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25'000 DDT-Fässer im Pazifik entdeckt

Giftiger Fund: 25'000 DDT-Fässer vor der Küste Kaliforniens entdeckt

Meeresforschende haben vor der Küste Kaliforniens 25'000 Fässer entdeckt, die möglicherweise DDT enthalten.
27.04.2021, 10:1527.04.2021, 14:24
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An der südkalifornischen Küste in der Nähe der Catalina Island wurde schon seit längerem eine Unterwasser-Giftmülldeponie aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges vermutet. Forschende der Universität Kalifornien haben diese nun aufgespürt, berichtet die «Los Angeles Times». Die Deponie erstreckt sich über 14.5 Hektaren Meeresboden (entspricht etwa 20 Fussballfeldern) und umfasst 25'000 Fässer. In der Region wurden bereits hohe Konzentrationen der giftigen Chemikalie im Ökosystem festgestellt.

Historische Schifffahrtsprotokolle zeigten, dass das Becken in Südkalifornien von Industrieunternehmen als Mülldeponie genutzt wurde. Erst mit dem Eintreten des sogenannten «Ocean Dumping Act» 1972 wurde die Müllentsorgung im Ozean verboten. Vor 10 Jahren wurden schliesslich erste DDT-Fässer in der Region entdeckt.

In this 2011 image provided by the University of California Santa Barbara, a barrel sits on the seafloor near the coast of Catalina Island, Calif. Marine scientists say they have found what they belie ...
Ein Fass, das möglicherweise DDT enthält, in der Nähe der Catalina Island in Kalifornien.Bild: keystone

Da diese aber tief unter der Meeresoberfläche lagen, war der genaue Ort und das Ausmass der Deponie bis jetzt nicht bekannt.

Was ist DDT?
Dichlordiphenyltrichlorethan ist eine Substanz, die zur Bekämpfung von Insekten eingesetzt wurde und ab 1940 weltweite Verwendung fand. Aufgrund seiner chemischen Stabilität lagerte es sich aber im Gewebe von Menschen und Tieren ab, wie man im Laufe der Zeit feststellte. Vor allem Greifvögel reagierten empfindlich auf die Substanz, was zu in einigen Regionen zu massiven Bestandsverringerungen führte. Nachdem DDT zudem unter Verdacht geriet, beim Menschen krebserregend zu wirken, wurde es in den 1970er Jahren in den meisten Industrieländern verboten. Im zweiten Weltkrieg wurde die giftige Substanz vor allem zur Lausbekämpfung und zur Malariavorbeugung im Südpazifik angewandt.

Mithilfe von Unterwasserdrohnen, die mit Sonartechnik arbeiten, war es nun möglich, hochauflösende Bilder der Fässer zu schiessen und eine Unterwasserkarte zu erstellen. Eric Terrill, leitender Wissenschaftler der Expedition war schockiert über das Ausmass der Deponie. Ob die Fässer aber tatsächlich DDT enthalten muss mittels Sedimentproben noch bestätigt werden. Es wird geschätzt, dass zwischen 350 und 700 Tonnen DDT in diesem Gebiet abgeladen wurden.

In this March 2021 image provided by Scripps Institution of Oceanography at UC San Diego, the research Vessel Sally Ride is seen off the coast of Santa Catalina Island, Calif. Marine scientists say th ...
Das Forschungsschiff Sally Ride der «Scripps Institution of Oceanograpy».Bild: keystone

Noch seien die langfristigen Auswirkungen auf das Meeresleben und den Menschen unbekannt, sagt Lihini Aluwihare, Ozeanograph des «Scripps Institution of Oceanograpy» der Universität Kalifornien in San Diego. Doch in der Gegend wurden bereits hohe DDT-Konzentrationen in Meeressäugern festgestellt und es wird vermutet, dass die Chemikalie für Krebs bei Seelöwen verantwortlich sein könnte.

Die Forschenden des Scripps Instituts hoffen, dass die Aufräumarbeiten im Ozean durch ihre Entdeckungen vorangetrieben werden. (saw)

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32 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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(isb)
27.04.2021 10:31registriert April 2021
Aus den Augen, aus dem Sinn… frage mich wie viele solche Altlasten/ Entsorgungssünden noch existieren - nicht nur dort, sondern auch hier…
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Philomaniac
27.04.2021 10:18registriert Januar 2018
Einfach nur übel wie mit der Natur umgegangen wird.
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Unicron
27.04.2021 10:57registriert November 2016
Jaja, einfach mal Giftmüll in den Ozean kippen. Unglaublich wie kurzsichtig man "früher" gehandelt hat.
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