Der Preis für Olivenöl hat sich seit 2018 mehr als verdoppelt. Besonders stark vom Preisanstieg betroffen ist «olio extra vergine» aus dem spanischen Jaén: Für 100 Kilo bezahlte man vor fünf Jahren 263 Euro. Im vergangenen November waren es bereits 787 Euro. Das Speiseöl wurde so zu flüssigem Gold.
Das wissen auch Betrüger – und nutzen dies schamlos aus. Sie mischen etwa minderwertige Öle in das teure Olivenöl oder schummeln bei Kennzeichnungen. So kam es in der EU im ersten Quartal dieses Jahres zu einer Rekordzahl potenzieller Betrugsfälle und falscher Etikettierungen, wie der «Guardian» schreibt.
Um das Ausmass zu verdeutlichen: Im ersten Quartal 2018 wurden von der EU lediglich 15 solcher Fälle registriert. In den ersten drei Monaten dieses Jahres seien 50 Fälle registriert worden, so die britische Zeitung. Und: Es handelt sich dabei nur um Fälle, die von den Mitgliedstaaten entdeckt und der EU-Generaldirektion für Gesundheit gemeldet worden waren.
Gemeldet wurden unter anderem Rückstände von nicht zugelassenen Pestiziden oder Mineralölen. Zudem wurde dem nativen Olivenöl – eine Bezeichnung für hochwertigeres, unraffiniertes Öl mit einem geringeren Säuregehalt – billiges Öl beigemischt, oder dann waren die Herkunftsbezeichnungen falsch. Diese Meldung sei besonders häufig, so der «Guardian».
In einem Fall hat Deutschland Lampantöl gemeldet, das als besonders hochqualitatives «olio extra vergine» (natives Olivenöl extra) aus Israel beschriftet war. Dabei ist Lampantöl ohne weitere Raffination nicht einmal für den menschlichen Verzehr geeignet. Denn es wird aus verdorbenen, vom Boden aufgesammelten Oliven gewonnen, die teilweise bereits in der Fermentation sind. Es kommt zum Beispiel als Lampenöl zum Einsatz.
Einen ähnlichen Fall gab es im November letzten Jahres in Italien: Die Behörden beschlagnahmten 550'000 Kilogramm Öl, das als Olivenöl deklariert war – in Wirklichkeit aber aus einer Mischung verschiedener Pflanzenöle bestand. Der Wert der beschlagnahmten Ware: 250'000 Euro.
Muss man also davon ausgehen, dass in den Supermarktregalen verunreinigtes Olivenöl in Massen steht?Chris Elliott, Professor für Lebensmittelsicherheit an der Queen’s University in Belfast, verneint dies gegenüber dem «Guardian»:
Dass Olivenöl immer treuer wird, hängt mit den heissen und trockenen Sommern der letzten Jahre zusammen. Besonders Spanien, das 2018/19 mehr als die Hälfte des weltweiten Olivenöls produzierte, wurde von Dürren und Hitzewellen heimgesucht. Für die Saison 2023/24 ist ein Rückgang von 27 Prozent der spanischen Produktion gegenüber 2018/19 prognostiziert. Wird dies eintreffen, dann wird weniger Olivenöl produziert, als erwartungsgemäss konsumiert werden wird.
Das flüssige Gold wird sich dadurch wohl weiter verteuern. Und für Betrüger noch interessanter. (yam)