
So schön die Szenerie auf diesem KI-generierten Bild auch ist: Wenn du jetzt eine WC-Pause brauchst, kann es unangenehm werden.Bild: Midjourney
Rauszeit
Das Verrichten der Notdurft ist ein Tabuthema. Bei Outdoor-Aktivitäten können solche Momente das Naturerlebnis trüben. Unwissen und Gleichgültigkeit sorgen dafür, dass nicht alle Spuren beseitigt werden. So soll dem jetzt entgegengewirkt werden.
18.06.2024, 15:2718.06.2024, 16:03
Alle, die öfter in der Natur unterwegs sind – vor allem mit kleineren Kindern –, kennen den Moment: Irgendjemand muss mal. Das kleine oder, noch unangenehmer, grosse Geschäft kündigt sich im dümmsten Moment an. Weit und breit keine Toilette in Sicht. Was nun? Das Ganze ist weiterhin ein Tabuthema.
Dabei ist das spurenlose und umweltbewusste Verrichten der Notdurft keine Hexerei. Du solltest einfach einige Regeln kennen. Um für das Tabuthema zu sensibilisieren, machen der Verband Schweizer Wanderwege und der Schweizer Alpen-Club SAC mit der gemeinsamen Kampagne #ScheissMoment auf das Thema aufmerksam. Sie zeigen dabei, wie man sich richtig verhält, damit unangenehme Momente sich selbst und auch allen anderen Mitmenschen erspart bleiben.
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Wöchentlich präsentieren wir bei «Rauszeit» Ausflugstipps in der Schweiz. Das Spektrum ist fast endlos. Gerne möchte ich auch wissen, was für ein Thema dich interessieren würde. Darum:
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Was ist das Problem?
Neben dem Fakt, dass es einfach unfassbar «grusig» ist, wenn man Hinterlassenschaften von anderen Menschen irgendwo wenig versteckt entdeckt, spielen auch noch andere Punkte mit rein. Wichtig ist darum, überhaupt mal zu wissen, wo das Problem für die Natur liegt. Dazu sagt Lucie Wiget, Fachspezialistin für naturverträglichen Bergsport, vom SAC:
«Es dauert bis zu fünf Jahren, bis sich Taschentücher zersetzen. Auch Bergseen oder Bäche sollte man nicht als Toiletten missbrauchen. Durch Schadstoffe oder Rückstände von Arzneimitteln in den Ausscheidungen können die Gewässer verunreinigt und die darin wohnenden Lebewesen beeinträchtigt werden.»

So viel Glück wie hier – das war oberhalb von Gondo – hat man selten. Das WC-Häuschen steht so abgelegen, dass die Vorderseite offen steht und man mit Blick in die Wälder sein Geschäft erledigen kann.Bild: Reto Fehr
Der beste Tipp von allen
Damit kommen wir auch schon zu den Tipps. Der beste ist natürlich dieser: «Wer vorausschauend denkt und den WC-Stopp bewusst einplant, muss sich unterwegs keine Gedanken um ein Versteck oder das korrekte Beseitigen seiner Spuren machen», sagt Wiget.
Also vor dem Abmarsch nochmals auf die Toilette und sanitäre Anlagen bei Seilbahnen, Berghütten und Restaurants nutzen. Wichtig, wenn du das WC in Restaurants nutzt: Die Infrastruktur ist teuer, unterstütze die Betreiber mit einem Kauf von Getränken oder Snacks, wenn du ihre Anlagen nutzt. Das hilft am Ende allen.
Wenn es doch in der Natur sein muss
Nun ist es aber – insbesondere mit kleineren Kindern – so, dass man nicht einfach alles immer planen kann. Wenn du also abseits von sanitären Anlagen dringend musst, halte dich an folgende Regeln:
- Wähle dein stilles Örtchen abseits des Weges.
- Achte dabei auf Steilhänge, Felsklippen und weitere Risiken abseits der Wege.
- Grabe mit einem Stein oder einer mitgebrachten Schaufel ein ca. 15 Zentimeter tiefes Loch oder benutze eine vorhandene Mulde, in welcher du dein Geschäft deponierst und die du danach mit Steinen oder Erde zuschütten kannst.
- Nimm dein Papier und weitere Hygieneartikel wieder mit (verbrennen ist eine sehr schlechte Idee – Waldbrandgefahr). Benutze dafür ein Ziploc-Bag oder ein geruchsdichtes Plastiksäckli, das du im Tal korrekt entsorgst.
- Halte immer einen angemessenen Abstand von mindestens 50 Metern zu Gewässern.
Noch mehr wichtige Tipps rund ums Wandern:
Nicht nur für Wander-Anfänger gut zu wissen:
Trainieren, um wandern zu gehen?
Reto Fehr
Man muss die Schweiz verdammt gut kennen, wenn man sie besser kennen will als Reto Fehr. Mit seiner
Tour dur d'Schwiiz radelte er 2015 alle damals 2324 Gemeinden ab. Entstanden ist daraus das preisgekrönte Buch
Tour dur d'Schwiiz. Als einer von wenigen besuchte er somit schon jede Gemeinde der Schweiz. In der Folge absolvierte Reto die Ausbildung zum Wanderleiter des Schweizer Bergführerverbandes SBV und ist in seiner Freizeit meist in der Natur unterwegs, wozu er dich auf seinem
Instagram-Account immer mal wieder mitnimmt. Als Mitglied des Rätsel-Kollektivs
geoblog.ch lässt er die User zudem mehrmals wöchentlich die Schweiz in Bildern entdecken.
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Wanderung zum Limmernsee
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Ja, es gibt sie noch: die wilden und (fast) unberührten Gewässer in der Schweiz. Als Gewässerperlen werden solche Flüsse bezeichnet. Wir haben dir hier einige, die du gut erwandern kannst.
Einen haben wir noch. Weil Teil 1 und Teil 2 der Gewässerperlen von euch so geliebt wurden, kommt hier noch Teil 3 (und damit das vorläufige Ende der kleinen Serie, versprochen):
Geschäft verrichten, zusammennehmen (inkl. Papier), Beutel zuknoten und im nächsten Abfallkübel entsorgen.
Wir haben in jeder Deckeltasche unserer Rucksäcke sicherlich ein solches Seckli dabei :-)
Das Ganze lief Aussie-mässig direkt unter der Formel: "Bury Your Shit" (Vergrabe deinen Kot) [ähnlich auch in NZL].
Je nach Untergrund ist das Erstellen eines mind. 15 cm tiefen Lochs aber eine Herausforderung. Wer es ernst meint, kommt ohne Schaufel nicht aus.