten Donald Trump. Dieser hatte während seiner zweiten Amtszeit wiederholt Andeutungen und Drohungen gemacht, die USA könnten Grönland – das offiziell zu Dänemark gehört – übernehmen.
Der Softwareentwickler und Unternehmer David Heinemeier Hansson sagte dem dänischen Sender DR: «Das Problem mit amerikanischen Unternehmen ist, dass sie sich an amerikanische Gesetze, amerikanische Verordnungen und den amerikanischen Präsidenten halten müssen. Er kann jederzeit Daten anfordern und jederzeit ein Konto schliessen.»
Auch Jacob Herbst, Vorsitzender des dänischen Cybersicherheitsrats, mahnt zur Vorsicht: «Angesichts der aktuellen internationalen Lage muss man bei der Auswahl amerikanischer Lieferanten in diesem Bereich natürlich sehr sorgfältig vorgehen.»
Der Einsatz der Segeldrohnen fällt in eine Zeit, in der die Nato mit einer Welle von Schäden an der maritimen Infrastruktur konfrontiert ist – darunter die Explosionen der Nord-Stream-Pipelines im Jahr 2022 und der Bruch von mindestens elf Unterseekabeln seit Ende 2023. Der jüngste Vorfall im Januar kappte eine Glasfaserverbindung zwischen Lettland und der schwedischen Insel Gotland. Häufig hatte man russische Akteure verdächtigt, durch eine hybride Kriegsführung gegen die Verbündeten der Ukraine vorzugehen.
Um den Ostseeraum künftig vollständig durch die US-Segeldrohnen abdecken zu können, müssten etwa zehn bis zwölf Drohnen gleichzeitig im Einsatz sein. Ein Hinweis darauf, dass es sich hierbei jedoch sehr wohl um eine langfristige Kooperation handeln könnte, besteht bereits: Das US-Unternehmen hat im April nach Europa expandiert und sein europäisches Hauptquartier in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen eingerichtet.