Joyce!
Rufus!
Nathanael!
Was für Namen!
Und was für eine Enttäuschung. Da steigt gar kein irischer Jahrhundertliterat aus dem Auto, kein römischer Konsul und schon gar kein Apostel Jesu.
Schliesslich sind wir bei «Bachelorette». An dem Ort, wo Rufus keine schwungvolle Rede in Latein hält, sondern sein Hemd aufknöpft.
Der Ort, an dem Nathanael zu Näthu wird, wo jegliche Magie durch den berndeutschen Fleischwolf gedreht, zerfleddert, zermalmt, zerhackt wird. Ans blutende Ende des einst so klingenden Namens näht man behelfsmässig ein «u», es soll den roten Lebenssaft auffangen, der nun aus diesem grausam entstellten Restkörper spritzt, doch ohne seine Würde, seine heilige Nachsilbe, in dieser schamlos profanen Verkürztheit seines Seins, auf das man ihm wie zum Hohn noch zwei Pünktlein aufgesetzt, will er nicht mehr sein.
Kraftlos und still sinkt er darnieder, und steht nicht wieder auf.
Neeein, natürlich sinkt der Näthu nicht darnieder! Er hat sich als Berner ja bloss willentlich selbst zerfleischt. Und da unsere Bachelorette auch Bernerin ist, findet sie diese Zerfleischung wiederum völlig ok. So sind nicht nur die Berner, so ist der Mensch überall. Was er kennt, empfindet er als normal, manchmal gar als erstrebenswert, und nicht selten will er es dann mit missionarischem Eifer allen anderen auch noch aufhalsen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Hier halsen wir euch vorerst nur die üblichen Verdächtigen auf, die wir schon aus den 9 vorherigen «Bachelorette»-Staffeln kennen. Hinter diesen vielversprechenden Namen stecken am Ende eben doch nur die folgenden, stets wiederkehrenden Archetypen:
Der nach über dreihundert Runden restlos ausgebumste Fuckboy, der jetzt weiss, «wie man mit Frauen spricht», der Personal Trainer mit dem überdrallen Bizeps, der Kundenberater mit den deepen Täts («believe!», «blessed!», «Shoppi Tivoli samstags»), der krampfhaft Humorvolle, der Blender – und Sam, der so sonderbar ist, dass jegliche Konversationsversuche an ihm abprallen. So, als ginge ihn die Bätschi, ja im Grunde die ganze Menschheit mit ihrem lächerlichen Bedürfnis nach Verständnis und Harmonie nichts an.
Schade, muss er schon wieder gehen.
Seine Zusammenfassungen täten diesem Format gut. Sam würde den zweistündigen Inhalt dieser Folge so gnadenlos zusammendampfen, das am Ende eben nur das Wesentliche bliebe. Oder in diesem Fall das Unwesentliche. Der Hauch von Nichts, der der ganze Kern dieser Sendung ist.
Nüchtern würde Sam beschreiben, welche Banalität hier die andere jagt, wie einer einen Cinderella-Schuh mitschleppt, der andere ein labbriges Sandwich, das er auf ein unheilvolles Nüsslibett gepappt hat und nun der armen Larissa in einer Art Farbstiftschachtel überreicht, wo oben aber nicht Caran d'Ache draufsteht, sondern Max Emilian Verstappen prangt.
«Wäh.» Das würde Sam eben nicht kommentieren.
«Warum?» Auch das würde Sam nicht fragen.
«Das ischs au eigentli wieder gsi», würde er sagen. Und ohne es auch im Geringsten zu beabsichtigen, hätte er das Mysterium ins Unermessliche gesteigert, entliesse uns mit nichts ausser dieser schier unerträglichen Spannung.
WAS HAT ES MIT DIESEM SANDWICH AUF SICH?
IST VERSTAPPEN HOLLÄNDISCH FÜR «REINGETRETEN»? («ik hien mir verstappen in geschenk für baachlrette?»)
IST ES ENDIVIE?
IST ES EMMENTALER?
IST ES DAS, WAS RAIN MAN UND STEVE VON MINECRAFT IHREM GEMEINSAMEN KIND IN DIE SCHULE MITGEBEN?
Plagende Fragen, die offenbleiben müssen. Durchaus vergleichbar mit dem Geheimnis um Stonehenge.
Doch bevor wir uns ins Grab hineinrätseln, erlöst uns Lars mit seiner Feuerspuckerei.
Wenn man sich die Reaktion von Larissa so anschaut, ja Robin, sie beisst glaubs lieber in den Lars als in dein Eingeklemmtes.
Und dann kam sie plötzlich. Die Erscheinung. Das längst verloren Geglaubte, ja bis anhin vielleicht sogar niemals in dieser Sendung Existente: der Stil.
Und er kam in Form von Sika im schwarz glitzernden Anzug. Er trug einen farbig karierten Regenschirm mit Quasten an den auslaufenden Ösen mit sich, unter den er die Bachelorette nahm und ihr in seiner ghanaischen Muttersprache Aschanti-Twi zuraunte, dass sie darunter beschützt sei.
Und ist sie nicht schon bei Lars' Feuershow gänzlich geschmolzen, so ist sie es jetzt ob dieser reinsten Eleganz, die dieser Mann ausstrahlt.
Und das ischs au eigentli wieder gsi.
Obwohl meine runden Stellen eher weich sind und deren kinetische Energie sich meiner Kontrolle entzieht. Dafür:
«Semper eliget qui musculos habet.»
Danke!
Und wie du meiner Anrede wohl schon entnimmst bin ich auch «Bärner», weshalb es mich etwas Überwindung kostet zuzugeben, dass der erste Abschnitt zu Näthu ein wahrer Lesegenuss ist. Auch dafür Danke! 🤩🥰