Es gibt Menschen, die schreiben Bücher. Friedrich Nietzsche etwa schrieb in den 1880er-Jahren in eines seiner Bücher: «Gott ist tot! Gott bleibt tot! Und wir haben ihn getötet! Wie trösten wir uns, die Mörder aller Mörder?» Andere lassen sich lieber Tattoos auf die Haut schreiben.
Unsere Bachelorette Larissa etwa trägt auf dem linken Oberarm «Once upon a dream», und das «O» wird scharf vom Stängel einer Rose penetriert. Ohne Larissa gefragt zu haben (natürlich nicht, schliesslich handelt es sich bei unseren «Bachelorette»-Betrachtungen nicht um seriösen, eher um assoziativen Journalismus), bin ich mir ziemlich sicher, dass dies ihr «Bachelorette»-Celebration-Tattoo ist. Allerdings stellt sich dann sofort die existenzielle Frage, wie ihr Traum vor der Sendung ausgesehen hat und was in der Zwischenzeit daraus geworden sein mag. Etwa ... Liebe?
Trotzdem ist Gott tot. Ja, richtig gelesen. Sika, dieser auf Erden wandelnde Engel aus Eleganz, Stilsicherheit (Anna Rothenfluh musste staunend Luft holen, als sie seiner zum ersten Mal ansichtig wurde, und mir ging's nicht gross anders) und akzeptablen Manieren, musste gehen. Larissa hat ihn entlassen. Wieso???? Weil, so Larissa, sie sich nicht sicher sei, ob in Sikas Leben eine Frau überhaupt Platz habe. Ein Grund dafür könnte sein, dass Sikas Leben a) voller Sika und b) voller Gott ist. Denn Gott hat ihm einst den Weg aus der Obdachlosigkeit gewiesen. Was astrein super von Gott war, Respekt!
Danach hat Gott Sika leider einige weniger brauchbare Flöhe in den Kopf gesetzt, etwa, dass Sika das Herz der Bachelorette gewinnen werde. Gott ist gemein. Trotzdem betrachtet Sika auch sein Ausscheiden als gottgewollt: «Und drum bin ich nid enttüscht, sondern sogar sehr glücklich.»
Aber lassen wir Gott Gott sein und alle Kirchen in den Dörfern stehen und wenden wir uns einem ganz besonderen Dorf zu: Schupfart. Schupfart ist quasi das Samedan des Aargaus, es gibt dort nämlich einen winzigen Flugplatz samt Flugplatzrestaurant. Und auch wenn keine Millionäre landen und das Nachbardorf nicht St.Moritz, sondern bloss Mumpf heisst und lieblich ist, aber tragisch an eine Krankheit namens Mumps erinnert, so ist Schupfart möglicherweise der mondänste Ort im Aargau. 889 Menschen leben da.
Ich weiss das, weil ich talabwärts im überüberübernächsten Dorf aufgewachsen bin und einmal von Schupfart aus meinen Grossvater auf einem Alpenrundflug begleiten durfte, es umgab uns da ein Hauch von weiter Welt, erhabener Natur und Abenteuer oder auch «Ägschn und Adrenalin», wie das in der Sprache aller Bätschis heisst.
Larissas aktueller Rosenkäfer Alessio lebt in Schupfart. Kommt allerdings aus der Weltstadt Bern. Und dahin zieht es ihn auch wieder zurück. Was praktisch ist, weil Larissa und ihr Töchterchen Hailey ja auch in Bern leben.
Da sind wir nun an einem besonders interessanten Punkt angekommen. Denn Larissa hat eine zwei Jahre jüngere Doppelgängerin. Sie heisst Hailey. Hailey Bieber. Gattin des Justin. Sie verdient Millionen als Model und Kosmetikunternehmerin und ist vermutlich viiiiel reicher als unsere Larissa, was ich unfair finde, denn Gott hat den Keim einer gewissen Sympathie für Larissa in mich hineingepflanzt und der gedeiht ganz gut.
Und hier kommt endlich der Bildbeweis, wie sehr sich unsere Larissa und Justins Hailey gleichen:
See?
Uuuuund wer ist Larissas grösster Celebrity-Crush? JUSTIN BIEBER!! Und wie heisst ihre Tochter? HAILEY!!! Es ist da unter- oder oberbewusst alles sehr eng miteinander verstrickt. Gäbe es da etwa einen leichten Therapiebedarf? Wir sind ob dieser Promipaar-Obsession jedenfalls besorgt!
Doch nun zu etwas ganz anderem: Dichtung und Wahrheit! Oder: Dichtung ist Wahrheit! Kennt ihr das mittelhochdeutsche Gedicht «Ich saz ûf eime Steine»? Dann googelt es mal! Geschrieben hat es der Wanderdichter Walther von der Vogelweide um 1200, nicht zu verwechseln mit der «Wanderhure», die war nämlich erst 200 Jahre später unterwegs!
In dem Gedicht fragt sich ein junger Zweifler mit übereinandergeschlagenen Beinen, aufgestütztem Ellenbogen und in die Hand geschmiegtem Kinn, wie er denn eigentlich zu Fame und Money kommen könne, ohne unanständig zu werden. Er legt also sehr viel Wert auf die korrekte Denkerpose, doch im Gegensatz zum Influencer von heute, der keine moralischen Bedenken kennt, kommt er nicht wirklich zu einer befriedigenden Antwort. Er weiss nur: Alles ist im Widerspruch. Stimmt!
Larissa und Juju ergänzen die Auf-dem-Steine-Sitzer-Pose noch durch ein Bier, auch das hilft sicher gegen ein bedrohliches Gefühl der Widersprüchlichkeit. Zuvor haben sie sich von einem Felsen abgeseilt. 40 Meter!
«Wenn me zäme Äggschn macht und Adrenalin verschpürt, schweisst das unglaublich zäme», sagt Juju dazu. Äggschn und Adrenalin erzeugen Schweiss, das schweisst zusammen, logisch.
Und sonst so? Es gibt eine Wein-Degustation, bei der Mike mit bewundernswerter Nebensächlichkeit mitteilt, dass er keinen Alkohol trinkt, weil seine Mutter einst zu viel davon gekostet habe und gewalttätig geworden sei. Unsentimentaler und zugleich klarer als Mike kann man nicht über «hüslichi Gwalt» reden, chapeau.
Es gibt auch eine Geburtstagsparty für Larissa, die vom allzu sleeken Neuankömmling Markus gecrasht wird, wetten, dass er von der TV-Redaktion einzig als Nervnagel in die Front der Bros und Brüder geschlagen wurde?
Larissa und Alessio knutschen. Er weiss nicht mehr, wo seinen Hormonen die Köpfchen stehen, «aus isch am Explodiere», ihre Gefühle befinden sich auf einer «Achterbahnfahrt». Schmetterlinge verwandeln sich zu Flugzeugen im Bauch. Wie das eben so sein muss, wenn einer aus dem Flugplatz-Mekka Schupfart kommt. Und wir schliessen mit einer leichten Adaption vom Patent-Ochsner-Klassiker «Bälpmoos»: Schupfart, schupf mi furt vo hie!