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My Lady Jane – diese historische Romanze ist besser als Bridgerton

Edward Bluemel and Emily Bader in My Lady Jane (2024)
Die Königin von England und ihr Ehemann, von dem sie sich (ziemlich sicher) wieder scheiden lassen möchte.Bild: amazon
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«My Lady Jane» ist die historische Romanze des Jahres – ja, besser als «Bridgerton»

Diese Serie ist nicht wie andere Serien über die Tudors. Sie interessiert sich (noch) weniger für die Realität, dafür mehr für Fantasy und aufregende Romantik.
08.07.2024, 20:31
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Nach der dritten Staffel von «Bridgerton» – die leider nicht sehr prickelnd war – steht bereits die nächste historische Romanze am Start: «My Lady Jane». Eine Serie, die sehr viel mehr Spass macht und gekonnt historische und moderne Elemente mischt.

Wie einige von euch wahrscheinlich bereits erraten haben, ist die Serie eine Neuerzählung des Lebens von Jane Grey, der Neuntagekönigin. Jane bestieg am 10. Juli 1553 nach dem Tod ihres Cousins König Edward VI. den englischen Thron und wurde nur wenige Tage später gestürzt. Im Jahr darauf verlor sie ihren Kopf.

Aber – was wäre, wenn? Was wäre, wenn sie ihren Kopf nicht verloren hätte? Oder um es in den Worten des Prologs auszudrücken: «Scheiss darauf. Was wäre, wenn die Geschichte anders verlaufen wäre?»

The Execution of Lady Jane Grey, by Paul Delaroche (1833)
«The Execution of Lady Jane Grey» gemalt von Paul Delaroche.Bild: public domain

Spätestens da wird den Zuschauern bewusst, dass diese historische Serie anders ist. Das Wort «anders» beschreibt es aber nicht einmal ansatzweise. Ein paar Minuten später enthüllt «My Lady Jane», dass es sich weniger um eine History-Serie als um eine Komödie mit Fantasyelementen handelt. Die grösste Spaltung im England des 16. Jahrhunderts besteht nämlich nicht zwischen Katholiken und Protestanten, sondern zwischen Verities, normalen Menschen, und Ethians, einer gewaltsam verfolgten Unterklasse von Menschen, die die Fähigkeit haben, sich in Tiere zu verwandeln.

Worum geht es?

Von Anfang: Jane (gespielt von Emily Bader) ist jung, schlau und ambitioniert. Sie hat keine Pläne zu heiraten, sie vergräbt ihre Nase lieber in Büchern. Bis zu dem Tag, als ihr ihre Mutter offenbart, dass Jane den Adligen Guilford Dudley (gespielt von Edward Bluemel) heiraten muss, um ihre Familie vor dem finanziellen Ruin zu retten. Bisher hört sich das Ganze sehr nach einem Jane-Austen-Roman an.

Im Gegensatz zu Jane Austen (und «Bridgerton») haben die Frauen in dieser Serie eigene Aspirationen und sind nicht (nur) auf der Suche nach einem Ehemann. Die Hochzeit mit Guilford ist nämlich Janes kleinstes Problem. Viel mehr muss sie sich um hinterhältige Familienmitglieder, steigende Reibungen zwischen Verities und Ethians kümmern und herausfinden, wie Frau ein Land regiert, nachdem sie von Edward den Thron Englands geerbt hat.

Edward Bluemel and Emily Bader in My Lady Jane (2024)
Zwischen Guilford und Jane fliegen die Funken.Bild: amazon

Guilford stellt sich aber als äussert charmant und gut aussehend heraus. Die Chemie zwischen den Frischvermählten ist unumstritten, die Funken fliegen wild in alle Richtungen. Doch Jane hält an der Scheidung fest. Es ist die perfekte Enemies-to-Lovers-Geschichte.

Während Jane und Guilford herausfinden, ob sie Gefühle füreinander haben, befindet sich England im Aufruhr. Janes positive Einstellung zu den Ethians hat zu einem Umdenken in der Bevölkerung geführt und die Menschen fordern nun, dass Ethians die gleichen Rechte wie Verities haben sollen und nicht mehr in die Wälder verstossen werden oder in Gefängnissen verrotten. Forderungen, die vielen von Janes hochrangigen Verbündeten nicht passen.

Anna Chancellor, Will Keen, Isabella Brownson, Brandon Grace, Henry Ashton, Kate O'Flynn, and Jason Forbes in My Lady Jane (2024)
Am englischen Hof gibt es Intrigen noch und nöcher.Bild: amazon

Und dann ist da auch noch Mary, Edwards Schwester. Mary möchte unbedingt auf dem Thron sitzen und schreckt vor nichts zurück – auch nicht vor Mord und Totschlag. Schafft Mary es – so wie es in unseren Geschichtsbüchern steht –, Jane zu stürzen?

Eine historische Serie, die Spass macht

Die achtteilige erste Staffel bietet einiges an Unterhaltung. «My Lady Jane» hält sich nicht an herkömmliche Darstellungen dieser Zeit: Ein schwarzer König, moderne Fluchwörter und Rockmusik wirken deshalb nicht deplatziert.

Die Serie basiert übrigens auf dem gleichnamigen Buch von Cynthia Hand, Brodi Ashton und Jodi Meadows, erschienen 2016.

Jordan Peters in My Lady Jane (2024)
Klare Ansage vom König.Bild: amazon

Wer hier nach Drachen oder Zauberern sucht, ist fehl am Platz – die Fantasy-Elemente begrenzen sich darauf, dass sich Menschen in Tiere verwandeln können. Es wird aber nie langweilig, einem Mann zuzusehen, der sich in ein Pferd verwandelt, oder einem Hund, der zu einer Frau wird.

Und auch wenn «My Lady Jane» bis auf die Eckdaten wenig mit der Realität zu tun hat, ist es eine grossartige Nacherzählung, die vor Schimpfwörtern, lustigen Einzeilern und einer ganzen Reihe von Intrigen nur so strotzt. Es ist definitiv die aufregendste Slow-Burn-Romance des Jahres und verdient so viel mehr Hype.

«My Lady Jane» läuft jetzt auf Amazon Prime Video.

Den Trailer gibt es hier:

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16 Kommentare
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    «Wie merke ich, ob ein Mann WIRKLICH Interesse an mir hat?»

    Hoihoi, ihr!

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