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Neujahrsvorsätze: Man kann seine Persönlichkeit aktiv verändern

Good News für Neujahrsvorsätze: Du kannst deine Persönlichkeit aktiv verändern

Viele Menschen würden gern eine Eigenschaft an sich ändern. Eine Studie der Uni Zürich zeigt nun, dass das möglich ist. Und legt dar, was es braucht, damit es gelingt.
01.01.2025, 13:35
Stephanie Schnydrig / ch media
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«Bleib, wie du bist!»: So lautet ein beliebter Wunsch auf Grusskarten. Allerdings: Zwei von drei Personen wollen das gar nicht. Manche wünschen sich, organisierter, zuverlässiger und disziplinierter werden. Andere wiederum, sich weniger schnell stressen zu lassen und wieder andere möchten geselliger, durchsetzungsfähiger oder offener für Neues werden.

Lange herrschte jedoch in der Psychologie die Meinung vor, die Persönlichkeit sei in Stein gemeisselt. Einmal gebildet, kaum noch veränderbar. «Diese Annahme hat sich in den letzten Jahren als falsch herausgestellt», sagt der Psychologe Peter Hähner von der Universität Zürich. Er und sein Team haben Dutzende Studien zu diesem Thema analysiert und die Ergebnisse soeben im Fachblatt «Communications Psychology» zusammengefasst.

Am Ende des Lebens ist man ein anderer Mensch

Dass die Persönlichkeit veränderbar ist, erkannten Forschende auf beeindruckende Weise in einer Studie, die im Jahr 2017 erschienen ist – die bis dahin längste Langzeit-Persönlichkeitsstudie. Die Kognitionsforscher um Ian Deary von der Universität Edinburgh verwendeten Daten aus einer Stichprobe des Scottish Mental Survey von 1947, bei der Schulkinder zu ihrer Persönlichkeit befragt worden sind. Im Jahr 2012 machten die Studienautoren so viele dieser Teilnehmer wie möglich ausfindig und luden sie ein, an einer Folgestudie teilzunehmen.

Die Erkenntnis: Nicht nur unser Aussehen verändert sich, sondern auch unsere Persönlichkeit, vor allem in der Jugend und im frühen Erwachsenenalter, aber auch noch im höheren Alter. Infolge dieser allmählichen Veränderung kann die Persönlichkeit in kurzen Zeitabständen stabil erscheinen, über einen längeren Zeitraum verändert sie sich allerdings beträchtlich. So stark, dass die Forschenden «persönlichkeits-psychologisch» kaum mehr vom selben Menschen mehr sprechen würden.

Collage. Half-faced portrait of young beautiful women of different age looking at camera over multicolored background in neon light. Concept of human emotions, diversity, lifestyle, facial expression  ...
Offener, organisierter, gelassener: An der Persönlichkeit lässt sich arbeiten.Bild: www.imago-images.de

Dass die Persönlichkeit über eine kürzere Zeitdauer veränderbar ist, zeigte sich zudem bei Menschen, die in Psychotherapie waren, wie der Psychologe Hähner erklärt. Eine Therapie kann demnach den Charakter verändern.

Konkrete Auswirkungen im Leben

Nach und nach entdeckte die Forschung dann, dass selbst alltagstaugliche Interventionen gewisse Effekte erzielen können – und zwar nachhaltig. Und nicht nur das: Veränderungen der Persönlichkeit können das Wohlbefinden und die Lebenszufriedenheit steigern. Das erstaunt nicht unbedingt, zumal es wissenschaftlich erwiesen ist, dass die Persönlichkeit vieles in unserem Leben bestimmt.

So geht schlechte Selbstkontrolle und hohe Reizbarkeit mit einem erhöhten Risiko einher, arbeitslos zu werden. Wer hingegen extrovertiert, gewissenhaft und wenig neurotisch ist, hat höhere Chancen, nach einem Bewerbungsgespräch die Stelle zu erhalten. Wer positiver durchs Leben geht, kann Probleme kreativer lösen und wer ängstlich und übermässig sensibel ist, lässt sich eher scheiden.

Wie gelingt es nun also, seine Persönlichkeit zu verändern? Laut Hähner reichen das blosse Ziel und der feste Wunsch, die eigene Persönlichkeit verändern zu wollen, nicht. Man muss schon gezielt was dafür tun.

Üben ist der Schlüssel zur Veränderung

Kolleginnen und Kollegen von Peter Hähner von der Universität Zürich haben eine Smartphone-App entwickelt, mit der innerhalb von drei Monaten eine gewünschte Persönlichkeitsänderung unterstützen kann. Die App beinhaltete Elemente der Wissensvermittlung, Verhaltens- und Ressourcenaktivierung, Selbstreflexion und Feedback zum Fortschritt. Die Kommunikation lief mit einem Chatbot, der die Teilnehmenden täglich darin unterstützte, sich in die gewünschte Richtung zu verändern.

Die App ist derzeit nur für Forschungszwecke zugelassen. «Leider gibt es nach meinem Wissen derzeit keine vergleichbare öffentlich verfügbare App», so Hähner. Aber es gebe eine theoretische Grundlage, mit der sich Persönlichkeitsveränderungen allenfalls auch ohne ausgefeilte App erreichen lässt. Wie, erklärt Hähner anhand der folgenden fünf Punkte – mal angenommen, eine Person möchte offener und geselliger werden.

  • Wenn-dann-Formulierungen: Der Grundbaustein der Persönlichkeitsveränderungen sind kleine konkrete Verhaltensänderungen im Alltag. Und diese sollten am besten als Wenn-dann-Sätze formuliert und nach und nach erweitert werden. «Ich nehme mir zum Beispiel vor, das nächste Mal im Café mit der Servicekraft ein paar Sätze zu tauschen. Als nächster Schritt könnte ich mir vornehmen, am nächsten Firmenapéro mindestens eine neue Person kennenzulernen. Und so weiter», erklärt Hähner.
  • Realistische und umsetzbare Ziele: Aktive Persönlichkeitsveränderung, die kürzer dauert als ein ganzes Leben, hat ihre Grenzen. Es ist wohl die Ausnahme, dass eine sehr schüchterne Person auf einmal freiwillig eine Bühnenshow abliefern wird. «Wissenschaftlich gesprochen sind die Effektstärken meistens klein bis mittel», sagt Hähner. Die formulierten Alltagsinterventionen müssen zudem erreichbar sein. «Wenn ich zum Beispiel nur alle sechs Monate auf eine Party gehe», so Hähner, «dann kann man zu selten üben, als dass sich die neue Persönlichkeitseigenschaft nachhaltig etablieren könnte.»
  • Wiederholungen: Damit gelangt man schon zum nächsten und zentralen Punkt, nämlich üben, üben, üben. Nur dann kann die neue Persönlichkeitseigenschaft nämlich in Fleisch und Blut übergehen. «Der Durchhaltewille ist entscheidend», sagt Hähner und fügt hinzu: «Personen mit an sich hohem Durchhaltewillen fällt es naturgemäss leichter.» Sie bräuchten weniger Verhaltensanweisungen und Feedback von aussen. «Den anderen muss man mehr unter die Arme greifen.»
  • Tagebuch: Damit die Motivation für die Umsetzung von Neujahrsvorsätzen über den Januar hinaus bestehen bleibt, ist es gemäss Hähner hilfreich, die Fortschritte in einer Art Tagebuch zu dokumentieren. Und ganz wichtig: «Am besten sollte ich mir konkret ausmalen, was in meinem Leben als offenere und geselligere Person konkret anders sein wird.» Am einfachsten sei es, dafür zum Beispiel an einen besonders extrovertierten Freund oder Freundin zu denken. Das kann man dann wiederum als motivierenden Wenn-dann-Satz formulieren, im Stil von: «Wenn ich erst einmal so offen bin wie Selina, dann werde ich im nächsten Meeting meine Ideen vorstellen, auch wenn sie noch nicht perfekt sind.»
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35 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Solaris Vayne
01.01.2025 14:35registriert November 2024
Das ist eine sehr erfreuliche Headline. Gerade jetzt Ende Jahr, wo man die Dinge Revue passieren lässt, kurz innehält und dann schon Pläne für die Zukunft schmiedet, ist es sehr tröstend, wenn man liest, dass sich alles doch noch zum Besseren wenden kann.

Vor zwei Tagen war ich so demoralisiert und niedergeschlagen, dass ich ChatGPT ernsthaft gefragt habe, ob sich Menschen überhaupt ändern können ab einem gewissen Alter... Manchmal tut es gut, zu hören, dass das geht. Frohes Neues und viel Erfolg denen, die an sich etwas verändern möchten.
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Ktwo
01.01.2025 13:55registriert Februar 2024
Ich wünschte mir mehr Geduld.
Aber dafür bin ich wohl zu ungeduldig. 😊
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Maya Eldorado
01.01.2025 15:39registriert Januar 2014
Ein traumatisches Erlebnis kann einen Menschen von einer Stunde zur anderen verändern.
Das habe ich selber erlebt.
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