International
USA

Donald Trump: Wie Georgia über seine Zukunft entscheidet

Former President Donald Trump speaks during a rally, Friday, July 7, 2023, in Council Bluffs, Iowa. (AP Photo/Charlie Riedel)
Donald Trump am 7. Juli 2023.Bild: keystone

Warum Trump in Georgia zu Fall kommen könnte

Die nächste schwerwiegende Anklage gegen Donald Trump ist wohl nur noch eine Frage der Zeit. Für den Ex-Präsidenten wird sie bedrohlicher als andere.
14.07.2023, 13:1714.07.2023, 13:22
Bastian Braun / t-online
Mehr «International»
Ein Artikel von
t-online

Das Schicksal von Donald Trump könnte sich in Georgia entscheiden. Noch sind die Vorbereitungen einer weiteren, schwerwiegenden Anklage gegen den Ex-Präsidenten nicht abgeschlossen. Aber mit jedem Tag rückt die Entscheidung in dem Bundesstaat näher.

Irgendwann zwischen dem 31. Juli und dem 18. August könnte die Anklage laut der zuständigen Bezirksstaatsanwältin Fani Willis vorliegen. Eine sogenannte «Grand Jury» wird dann entscheiden, ob die Anschuldigungen der Staatsanwaltschaft eine Anklage und einen Prozess rechtfertigen. Die Chancen für Trump stehen ausgesprochen schlecht, denn die Beweise wirken erdrückend.

Hier, im Südosten der USA, hatte Trump am 2. Januar 2021 den republikanischen Innenminister von Georgia, Brad Raffensperger, angerufen. Auf einer veröffentlichten Tonbandaufnahme ist der damalige Präsident zu hören, wie er Raffensperger auffordert, 11'780 Stimmen «zu finden». Es wären genau so viele Stimmen gewesen, wie Trump benötigt hätte, um Joe Biden in Georgia zu besiegen.

Sollte es wirklich zur Anklage kommen, droht Trump nicht weniger als ein Verfahren wegen versuchter Wahlmanipulation. Auch wenn es inzwischen fast alltäglich erscheint, dass ein ehemaliger US-Präsident wegen solcher und anderer schwerwiegender mutmasslicher Vergehen angeklagt wird, hat der Fall in Georgia für Trump eine besondere Brisanz. Denn am Ende könnte dieser ihm seinen Wahlsieg im Jahr 2024 kosten.

FILE - Former President Donald Trump speaks at a campaign event, Saturday, July 8, 2023, in Las Vegas. The Justice Department on Tuesday, July 11, 2023, said that Trump can be held personally liable f ...
Donald Trump hält viel von sich.Bild: keystone

In Georgia zählt jede Stimme

Laut Prognosen diverser politischer Institute wird die voraussichtliche Stimmverteilung in den USA in fast allen Bundesstaaten bei Präsidentschaftswahlen im kommenden Jahr sehr eindeutig ausfallen: Entweder gewinnen klar die Republikaner oder klar die Demokraten. In vier Schlüsselbundesstaaten aber ist das Ergebnis derzeit eher offen. Neben Arizona, Wisconsin und Nevada gehört zu diesen extrem wichtigen Bundesstaaten auch Georgia. Das bedeutet, die Wahlkampfteams werden ihre Kampagnen ganz besonders auf diese Staaten konzentrieren, um die Wählerinnern und Wähler zu überzeugen.

Ein andauerndes Gerichtsverfahren im Schlüsselbundesstaat Georgia würde für Donald Trump darum auch ohne ein gesprochenes Urteil bereits eine schwere Hypothek bedeuten. Bei seiner ersten Wahl 2016 hatte er diesen umkämpften Bundesstaat noch deutlich vor seiner damaligen Gegnerin Hillary Clinton gewonnen. 2020 aber unterlag er gegen Joe Biden mit 0.2 Prozentpunkten, also mit genau dem Abstand, den er mit von Brad Raffensperger «aufzufindenden» 11'780 Stimmen wettmachen wollte.

Wie dramatisch die Lage für Trump in Georgia ist, machte zuletzt die Stichwahl um einen wichtigen Sitz im US-Senat deutlich. Der von Donald Trump unterstützte Ex-Footballstar Herschel Walker unterlag dabei dem Kandidaten der Demokraten, Raphael Warnock. Schafft es Trump nicht, die Mehrheit der Bevölkerung in Georgia für sich zu gewinnen, wird es für ihn noch schwieriger, Joe Biden zu schlagen. Eine Anklage würde die Erinnerung an Trumps manipulatives Verhalten in der Bevölkerung in Georgia wachhalten. Spätestens 2024 könnte ihn und seine Partei das empfindlich beschädigen.

Former President Donald Trump hugs Georgia Senate candidate Herschel Walker during his Save America rally in Perry, Ga., on Saturday, Sept. 25, 2021. (AP Photo/Ben Gray)
Herschel Walker: Trumps Kandidat in Georgia verlor am Ende deutlich. (Archivbild) Bild: keystone

Trump wird sich treu bleiben

Das zu erwartende Gerichtsverfahren in Georgia könnte darum auch schon zur Gefahr für Trump im parteiinternen Wahlkampf werden. Auch wenn weite Teile der stimmberechtigten Parteibasis treu zu ihm halten, ist die Aussicht auf eine mögliche spätere Niederlage gegen Joe Biden ein wichtiges Argument für Gegner wie Ron DeSantis, Mike Pence oder Nikki Haley. Nach dem Motto «Wer Trump bei den Vorwahlen gewinnen lässt, der verliert 2024» könnten die anderen Kandidaten zumindest versuchen, die Basis zu überzeugen. Allerdings ist fraglich, ob so viel Weitblick von den Mitgliedern zu erwarten ist.

Trump und seine Anwälte werden jedenfalls einmal mehr auf einen Mix aus öffentlichen Beschimpfungen und formalen Verzögerungen setzen. Schon früh bezichtigte Trump die zuständige Bezirksstaatsanwältin Fani Willis in Georgia, sie strenge das Verfahren gegen ihn aus rein politischen Motiven an, um die kommenden Wahlen zu manipulieren. In wohl keinem anderen Fall verdreht Trump damit die Realität so sehr ins Gegenteil wie in Georgia.

Sollte die «Grand Jury» von Atlanta in den kommenden Wochen tatsächlich gegen Trump entscheiden, käme es zur insgesamt dritten schweren Anklage gegen einen ehemaligen US-Präsidenten. Es wäre ein dreifaches historisches Novum. In Manhattan, New York, läuft ein Verfahren gegen Trump wegen mutmasslicher Fälschung von Geschäftsunterlagen im Zusammenhang mit Schweigegeldzahlungen an den Pornostar Stormy Daniels. In Florida muss sich Trump in 37 Fällen wegen mutmasslichen Missbrauchs von vertraulichen Regierungsdokumenten sowie wegen Behinderung der Justiz verantworten.

(Bastian Brauns berichtet für t-online aus Washington)

    DANKE FÜR DIE ♥
    Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
    (Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
    5 CHF
    15 CHF
    25 CHF
    Anderer
    Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
    Das könnte dich auch noch interessieren:
    Hast du technische Probleme?
    Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
    20 Kommentare
    Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
    Die beliebtesten Kommentare
    avatar
    egrs
    14.07.2023 14:17registriert Juni 2019
    Dieses Justizsystem da drüben ist doch eh für nichts. Da sitzen tausende unschuldig und ohne jegliche stichhaltige Beweise im Gefängnis, und solche Verbrecher wie Trump nicht trotz aller Beweise gegen ihn. Und dann stellt er sich als das grosse Opfer der Nation da und so viele glauben ihm jedes Wort und sind tatsächlich bereit, den nochmals zu wählen.
    Da ist doch Hopfen und Malz verloren. Aber ja, wie gewählt so geliefert.
    818
    Melden
    Zum Kommentar
    avatar
    Schlaf
    14.07.2023 13:40registriert Oktober 2019
    Auf einer veröffentlichten Tonbandaufnahme ist der damalige Präsident zu hören, wie er Raffensperger auffordert, 11'780 Stimmen «zu finden».

    Schon fraglich und tragisch, was es alles braucht, um einen Schwerverbrecher wie Trump zu bestrafen.
    Der Mann ist eine Katastrophe für das Land, dass er wieder gross machen wollte.
    765
    Melden
    Zum Kommentar
    avatar
    Triumvir
    14.07.2023 14:20registriert Dezember 2014
    In meinen Augen ist es ein Skandal, dass dieser Umstürzler immer noch nicht verurteilt wurde und im Knast schmort. Das spricht nicht unbedingt für das amerikanische Justizsystem...
    745
    Melden
    Zum Kommentar
    20
    Michael Schumacher: Verdächtige gestehen im Erpressungsfall gegen Familie
    Zwei von drei Verdächtigen haben die versuchte Erpressung der Familie von Michael Schumacher gestanden. Der dritte im Bunde bestreitet die Vorwürfe.

    Im Prozess um die versuchte Erpressung der Familie von Ex-Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher haben der Hauptangeklagte und sein Sohn Geständnisse abgelegt. «Ich stehe dafür gerade. Ich habe den Scheiss gebaut», sagte der 53-jährige Wuppertaler beim Prozessauftakt am Wuppertaler Amtsgericht. Zum Anwalt, der Corinna Schumacher als Nebenklägerin vertritt, sagte er: «Richten sie der Familie bitte aus, dass es mir wirklich leidtut.»

    Zur Story