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DeSantis im Gegenwind: Warum die Zweifel am Trump-Herausforderer wachsen

DeSantis im Gegenwind: Warum die Zweifel am Trump-Herausforderer wachsen

Im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf kommt Trump-Konkurrent Ron DeSantis unter Druck: Der Gouverneur von Florida muss den Gürtel enger schnallen, weil sich die Wahlkampfkasse leert. Bei den Demokraten überrascht der Biden-Konkurrent Robert F. Kennedy Jr.
17.07.2023, 21:5819.07.2023, 15:50
Renzo Ruf, Washington / ch media
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Republican presidential candidate Florida Gov. Ron DeSantis speaks during the Tennessee Republican Party Statesmen's Dinner, Saturday, July 15, 2023, in Nashville, Tenn. (AP Photo/George Walker I ...
Ron DeSantis, Gouverneur von Florida, am 15. Juli 2023 in Nashville.Bild: keystone

Die Euphorie ist verflogen. Zwei Monate, nachdem Floridas Gouverneur Ron DeSantis ins Rennen um das Weisse Haus stieg, geht dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten bereits der Schnauf aus. Am Wochenende wurde bekannt, dass sein Wahlkampfstab etwas mehr als zehn Prozent der Angestellten entlassen werde. Mit dieser Schrumpf-Kur will DeSantis, der noch zu Jahresbeginn als der gefährlichste innerparteiliche Gegner von Ex-Präsident Donald Trump galt, Geld sparen.

Das mag auf den ersten Blick widersprüchlich klingen, gilt DeSantis doch als begabter Spendensammler. Gegen 150 Millionen Dollar habe der Republikaner im 2. Quartal des laufenden Jahres eingesammelt, verkündeten seine Berater kürzlich. Der zweite Blick zeigt aber: Bei dieser Erfolgsmeldung handelte es sich um Zahlenakrobatik.

Denn zum einen befinden sich nur ein Teil dieses Geldes – rund 20 Millionen Dollar – in der Wahlkampfkasse von DeSantis. Die restlichen Spenden sammelte sein auf dem Papier unabhängiges Wahlkampfvehikel «Never Back Down» ein. (Direkte Absprachen zwischen Wahlkampfkomitees und Super PACs wie «Never Back Down» sind in den USA gesetzlich verboten.) Wobei einsammeln eigentlich das falsche Wort ist: Zu Beginn seines Wahlkampfes überwies DeSantis kurzerhand mehr als 82 Millionen Dollar an Spendengeldern, die er 2022 im Gouverneurswahlkampf angehäuft hatte, an «Never Back Down».

Zum anderen lebte der 44 Jahre alte DeSantis in den ersten Monaten seines Wahlkampfes auf grossem Fuss. Sein Wahlkampf kostete bis Ende Juni fast 8 Millionen Dollar. Unter dem Strich befinden sich in seiner Wahlkampfkasse deshalb nur noch 9 Millionen Dollar - bei den restlichen 3 Millionen Dollar handelt es sich um Spendengelder, die DeSantis erst ausgeben dürfte, wenn er den Vorwahlkampf der Republikaner gewinnen würde.

Danach sieht es aber derzeit nicht aus. Meinungsumfragen sehen Trump klar an der Spitze des Feldes. Der 77 Jahre alte Ex-Präsident schwimmt zwar nicht unbedingt im Geld: Im 2. Quartal 2023 nahm er 17.7 Millionen Dollar ein, wobei ihm vor allem Kleinspender die Treue hielten. In Trumps Wahlkampfkasse befinden sich aber mehr als 22.5 Millionen Dollar. Ein anderer rechter Präsidentschaftskandidat, der sich ums Geld keine Sorgen machen muss: Tim Scott, Senator aus South Carolina. Der 57-Jährige sitzt auf einer Wahlkampfkasse, in der sich mehr als 21 Millionen Dollar befinden.

Biden sammelte knapp 20 Millionen Dollar ein

Auch für Joe Biden ist das Geld nicht das Problem. Zwar griff auch der Präsident auf Zahlenakrobatik zurück, um sein Sammelergebnis schönzureden. So belief sich die Zahl der Spendengelder im 2. Quartal auf 19.9 Millionen Dollar – und nicht auf rund 72 Millionen Dollar, wie Bidens Wahlkampfchefin Julie Chavez Rodriguez verkündet hatte.

FILE - President Joe Biden speaks during a news conference with Finland's President Sauli Niinisto at the Presidential Palace in Helsinki, Finland, Thursday, July 13, 2023. (AP Photo/Susan Walsh, ...
Joe Bidens Wahlkampfkasse ist gut gefüllt.Bild: keystone

Die Differenz lässt sich mit den Spendengeldern erklären, die vom nationalen Parteiapparat der Demokraten verbucht wurden. Auch dieses Geld kann Biden im Wahlkampf 2024 ausgeben, setzen die Demokraten doch alles daran, dem Amtsinhaber eine zweite Amtszeit zu ermöglichen.

Unangefochten ist Biden allerdings nicht. In den Vorwahlen wird der Präsident unter anderem durch den Anwalt und Aktivisten Robert F. Kennedy Jr. herausgefordert. Der Neffe des 1963 ermordeten Präsidenten nahm im 2. Quartal 6.3 Millionen Dollar an Spendengeldern ein, eine ansprechende Summe für einen politischen Neuling.

FILE - Robert F. Kennedy Jr. speaks at an event where he announced his run for president on Wednesday, April 19, 2023, at the Boston Park Plaza Hotel, in Boston. (AP Photo/Josh Reynolds, File)
Robert F. Kennedy Jr. ist der Neffe des 1963 ermordeten Präsidenten JFK. Bild: keystone

Unter den Gönnern befand sich übrigens auch ein gewisser Eric Clapton aus England. Allerdings dürfen amerikanische Politiker keine Wahlkampfspenden von ausländischen Staatsbürgern annehmen, selbst dann nicht, wenn der Spender einer der besten Gitarristen der Welt ist. Also musste Kennedy die 5000 Dollar retournieren. (aargauerzeitung.ch)

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via cbs miami

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8 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Liebu
17.07.2023 23:05registriert Oktober 2020
Das mag auf den ersten Blick widersprüchlich klingen, gilt DeSantis doch als begabter Spendensammler. Gegen 150 Millionen Dollar habe der Republikaner im 2. Quartal des laufenden Jahres eingesammelt, verkündeten seine Berater kürzlich. Der zweite Blick zeigt aber: Bei dieser Erfolgsmeldung handelte es sich um Zahlenakrobatik.
Denn zum einen befinden sich nur 30 Prozent dieses Geldes – rund 20 Millionen Dollar – in der Wahlkampfkasse von DeSantis.

Bei mir ergibt 30% von 150 Mio immerhin 45 Mio und nicht nur 20 Mio. Aber ich war halt auch nur Primarschüler und nicht Zahlenakrobat.
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Max Dick
17.07.2023 22:53registriert Januar 2017
Ich denke nicht, dass Justizminister Robert Kennedy stolz auf seinen Sohn gewesen wäre.

Zu den Reps: Der ungeliebte Kronfavorit mit einem Bein im Knast, von den Herausforderern gibt es keinen Favoriten. Was auch immer kommt, eine GOP, die sich gegenseitig bekämpft, ist ein Segen für Biden. Eine GOP, in der sich von den MAGAs bis zu den gemässigten Sympathisanten alle um einen Kandidaten scheren, eine grosse Gefahr.
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