International
USA

Trump-Strafe soll erst nach US-Wahl verkündet werden

Trump-Strafe soll erst nach US-Wahl verkündet werden – und jetzt?

Muss Donald Trump ins Gefängnis oder nicht? Das werden die US-Amerikanerinnen und US-Amerikaner wegen dieser Verzögerung nun wahrscheinlich nicht wissen, wenn sie Anfang November zur Wahlurne gehen.
06.09.2024, 20:2906.09.2024, 20:29
Mehr «International»
FILE - Former President Donald Trump appears at Manhattan criminal court during jury deliberations in his criminal hush money trial in New York, May 30, 2024. (Steven Hirsch/New York Post via AP, Pool ...
Donald Trump während der Verhandlung in New York um die Schweigegeldzahlungen, die er während seiner Präsidentschaft getätigt haben soll.Bild: keystone

Im New Yorker Prozess um Schweigegeldzahlungen von Ex-Präsident Donald Trump wird die Strafe erst nach der Präsidentenwahl verkündet. Richter Juan Merchan legte nach einem Antrag Trumps das neue Datum auf den 26. November fest, wie aus Gerichtsunterlagen hervorging. Zuvor war die Festlegung des Strafmasses für den 18. September erwartet worden.

Video: watson/lucas zollinger

Trump fährt damit einen bedeutenden Erfolg im Rennen um das Weisse Haus ein. Er hat es geschafft, eine ihn bei der Wahl möglicherweise schädigende Strafe zu verzögern.

Der 78-Jährige hatte argumentiert, eine Entscheidung zum Strafmass nur wenige Wochen vor der Wahl am 5. November könnte die Integrität der Abstimmung beeinflussen. Zudem schrieben die Anwälte des 78-Jährigen, dass eine voraussichtliche Entscheidung des Richters zu einem weiteren Antrag bezüglich einer angeblichen Immunität Trumps zu wenig Zeit für einen Einspruch zulasse.

Diese Entscheidung hatte Merchan ursprünglich auf den 16. September festgelegt – zwei Tage vor Verkündung des Strafmasses. Als neuen Termin für diese Entscheidung legte Merchan nun den 12. November fest.

Richter Merchan schrieb zur Begründung seiner Entscheidung: «Dieser Fall steht einzigartig da und nimmt in der Geschichte dieser Nation einen einzigartigen Platz ein.» Die Strafmassverkündung werde vertagt, «um jeden Anschein – wie ungerechtfertigt auch immer – zu vermeiden, dass das Verfahren die bevorstehende Präsidentschaftswahl, bei der der Angeklagte kandidiert, beeinflusst hat oder zu beeinflussen versucht.»

Das Gericht sei eine faire, unparteiische und unpolitische Institution, so Merchan. Es dürfe nicht der Verdacht aufkommen, dass das Gericht eine Entscheidung treffe, um jemandem politisch zu schaden oder zu helfen.

Gefängnis droht im schlimmsten Fall

Die Verzögerung bedeutet, dass die US-Amerikaner Anfang November aller Voraussicht nach zur Wahlurne gehen, ohne zu wissen, ob der bereits schuldig gesprochene Trump ins Gefängnis muss oder nicht. Im Falle seines Siegs über die demokratische Kandidatin Kamala Harris könnte sich die Festlegung der Strafe zudem weiter verzögern. Trump droht im ärgsten Fall eine mehrjährige Haftstrafe. Einige Beobachter halten eine Auslegung zur Bewährung aber für wahrscheinlicher.

Geschworene in New York hatten den Ex-Präsidenten Ende Mai in 34 Anklagepunkten für schuldig befunden. In dem Prozess ging es um die illegale Verschleierung von Schweigegeldzahlungen an eine Pornodarstellerin, um sich Vorteile im Wahlkampf 2016 zu verschaffen. Es war das erste Mal in der Geschichte der Vereinigten Staaten, dass ein ehemaliger Präsident wegen einer Straftat verurteilt wurde.

Supreme-Court-Entscheidung als ein Hebel

Als Hebel diente den Anwälten Trumps auch ein weiterer Antrag zur angeblichen Immunität des 78-Jährigen nach einem entsprechenden Grundsatzurteil des Supreme Courts. Die Entscheidung dazu legte Merchan auf den 12. November. Sollte er diesem Antrag auch zustimmen, was Beobachter als eher unwahrscheinlich sehen, müsste der Prozess vermutlich neu aufgerollt werden.

Der oberste US-Gerichtshof hatte Anfang Juli mit seiner rechtskonservativen Richter-Mehrheit entschieden, dass Trump für gewisse Amtshandlungen Immunität geniesst. Diese historische Entscheidung nutzt Trump, um die verschiedenen Verfahren gegen ihn zu stoppen.

Zwar ist der New Yorker Schweigegeldfall an sich anders gelagert, weil er sich in erster Linie um Trumps Handlungen als Präsidentschaftskandidat vor der Wahl 2016 dreht. Doch das Urteil des Supreme Court besagt auch, dass Amtshandlungen von US-Präsidenten nicht als Beweise in Strafverfahren angeführt werden. Trumps Anwälte argumentieren, dass die Anklage sich in dem Fall auch auf Beweise gestützt hat, die aus Trumps Zeit im Weissen Haus stammen.

Das wegweisende Immunitäts-Urteil des Supreme Court hat bereits dazu geführt, dass die Anklageschrift im Verfahren wegen versuchten Wahlbetrugs in der US-Hauptstadt Washington von der Staatsanwaltschaft überarbeitet wurde. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
63 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Viva Svizzera
06.09.2024 20:11registriert März 2023
Finde ich eine falsche Entscheidung. Die Strafe sollte vor der Wahl bekannt sein.
1235
Melden
Zum Kommentar
avatar
Swen Goldpreis
06.09.2024 20:51registriert April 2019
"Die Strafmassverkündung werde vertagt, «um jeden Anschein zu vermeiden, dass das Verfahren die bevorstehende Präsidentschaftswahl beeinflusst hat oder zu beeinflussen versucht.»"

Das finde ich ein seltsames Argument. Das Gericht beeinflusst mit dieser Entscheidung die Wahl ja jetzt trotzdem - nun einfach zu Gunsten von Trump.

Es ist schon richtig, dass die Justiz die Wahl nicht beeinflussen will. Aber gleichzeitig hat die Öffentlichkeit ein Recht darauf, informiert zu wählen. Und genau das wird so erschwert. Für mich eine absolute Fehlentscheidung.
1075
Melden
Zum Kommentar
avatar
Schlaf
06.09.2024 20:02registriert Oktober 2019
Läuft für Trump…
Mikrofone sind stumm im TV-Duell, des Zuhörers, was definitiv Trump zugute kommt.
Und jetzt noch dies..
Heulen wird er trotzdem wie ein Schlosshund, wenn er verliert.
Und natürlich von Betrug sprechen.
1069
Melden
Zum Kommentar
63
    Israels Botschafterin: «Wir lassen die Bevölkerung in Gaza nicht hungern»
    Weltweit wird die Kritik an Israels Vorgehen im Gaza-Streifen lauter – auch von traditionellen Verbündeten. Im Gespräch widerspricht Botschafterin Ifat Reshef dem Vorwurf, ihr Land setze Hunger als Waffe ein und töte vorsätzlich Zivilisten.

    Die humanitäre Situation im Gaza-Streifen ist weiterhin dramatisch. Nach zweieinhalb Monaten Blockade lässt Israel seit dem 19. Mai wieder Lieferungen zu. Deren Verteilmodus – über eine private Stiftung und bewacht von privaten US-Sicherheitskräften – wird von der UNO und mehreren Staaten scharf kritisiert, ebenso wie die jüngste Grossoffensive der israelischen Armee.

    Zur Story