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Trump-Immobilienunternehmen wegen Steuerbetrugs schuldig gesprochen

Staatsanwalt verkündet: Trump-Firma wegen Steuerbetrugs schuldig gesprochen

Der Immobilienkonzern des früheren US-Präsidenten Donald Trump ist in einem Prozess in New York unter anderem wegen Steuerbetrugs schuldig gesprochen worden.
06.12.2022, 22:3307.12.2022, 04:40
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Eine Jury befand das verzweigte Unternehmenskonstrukt nach rund zweitägigen Beratungen in allen 17 Anklagepunkten für schuldig, wie Manhattans oberster Staatsanwalt Alvin Bragg am Dienstag mitteilte. Das Strafmass soll am 13. Januar verkündet werden. Ex-Präsident Trump war nicht persönlich angeklagt. Es handelt sich aber laut Bragg um die erste strafrechtliche Verurteilung seines Konzerns.

Manhattan District Attorney Alvin Bragg, center, surrounded by his legal team, speaks to the media after the jury found the Trump Organization guilty on all counts in a criminal tax fraud case, Tuesda ...
Alvin Bragg spricht nach dem Entscheid zur Presse.Bild: keystone

«Dies war ein Verfahren über Gier und Betrug», sagte Bragg. «In Manhattan steht keine Firma über dem Gesetz.» Die Generalstaatsanwältin des Bundesstaats New York, Letitia James, sagte: «Wir können keine Toleranz haben für Personen oder Organisationen, die die Gesetze verletzen, um ihre Taschen zu füllen.» Die Anwälte der Trump Organization kündigten an, in Berufung gehen zu wollen.

Angeklagt war neben der Trump Organization und einem weiteren mitangeklagten Trump-Unternehmen auch der langjährige Finanzchef des Konzerns, Allen Weisselberg, der sich schon vorab schuldig bekannt hatte. Er hatte ausgesagt, dass er und andere Angestellte jahrelang systematisch den Fiskus hintergangen hätten. Geldwerte Vorteile wie Luxusautos und teure Wohnungen seien nicht versteuert worden. Mit seinem Geständnis entging der heute 75-Jährige einer möglichen Haftstrafe von bis zu 15 Jahren. Stattdessen wurde er dazu verurteilt, insgesamt knapp zwei Millionen US-Dollar an fälligen Steuern und Strafe zu zahlen und bekam fünf Monate Haft sowie fünf weitere Jahre auf Bewährung auferlegt.

Der Trump Organization sowie einem weiteren mitangeklagten Unternehmen der Gruppe droht eine Geldstrafe von bis zu 1,7 Millionen Dollar. Während die Summe die Firma nicht sonderlich schmerzen dürfte, könnte das Image der Gruppe darunter empfindlich leiden. Und auch Trump selbst könnte das Urteil schaden. Der Ex-Präsident hatte anlässlich seines Einzugs ins Weisse Haus im Januar 2017 den Rückzug von der Spitze seiner Unternehmensgruppe angekündigt, die aus einer Vielzahl von Firmen besteht. Diese hatte er an Weisselberg sowie seine Söhne Don Jr. und Eric Trump übergeben.

Vor drei Wochen kündigte Trump an, bei den Präsidentenwahlen 2024 erneut als Kandidat für die Republikaner antreten zu wollen. Nach dem schwachen Abschneiden seiner Partei bei den US-Zwischenwahlen gilt er aber als politisch geschwächt. Trump, der sich mit extremen Positionen und durch die öffentliche Unterstützung rechter Kandidaten lautstark in den Wahlkampf eingemischt hatte, wurde auch von eigenen Parteikollegen dafür verantwortlich gemacht, dass die Republikaner bei den sogenannten Midterms weniger Sitze im Kongress gewonnen hatten als weithin erwartet. So konnte seine Partei nicht die Mehrheit im US-Senat zurückerobern und landete bei der Mandatsverteilung im Repräsentantenhaus nur knapp vor den Demokraten.

Trump ist an mehreren Fronten in rechtliche Auseinandersetzungen verwickelt. Kurz vor dem Ende seiner Amtszeit stürmten wütende Trump-Anhänger am 6. Januar 2021 nach einer Kundgebung des Präsidenten gewaltsam das Kapitol in Washington, wo der Kongress gerade den Wahlsieg seines demokratischen Herausforderers Joe Biden offiziell besiegeln wollte. Ein Untersuchungsausschuss im US-Repräsentantenhaus ist noch immer damit beschäftigt, die Attacke auf das Kapitol aufzuarbeiten.

Ungemach droht Trump auch an anderer Stelle: Die Bundespolizei FBI hatte am 8. August sein Anwesen Mar-a-Lago durchsucht und unter anderem vertrauliche und teils streng geheime Dokumente beschlagnahmt. Da Trump Regierungspapiere, für die wegen ihres sensiblen Inhalts zum Teil strenge Schutzvorkehrungen gelten, in seinem privaten Anwesen aufbewahrte, gab es Ermittlungen zur Frage, ob er gegen das Gesetz verstossen haben könnte. Trump weist die Vorwürfe zurück und bezeichnet das Vorgehen der Behörden gegen ihn als politisch motivierten Versuch, ihn um eine erneute Präsidentschaft zu bringen. (sda/dpa)

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23 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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M. mit Stil
06.12.2022 22:53registriert September 2022
Jaja, alles auf den Finanzchef abschieben. Und der Firmenboss ist totaaal unschuldig und hat von nichts gewusst. Wer's glaubt wird selig!
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Jo Kaj
06.12.2022 22:51registriert Juli 2019
Es kann doch nicht sein dass sich dieser Typ so rauschlingeln kann!?

Ist nicht er der behauptet, er sei der BESTE Unternehmer EVER! 🤦
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Scrat
07.12.2022 00:13registriert Januar 2016
Und jetzt bitte subito auch noch den Kopf dieses ganz übel stinkenden Fischs drankriegen!
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Das (vermeintlich) Unmögliche geschafft: Jury für Prozess gegen Trump steht

Die Jury für das Schweigegeld-Verfahren gegen Donald Trump steht: Nach rund dreitägigen Befragungen im ersten Strafprozess gegen einen früheren US-Präsidenten einigten sich Staatsanwaltschaft, Verteidigung und der Vorsitzende Richter am Donnerstag auf zwölf Geschworene, wie im Gerichtssaal anwesende Journalisten und Journalistinnen übereinstimmend berichteten. Auch ein Ersatzjuror wurde schon gefunden.

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