Diese Worte stammen von der Geschäftsführerin des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP), Inge Anders. Stehen tun sie in der Einleitung eines Berichts zu einer spekulativen, potenziell klimarettenden Technologie: der Solar Radiation Modification (SRM). Die Methode, bei der die Sonneneinstrahlung modifiziert wird, gilt schon seit Jahren als Hoffnungsträgerin im Kampf gegen die Klimaerwärmung.
Aber so einfach ist es eben nicht, wie Anders gleich in ihrem Vorwort des Berichtes, der am Montag erschienen ist, klarstellt. Noch ist die Forschung zu unausgereift, um zum Einsatz zu kommen. Gleichzeitig drängt die Zeit: Der Klimawandel hat in den vergangenen Jahren bereits mehrfach seine zerstörerische Macht unter Beweis gestellt.
Um diesem Einhalt zu gebieten, wurde 2015 in Paris ein wegweisendes Klimaabkommen unterzeichnet. Dieses sah vor, die globale Erwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Niveau «deutlich unter» 2 Grad Celsius und idealerweise unter 1,5 Grad zu halten.
Auch wenn das Abkommen als bahnbrechend galt, hapert es bei der Umsetzung gewaltig. Die Welt scheint nach wie vor ungehindert in die Klimaerwärmung zu schlittern. Einige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zweifeln bereits an der Erreichbarkeit des Ziels. In einem offenen Brief, der am Montag veröffentlicht wurde, schreiben sie:
Die 70 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die den Brief unterzeichnet haben, schlagen deshalb wie das UNEP vor, die Forschung rund um die Solar Radiation Modification (SRM) voranzutreiben.
Bei der SRM handelt es sich um sogenanntes Geoengineering. So werden diejenigen Massnahmen bezeichnet, die zum Ziel haben, die globale Erwärmung abzubremsen. Dafür greifen sie gezielt in bestimmte Kreisläufe ein, die das Weltklima beeinflussen. Bei der SRM ist das die Sonnenstrahlung.
Das globale Klima wird dadurch bestimmt, wie viel Sonnenstrahlung von der Erde absorbiert und wie viel in den Weltraum zurückreflektiert wird. Eine Reduktion der Sonnenstrahlung – und damit der globalen Temperaturen – kann auf verschiedene Weise erreicht werden. So etwa durch die Aufhellung von Wolken, durch die Anbringung von Spiegeln oder Sonnenschirmen im Weltall oder durch die Einbringung von Aerosolen in die Stratosphäre. Bei all diesen Methoden soll die Sonnenstrahlung mehr ins All reflektiert und damit von der Erde abgelenkt werden.
Der Erfolg scheint insbesondere bei der Einbringung von Aerosolen in die Stratosphäre garantiert. Bewiesen hat das der Ausbruch des Vulkans Pinatubo auf den Philippinen 1991. Die durch den Ausbruch in die Stratosphäre geschleuderten Schwefelpartikel reflektierten das Sonnenlicht so stark, dass die weltweite Durchschnittstemperatur um 0,5 Grad sank. Es dauerte drei Jahre, bis die Durchschnittstemperatur wieder auf das vorige Niveau zurückgeklettert war.
Als weiteres Beispiel für reflektierende Partikel führen die Forschenden hinter dem offenen Brief die Luftverschmutzung an. Sie erklären:
Dass die Luftverschmutzung zu einer Abkühlung des Klimas beiträgt, ist doppelt schlecht. Während sie für unsere Gesundheit schädlich ist, verzögert sie die Klimaerwärmung bloss. Denn mit den stetig strenger werdenden Vorschriften zur Reduktion von Abgasen und Emissionen wird die Luft in Zukunft reiner werden. Damit werde in den kommenden Jahrzehnten rasch ein erheblicher, aber sehr ungewisser Anteil der Klimaerwärmung entlarvt werden, heisst es im Brief weiter.
Sollte die Klimaerwärmung in Zukunft aus dem Ruder laufen, müssten Notfallmassnahmen bereitstehen, sind sich die Expertinnen und Experten der UNEP und hinter dem offenen Brief einig.
An diesem Punkt kommt nun wieder die SRM wieder ins Spiel. Beide Gruppen wissen, dass bereits intensiv an SRM-Methoden geforscht wird. Sie wissen auch, dass ein SRM-Einsatz innerhalb eines Jahres Wirkung zeigen könnte. Ergebnisse aus Klimamodellen deuteten laut der UNEP darauf hin, dass SRM diverse Gefahren des Klimawandels in den meisten Regionen verringern könnte. Dies – im Vergleich zu Klimaschäden – zu tiefen Kosten: Für 20 Milliarden im Jahr könnte die globale Temperatur um 1 Grad Celsius reduziert werden.
Darin sieht die UNEP eine Gefahr: Für viele Länder und Organisationen lägen diese Kosten im Bereich des Möglichen, was zu unkontrollierten Experimenten und Einsätzen führen könnte. Die UNEP fordert deshalb eine geregelte internationale Zusammenarbeit.
An diesem Punkt ergibt sich aber bereits das nächste Problem, wie die UNEP schreibt:
Die positiven Auswirkungen von SRM sind bis zu einem gewissen Grad zwar kalkulierbar, die Unsicherheiten sind es hingegen noch nicht. SRM dürfte bloss als eine temporäre, unterstützende Massnahme eingesetzt werden. Eine Lösung gegen den Klimawandel ist sie nämlich nicht. Denn: Auf schädliche Emissionen hat sie keinen Einfluss. Werden diese Ausstösse nicht reduziert, kann das gefährlich werden. Die UNEP erklärt:
So könnten Auswirkungen, die nicht durch SRM kompensiert werden können, verstärkt werden. Ein plötzlicher Stopp eines grossen SRM-Einsatzes – etwa durch einen technischen Fehler – könnte dadurch verheerende Folgen haben. Die Erde wäre mit einem Schlag wieder allen schädlichen Faktoren ausgesetzt, die die SRM zuvor zu vermindern versuchte. So würde etwa die Temperatur innert kürzester Zeit wieder ansteigen, was für die gesamte Umwelt einem Schock gleichkäme.
Auch wenn die Möglichkeiten von SRM vielversprechend klingen, bleibt Inger Anders von der UNEP daher vorsichtig:
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hinter dem offenen Brief schlagen in dieselbe Kerbe. Sie fordern die Erforschung von SRM. Allerdings nur unter klaren Bedingungen:
Für die Forschenden steht fest: Die nachhaltigste Lösung im Kampf gegen die Klimaerwärmung bleibt noch immer die Reduktion von schädlichen Emissionen.
Zudem gibt es ja auch noch grünes Geoenginerring so die grüne Mauer in China und wiederaufforstung in Afrika. Solche Massnahmen sollten international unterstützt werden damit Entwicklungsländern sich daran beteiligen können. Und grosse Agrar Staaten wie USA, Canada und Brasilien müssten auch dringend über die Bücher und renaturieren respektive aufforsten.