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Warum es mehr weibliche Superheldinnen braucht

Wanted: Superwoman

08.03.2023, 09:1408.03.2023, 14:36
Esther Meyer
Mehr «Leben»

Als mich eine Kollegin fragt, wer meine Superheldin aus Film, Märchen oder sonst einer Geschichte sei, muss ich überlegen. Die einzige Figur, die mir in den Sinn kommt, ist Wonder Woman. Die mir nicht wirklich viel bedeutet.

Ist es nicht bedauerlich, dass wir 2023 nicht sofort fünf Charaktere nennen können, die einen coolen und bleibenden Eindruck hinterlassen haben – und zwar bei Frauen wie auch Männern?

Überlegt selber, jetzt grade, und nennt fünf Comic-Heldinnen, Film-Königinnen oder eine fiktive Figur aus einem Märchen, welche keine Kinder in ihr essbares Haus im Walde lockt, um sie danach zu verspeisen.

Ich warte.

Okay, Catwoman. Dann gibt es noch Damen aus dem Marvel-Universum. Wie sah das aber vor diesen Blockbustern aus? Ohne DC Comics und Konsorten gäbe es noch weniger Auswahl. Bekannt sind auch Supergirl und Batgirl. (Niemand aber würde Batman Batboy nennen. Iron Boy gibt es auch nicht.) Ja, 2022 kam die Serie «She-Hulk» heraus. Es geht voran. Aber wie gesagt, ohne das MCU (Marvel Cinematic Universe) würde es gar düster auf den Leinwänden und Bildschirmen aussehen. Superheldinnen sind meist Sidekicks und somit Nebendarstellerinnen ihrer männlichen Schauspielkollegen.

Catwoman
Catwoman: eine der wenigen Superheldinnen.Bild: Warner Bros.

Von den Comics gehen wir zu den Videospielen. Dort wird man tatsächlich fündig in Form der drallen Lara Croft, immerhin.

Denke ich an meine eigene Kindheit zurück, war «Arielle, die Meerjungfrau» ein Renner. Sie lässt sich zwar auf ungünstige Deals mit der Meerhexe Ursula (Bösewichtin) ein, aber mit neun Jahren war mir das alles herzlich egal. Hauptsache hübsche Unterseewelt, Muschel-Bikinis, catchy Lieder und eine zünftige Liebesgeschichte waren im Ticketpreis mit enthalten.

Apropos: Meist kommt die Damenwelt in den Märchen nicht so gut weg. Es wimmelt von (Meer)-Hexen (böse) oder Mädchen, die sich abfackeln, weil sie nicht mit Zündhölzern umgehen können (dumm).

Cruella mit Emma Stone
Emma Stone als Cruella Deville: Auch sie gehört zu den Bösen.Bild: disney

Weibliche Heldinnen. Gebt es zu, auch ihr müsst überlegen, um ein passendes Vorbild zu finden.

Aber nun gut, weiter geht's von den Märchen zu den Filmen, die keine Comicverfilmungen sind. Wir hatten dank Quentin Tarantino in den Nullerjahren zwei Streifen, in denen Uma Thurman und ihr Samuraischwert auf Rachefeldzug gehen. Aber hätte sie nicht eher Therapie gebraucht? Kommt das gut, wenn man an einer Party nach seinen Idolen gefragt wird und dann mit «Kiddo» (Name von Thurmans Rolle) antwortet? Eher distanzieren sich danach die Gäste mit Salzstängeli in der Hand und machen sich auf die Suche nach neuen Gesprächspartner:innen.

Kill Bill: Volume 1 mit Uma Thurman
Uma Thurman in «Kill Bill».Bild: Buena Vista International

Aber genug des Motzens! Wir suchen hier ja schliesslich weibliche Vorbilder, und zwar fiktive. Denn Frauen, die historisch einen grossen Eindruck hinterlassen haben, wie Rosa Parks, gibt es zum Glück, ohne dass man allzu lange nachdenken oder googeln muss. Alle kennen politisch erfolgreiche Frauen wie Angela Merkel. Und wie kann man Michelle Obama nicht lieben? Die Kunst schenkte uns Powerfrauen wie Frida Kahlo oder die Sängerin Lizzo, die ein Synonym für Body Positivity wurde.

epa10462137 Lizzo performs during the 2023 BRIT Awards ceremony at The O2 arena in London, Britain, 11 February 2023. The annual pop music awards are presented by the British Phonographic Industry (BP ...
Eine Powerfrau: Lizzo.Bild: keystone

Heldinnen. Vorbilder. Idole. Es muss doch möglich sein, Kinosäle zu füllen mit bombastischen Bräuten, die den Planeten innert 180 Minuten retten und den Filmstudios Millionen in die Kasse spülen. Serienheldinnen, die nicht wie Ally McBeal neurotisch sind. Filme über erfolgreiche Geschäftsfrauen, Mütter, Sportlerinnen, Therapeutinnen oder Musikerinnen. Journalistinnen, die Preise abräumen! Erfolgsgeschichten wollen, ja müssen wir hören, damit die Mädchen der Zukunft irgendwann sagen können: «Die Heldin meiner Kindheit/Jugend war …»

So könnte man doch just zum Tag der Frau hin eine neue Comicfigur schaffen: Power Chick. Tagsüber ist sie Hausfrau und Mutter plus arbeitet zu 60 % in einem Büro. Nachts macht sie den Bösewichten den Garaus und sorgt in einer Schweizer Stadt für Recht und Ordnung. In flachen Schuhen, denn sind wir realistisch, in Stilettos will niemand die Welt retten. Ich freue mich jetzt schon auf die Kinoverfilmung! Und hey, vielleicht braucht’s diese ja gar nicht, da eine Superheldin, die Beziehung, Job, Kind(er) und Heim tagtäglich jongliert, neben uns im Supermarkt steht, einen Stock tiefer wohnt oder am Pult gegenüber arbeitet.

Übrigens: Die Kunstfigur, die ich der oben erwähnten Kollegin schlussendlich nannte, war Blanche Devereaux, die Südstaatlerin aus der fabelhaften 80er-Jahre-Serie «Golden Girls». Die männerliebende Ü50erin ist tatsächlich seit eh und je meine Heldin. Diese Wahl wollen wir aber besser nicht weiter analysieren …

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118 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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MarGo
08.03.2023 10:00registriert Juni 2015
Also bitte... so schwer ist das doch nicht:

Prinzessin Leia Organa (Star Wars)
Katniss Everdeen (Tribute von Panem)
Sarah Connor (Terminator)
Ripley (Alien)
Lucy (Lucy)
Furiosa (Mad Max: Fury Road)
und und uuuund...

und im übrigen. Es gibt nur EINE Catwoman! ;)
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El_Chorche
08.03.2023 09:54registriert März 2021
Power Chick? Sowas zu schreiben kann sich auch nur eine Frau erlauben ^^

Hier ein gutes Beispiel von 1986 (!)
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Omegon
08.03.2023 10:37registriert Oktober 2015
Ellen Ripley in Alien & Aliens? Vielleicht eine der coolsten Figuren ever?
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