«Bleib, wie du bist!»: So lautet ein beliebter Wunsch auf Grusskarten. Allerdings: Zwei von drei Personen wollen das gar nicht. Manche wünschen sich, organisierter, zuverlässiger und disziplinierter werden. Andere wiederum, sich weniger schnell stressen zu lassen und wieder andere möchten geselliger, durchsetzungsfähiger oder offener für Neues werden.
Lange herrschte jedoch in der Psychologie die Meinung vor, die Persönlichkeit sei in Stein gemeisselt. Einmal gebildet, kaum noch veränderbar. «Diese Annahme hat sich in den letzten Jahren als falsch herausgestellt», sagt der Psychologe Peter Hähner von der Universität Zürich. Er und sein Team haben Dutzende Studien zu diesem Thema analysiert und die Ergebnisse soeben im Fachblatt «Communications Psychology» zusammengefasst.
Dass die Persönlichkeit veränderbar ist, erkannten Forschende auf beeindruckende Weise in einer Studie, die im Jahr 2017 erschienen ist – die bis dahin längste Langzeit-Persönlichkeitsstudie. Die Kognitionsforscher um Ian Deary von der Universität Edinburgh verwendeten Daten aus einer Stichprobe des Scottish Mental Survey von 1947, bei der Schulkinder zu ihrer Persönlichkeit befragt worden sind. Im Jahr 2012 machten die Studienautoren so viele dieser Teilnehmer wie möglich ausfindig und luden sie ein, an einer Folgestudie teilzunehmen.
Die Erkenntnis: Nicht nur unser Aussehen verändert sich, sondern auch unsere Persönlichkeit, vor allem in der Jugend und im frühen Erwachsenenalter, aber auch noch im höheren Alter. Infolge dieser allmählichen Veränderung kann die Persönlichkeit in kurzen Zeitabständen stabil erscheinen, über einen längeren Zeitraum verändert sie sich allerdings beträchtlich. So stark, dass die Forschenden «persönlichkeits-psychologisch» kaum mehr vom selben Menschen mehr sprechen würden.
Dass die Persönlichkeit über eine kürzere Zeitdauer veränderbar ist, zeigte sich zudem bei Menschen, die in Psychotherapie waren, wie der Psychologe Hähner erklärt. Eine Therapie kann demnach den Charakter verändern.
Nach und nach entdeckte die Forschung dann, dass selbst alltagstaugliche Interventionen gewisse Effekte erzielen können – und zwar nachhaltig. Und nicht nur das: Veränderungen der Persönlichkeit können das Wohlbefinden und die Lebenszufriedenheit steigern. Das erstaunt nicht unbedingt, zumal es wissenschaftlich erwiesen ist, dass die Persönlichkeit vieles in unserem Leben bestimmt.
So geht schlechte Selbstkontrolle und hohe Reizbarkeit mit einem erhöhten Risiko einher, arbeitslos zu werden. Wer hingegen extrovertiert, gewissenhaft und wenig neurotisch ist, hat höhere Chancen, nach einem Bewerbungsgespräch die Stelle zu erhalten. Wer positiver durchs Leben geht, kann Probleme kreativer lösen und wer ängstlich und übermässig sensibel ist, lässt sich eher scheiden.
Wie gelingt es nun also, seine Persönlichkeit zu verändern? Laut Hähner reichen das blosse Ziel und der feste Wunsch, die eigene Persönlichkeit verändern zu wollen, nicht. Man muss schon gezielt was dafür tun.
Kolleginnen und Kollegen von Peter Hähner von der Universität Zürich haben eine Smartphone-App entwickelt, mit der innerhalb von drei Monaten eine gewünschte Persönlichkeitsänderung unterstützen kann. Die App beinhaltete Elemente der Wissensvermittlung, Verhaltens- und Ressourcenaktivierung, Selbstreflexion und Feedback zum Fortschritt. Die Kommunikation lief mit einem Chatbot, der die Teilnehmenden täglich darin unterstützte, sich in die gewünschte Richtung zu verändern.
Die App ist derzeit nur für Forschungszwecke zugelassen. «Leider gibt es nach meinem Wissen derzeit keine vergleichbare öffentlich verfügbare App», so Hähner. Aber es gebe eine theoretische Grundlage, mit der sich Persönlichkeitsveränderungen allenfalls auch ohne ausgefeilte App erreichen lässt. Wie, erklärt Hähner anhand der folgenden fünf Punkte – mal angenommen, eine Person möchte offener und geselliger werden.
Vor zwei Tagen war ich so demoralisiert und niedergeschlagen, dass ich ChatGPT ernsthaft gefragt habe, ob sich Menschen überhaupt ändern können ab einem gewissen Alter... Manchmal tut es gut, zu hören, dass das geht. Frohes Neues und viel Erfolg denen, die an sich etwas verändern möchten.
Aber dafür bin ich wohl zu ungeduldig. 😊
Das habe ich selber erlebt.