Piraterie ist ein uraltes Geschäftsmodell. Auch heute treiben Seeräuber immer noch ihr Unwesen auf den Weltmeeren. Die schwarzweisse Piratenflagge mit dem Totenkopf wird allerdings nicht mehr gehisst.
Die Zahl der Piratenangriffe dürfte allerdings deutlich tiefer liegen als noch zur Blütezeit der Piraten und Korsaren. Auch in den letzten Jahren nahm die Zahl der Überfälle mehr oder weniger konstant ab. Und dies, obwohl 2023 eine leichte Zunahme gemeldeter Piratenangriffe festgestellt wurde. So gingen beim «IMB Piracy Reporting Centre» im Vorjahr 120 Meldungen ein, 2022 waren es noch 115:
Auffallend ist der Peak in den Jahren 2009 bis 2011, als jeweils über 400 Meldungen jährlich eingingen. Damals, zwischen dem Jahr 2000 und 2011, lag der Hotspot der Piraten vor Somalia, als der dortige Bürgerkrieg einen «rechtsfreien» Raum begünstigte. Das Problem vor Somalia wurde mit dem grossflächigen Einsatz von Militär weitgehend neutralisiert. Von 2017 bis 2023 wurden keine Angriffe von Piraten am Horn von Afrika gemeldet.
2023 gab es jedoch in anderen Gebieten wieder eine Zunahme – und dies, obwohl das Jahr ruhig startete. Im ersten Quartal verzeichnete das Internationale Schifffahrtsbüro IMB noch den tiefsten Wert von Angriffen seit 1993, in den nächsten neun Monaten ereigneten sich aber mehrere Vorfälle, insbesondere im Golf von Guinea und an der Strasse von Singapur.
Die Region in Südostasien entwickelte sich so zum Hotspot der Piraterie. Alleine 2023 wurden dort 67 Vorfälle gemeldet – das ist mehr als die Hälfte aller Angriffe.
Wie aktuelle Daten zeigen, bleibt Südostasien mit der Strasse von Singapur, am Ende der rund 800 Kilometer langen Strasse von Malakka, eine der gefährlichsten Piratengegenden. Die Meeresenge ist schon seit Jahrhunderten bekannt für Piraterie.
Auch nach der Jahrtausendwende gab es bei einer der meistbefahrenen Handelsrouten, mit rund 250 Schiffen täglich, vermehrt Angriffe. Diese wurden durch verstärkte Patrouillen massiv eingeschränkt. In den letzten Jahren nahmen sie aber wieder zu.
Viele Meldungen erreichten das IMB im letzten Jahr auch aus Peru. Bei der Hafenstadt Callao werden Schiffe, die vor Anker liegen, oft von mit Messern bewaffneten Piraten überfallen.
Auch 2024 ereigneten sich schon wieder über 20 Vorfälle mit Piraten. Sechs davon in der Strasse von Singapur und Malakka:
Meist werden Handelsschiffe angegriffen, denn die Piraten haben es auf die Ware als Beute abgesehen. Passagierschiffe bleiben meist von Angriffen verschont.
Die Attacken von Piraten sind dabei zu 91 Prozent von Erfolg gekrönt. Meist kommen die Diebe mit einer Beute davon. Das Problem der Reedereien ist, dass der Aufwand für geschützten Transport sehr gross ist. Mit Patrouillen und Satellitenüberwachung kann die Gefahr eingeschränkt werden. Grundsätzlich sind die Piraten aber mit ihren wendigen Kleinbooten sehr schwierig zu fassen.
Immerhin neun Angriffe konnten frühzeitig abgewehrt werden. Oft ist dies der Fall, wenn eine Patrouille auf dem Schiff die Angreifer früh entdeckt und Alarm schlägt. Bei den Vorfällen mit Schusswechseln gaben die Angreifer auf, als sie merkten, dass es bewaffneten Widerstand gibt. Kurz zusammengefasst gilt: Piratenangriffe können meist nur mit hohem Personalaufwand verteidigt werden.
Äh nein: Es braucht offenbar nur ein Gewehr.