Ob Waxing, Laser oder normales Rasieren: Seit Jahren wird im Intimbereich herumgewerkelt, um für den Sommer – oder auch ganzjährlich – haarfrei zu sein. Nun macht aber auf TikTok und Co. eine andere Bewegung den Umlauf: «Bush in a Bikini». Heisst: Der «Busch» wird für die Bikinizeit nicht mehr entfernt.
Ins Rollen gebracht hat diese Bewegung die TikTokerin sujindah. In einem viralen Clip wiederholte sie immer wieder die Worte: «Full bush in a bikini», also «voller Busch im Bikini». Das Video hat über 17 Millionen Aufrufe, in den Kommentaren feiern vor allem Frauen die Initiative.
So stehen da Statements wie: «Ich habe mich noch nie rasiert, endlich wird es normalisiert», oder «Hell yes, die Voller-Busch-Herrschaft ist zurück». Dazu wurde immer wieder der Hashtag #fullbush2025 gesetzt. Der einzige Kommentar, der nicht wirklich überzeugt von «full bush» zu sein scheint, schreibt: «Wenn ich einen vollen Busch tragen würde, ist da nichts mehr IM Bikini», meint etwa eine Userin.
Doch wieso ist der volle Busch eigentlich so etwas Revolutionäres für die jüngere Generation?
Ganz einfach, die Geschichte der Intimrasur geht weiter zurück, als man denkt. Archäologinnen und Archäologen fanden Beweise dafür, dass Menschen bereits um 25'000 v. Chr. mit dem Rasieren begannen. Anfangs benutzten sie dazu zwei Muscheln als Pinzetten, mit denen sie die Haare einzeln ausrissen – eine äusserst schmerzhafte und zeitaufwändige Angelegenheit.
Wie «The Journal of Sexual Medicine» schreibt, wurde auch im alten Ägypten, ca. 3000 vor Christus, Intimbehaarung entfernt. Damals wurden Rasiermesser aus Kupfer oder Bimsstein verwendet, um die Intimlocken loszuwerden. Dies diente sowohl ästhetischen als auch hygienischen Zwecken und wurde sowohl von Frauen als auch von Männern durchgeführt. Das Gleiche galt für die Griechen und Römer.
Im mittelalterlichen Europa war die Intimrasur dann weniger verbreitet. Damals rasierten sich nur Menschen, die es sich leisten konnten, mit einer Mischung aus Kalk und Orpiment. Orpiment, auch Auripigment genannt, ist ein natürliches, gelbes Arsensulfid-Mineral, das krebserregend ist. So wollte man vor allem Krankheiten wie Filzläusen vorbeugen.
Im frühen 20. Jahrhundert brachte dann Gillette im Jahr 1915 den ersten Frauenrasierer auf den Markt. Die intensive Werbung dafür ermutigte Frauen zur Entfernung von Achsel- und Beinhaaren. Gillette setzte dabei vor allem auf die neue Modebewegung, die freizügiger war und darum auch mehr Beine und Arme zeigte. Frauen wurde so über Jahrzehnte hinweg eingetrichtert, dass Körperbehaarung unweiblich war, während es bei Männern als natürlich und männlich angesehen wurde.
In den 70er-Jahren zu Beginn der Hippie-Bewegung kam dieses Schönheitsideal dann erstmals seit langer Zeit ins Wackeln. Viele Hippie-Frauen liessen ihre Achsel- und Beinbehaarung bewusst stehen – aus feministischen, ökologischen oder antikapitalistischen Motiven. Körperbehaarung wurde so zum Symbol für Selbstbestimmung und Natürlichkeit.
Diese Revolution hielt jedoch nicht lange an. Die sexuelle Revolution und die Popularität der Bikinimode führten in den 80er-Jahren zu einer erneuten Zunahme der Intimrasur.
Als in den 90er-Jahren dann noch das Brazilian Waxing auf den Markt kam, war ein enthaarter Frauenkörper wieder in aller Munde. Beim Brazilian Waxing wird die Intimbehaarung mithilfe von Wachs oder Sugaring (Zuckerpaste) entfernt. Zu dieser Zeit wurde in der Pornografie auch so gut wie keine Frau mehr ohne Intimrasur gezeigt. Das verstärkte, gerade bei den Männern, das Gefühl, dass Frauenkörperbehaarung unsexy sei.
Erst in den 2010er-Jahren mit dem Body-Positivity-Trend kam die Körperbehaarung bei Frauen wieder zurück in den Trend. Die Bush-in-a-Bikini-Bewegung scheint eine Weiterentwicklung dieses Trends zu sein.
Denn so etwas wie einen echten Trend gibt es heutzutage kaum noch. Was heute als Trend gefeiert wird, ist morgen oft schon wieder das Gegenteil. Der klassische Trend ist tot, zu schnelllebig ist unsere Zeit, zu sprunghaft der Zeitgeist.
Aber Wildwuchs find ich auch nicht so sexy, daher bissel stutzen darf schon sein.