Paris gilt als Vorbild in Sachen ökologische Stadtplanung. Wo einst Beton war, entstanden Blumenbeete, Dachgärten erblühen, ökologische Wohnviertel entstehen und auch der Verkehr wird mehr und mehr abgebaut. Zur Folge hat dies weniger Abgase und mehr Platz für Fussgänger und Radfahrer.
Einen grossen Anteil daran hat die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo. Sie möchte die Stadt ökologischer und lebenswerter machen. Ihr wichtigstes Argument ist aber die Sicherheit und Gesundheit der Bevölkerung.
Das Ziel von Hidalgo ist es ausserdem, Paris zur 15-Minuten-Stadt zu machen. Alle Orte des täglichen Lebens sollen in maximal 15 Minuten zu Fuss oder mit dem Velo zu erreichen sein. Das Ziel ist es dabei auch, den Autoverkehr und Lärmpegel zu senken und die Luftqualität zu verbessern, denn Paris galt 2015 noch vor Neu-Delhi für kurze Zeit als Stadt mit der schlechtesten Luftqualität.
Folgende Massnahmen wurden schon umgesetzt und diese sind für die Zukunft geplant:
Das Verkehrsaufkommen in Paris ist extrem hoch. Wer schon einmal im Taxi oder im Auto in der Stadt unterwegs war, kennt das Problem. Die vielen Fahrzeuge führen auch zu hohen Feinstaubwerten.
Um dem dichten Verkehr entgegenzuwirken, wurden seit März die Spuren des Boulevard Périphérique, der 35 kilometerlangen Stadtautobahn, neu verteilt. Busse, Taxis und Fahrgemeinschaften haben nun auf der linken Seite eine eigene Spur. Dies gilt montags bis freitags zwischen 7.00 und 10.20 Uhr sowie von 16.00 bis 20.00 Uhr für Personenwagen mit mindestens zwei Insassen, Taxis, Busse und Menschen mit einem Behindertenausweis. Autos mit nur einer Person drin sollen die Ausnahme bilden:
Da laut der Stadt 80 Prozent der Fahrenden in den täglich rund 1,5 Millionen Autos auf der Autobahn alleine unterwegs seien, würden Fahrgemeinschaften Staus, Lärm und Umweltbelastungen verringern. Nach einer Übergangsphase droht bei Missachtung der Regel ab dem 1. Mai ein Bussgeld von 135 Euro.
Die dritte Spur auf der Autobahn soll halb bepflanzt und halb zu Fahrradwegen umgebaut werden. Die Zahl der Bäume würde sich mit 20'000 Stück verdoppeln.
Um die Luftverschmutzung und die Zahl der Unfälle zu reduzieren, hatte Paris im Oktober bereits die Höchstgeschwindigkeit auf der Périphérique von 70 auf Tempo 50 gesenkt.
2021 wurde in Paris flächendeckend Tempo 30 eingeführt, mit Ausnahme einiger Hauptverkehrsstrassen. In der Innenstadt gibt es neuerdings eine Zone, in der Durchgangsverkehr verboten ist.
Hunderte Pariser Strassen sollen laut einer Befragung vom März 2025 künftig für Autos verboten werden. Konkret sollen in den kommenden drei bis vier Jahren etwa 500 Strassen für den Autoverkehr gesperrt und in grüne Fussgängerzonen umgewandelt werden. Damit müssen auch 10'000 Parkplätze weichen.
Bereits jetzt sind etwa 220 der mehr als 6000 Pariser Strassen autofrei. Vor allem in der Nähe von Schulen dürfen häufig keine Autos mehr verkehren.
Auch das 3,3 Kilometer lange Seineufer wurde für den Verkehr gesperrt und dient nun als Flaniermeile.
Hidalgo hat seit 2014 bereits über 1000 Kilometer Velowege anlegen lassen, was eine Verfünffachung der Veloinfrastruktur darstellt.
Paris gehört jetzt bereits zu einer der velofreundlichsten Städte. Im Copenhagenize-Index, der die Velofreundlichkeit von Städten misst, belegt Paris derzeit Platz acht. Ganz ungefährlich ist das Velofahren in Paris aber noch nicht.
Bis 2026 sollen weitere 180 Kilometer Radwege entstehen. Hierzu plant Hidalgo Zweirichtungsradwege und Kreuzungen, wie sie in den Niederlanden bereits zu sehen sind. Fahrräder sollen zudem bei Ampeln stets Grün erhalten. Hinzu kommen 130'000 neue Radabstellplätze.
Seit Oktober 2024 kostet eine Stunde Parken im Zentrum für schwere SUVs und andere schwere Karossen nun 18 Euro, für sechs Stunden werden gar 225 Euro fällig. Dies stellt eine Verdreifachung des vorherigen Preises dar. Einwohner der Hauptstadt, Handwerker oder Behinderte etwa sind von der Regelung ausgenommen.
Gelten soll der Tarif für Verbrenner- und Hybridmodelle mit einem Gewicht ab 1,6 Tonnen und Elektromodelle ab zwei Tonnen Gewicht. Die Regelung gilt jedoch nicht für private Parkhäuser.
Grund für die Massnahme ist, dass die schweren Fahrzeuge für eine erhöhte Umweltverschmutzung sorgen und mehr Raum benötigen. Sie seien zudem für andere Verkehrsteilnehmer unsicher. Ob es sich beim Gefährt um ein betreffendes Fahrzeug handelt, ist einfach durch das Kennzeichen zu erkennen, welches bei Parkautomaten eingegeben werden muss.
Ab 2027 sollen in Paris Dieselfahrzeuge verboten sein, Verbrennungsmotore ab 2030.
Neben der Bepflanzung von Bäumen und dem Anbringen von Blumenbeeten und grünen Flächen in der ganzen Stadt werden auch öffentliche Plätze immer grüner.
Der Place de la Nation im Osten von Paris, an dem zwölf Verkehrsachsen, eine Schnellbahn und vier Métro-Linien aufeinandertreffen, wurde 2019 nach einer zweijährigen Umgestaltung wiedereröffnet. Mithilfe der Pariser Bevölkerung wurde der Asphalt entfernt, Rasen verlegt und Blumenbeete wurden gepflanzt. Er ist heute Anziehungspunkt für Familien und Erholungssuchende. Da eine der inneren Fahrspuren genau 400 Meter lang war, wurde daraus zudem eine Laufstrecke.
Auch der Place de la Concorde soll 2026 grün werden. Auf dem momentanen Autokreisel sollen riesige Rasenflächen angelegt werden.
Beim Place de la Concorde soll sich vor allem der Autoverkehr verringern und die Überquerung des Platzes für Fussgänger erleichtert werden. Neben dem Anlegen von riesigen Rasenflächen in der Mitte des Platzes sollen auch die historisch bepflanzten Gräben wiedereingeführt werden, um städtische Wärmeinseln zu bekämpfen.
Neben dem Anpflanzen von 131 Bäumen soll der Platz wieder mit den Gärten der Champs-Élysées, dem Tuileriengarten und den Ufern der Seine verbunden werden. Indem der Platz wasserdurchlässig gemacht wird, kann eine Abkühlung von 8 Grad erreicht werden.
Die Begrünung beschränkt sich nicht nur auf den Boden. 74 Unternehmen und Institutionen haben sich verpflichtet, in den nächsten Jahren 100 Hektar an städtischen Grünflächen zu schaffen. Ein Drittel davon ist für die Lebensmittelproduktion gedacht. Vielerorts werden Nachbarschaftsbeete erstellt und in alten Parkgaragen werden Wände begrünt.
Bis 2030 entstehen für rund 38,5 Milliarden Euro auf 200 Kilometern neue U-Bahn-Strecken. Der Bau des Grand Paris Express hat 2016 begonnen und soll bis 2030 beendet werden. Das Netz im Grossraum Paris besteht aus sechs fahrerlosen U-Bahn-Linien. Bisher besteht es aus den verlängerten und ansonsten schon zuvor existierenden Métrolinien 11 und 14. Hinzu kommen nun die vier Linien 15, 16, 17 und 18. Die Linie 19 soll bis 2040 fertiggestellt werden.
«Bis 2030 werden ausserdem 60 neue U-Bahnstationen fertiggestellt sein, die die Vorstadt mit der Innenstadt verbinden», verkündete Marine Binckli von Grand Paris Express. Durch die automatische U-Bahn soll das Pariser Métronetz, das mit 220 Kilometern nach Moskau, London und Madrid das viertgrösste in Europa ist, verdoppelt werden und damit London übertreffen.
In Paris fahren seit einigen Jahren auch rund 1000 Elektrobusse auf den Strassen. Das Ziel ist es, bis 2025 in den dicht besiedelten Gebieten und bis 2029 in der gesamten Hauptstadtregion eine zu 100 Prozent elektrische Busflotte zu erreichen. In der gesamten Region Île-de-France sollen mehr als 4000 elektrische Fahrzeuge (Elektro- oder Biomethanfahrzeuge) unterwegs sein. Durch die ökologischeren Busse konnten die CO₂-Emissionen zwischen 2015 und 2025 bereits um 50 Prozent gesenkt werden.
Auch Busse und Strassenbahnen sollen in Zukunft Vorrang an Ampeln erhalten.
Seit 2023 sind E-Scooter in der Stadt verboten. Jedoch betrifft dies nur den Verleih. Private E-Scooter sind weiterhin erlaubt. Grund für das Verbot sei die schlechte Ökobilanz. Gegner argumentieren ausserdem, dass die Roller massenweise im Weg stünden.
Fuss-, Velo- und öffentlicher Verkehr wird sogar ausgebaut, und Anlieferung/Entsorgung sind weiterhin gewährleistet.