Seit einem halben Jahr betreue ich jetzt den «Rauszeit»-Blog. Und was ich praktisch wöchentlich als Feedback von euch Usern erhalte ist, dass ich nicht nur die schönsten Ecken der Schweiz (oder gar Geheimtipps!) verraten soll, sondern vor allem auch Verhaltensregeln auf Wanderwegen. Nun, euer Wunsch ist mein Befehl:
Der Herbst steht an und damit einige der besten Wanderwochen. Denn die Sonne drückt nicht mehr wie im Sommer und die Niederschläge halten sich eher zurück (okay, in diesem Jahr ist der Sommer da schwierig zu unterbieten). Farbenmässig trumpft die Schweizer Natur bald in den herrlichsten Farben auf. Kurz: ideal, um die Wanderschuhe (erstmals) zu schnüren.
Bevor du aber die über 65’000 Kilometer Wanderwege in Angriff nimmst, solltest du diese 15 Tipps und Regeln kennen. Egal, ob du ein alter Wanderfuchs bist oder ein blutiger Anfänger.
Grundsätzlich gibt es für jeden Typen einen Wanderweg. Egal, ob du 30 Minuten einem See entlang wanderst (oder spazierst) oder ein Mehrtageshüttentrekking in den Bergen machst – das Zeitbudget ist ebenfalls nicht entscheidend. Darum: Ja, du bist fit genug.
Allerdings existieren natürlich Unterschiede bei den Wegen und Schwierigkeiten. Die erste Wanderung gleich auf einen Berggipfel – schlechte Idee. Taste dich langsam heran. Lerne dich und die Ausrüstung kennen, bevor du dich auf schwierigere Wege wagst. Wichtig dabei: Du musst erst mal wissen, was es beim Wandern für Schwierigkeitsstufen gibt. Darum geht’s weiter mit Punkt 2.
Die Schweizer Wanderwege sind in drei Schwierigkeitsgrade unterteilt:
Bevor du richtig in die Berge gehst, informiere dich bei «sicher-bergwandern.ch» über die Anforderungen und Ausrüstung. Dort kannst du auch einen kurzen Selbsttest durchführen, der dir bei der Einschätzung hilft.
Diese verschiedenen Wanderwegkategorien sind beispielsweise auf der Karte von «Schweizmobil» farblich entsprechend gekennzeichnet.
Der Schweizer Alpen-Club SAC teilt die Wanderwege gar in sechs verschiedene Stufen ein. T1 entspricht dabei der Kategorie «Leicht», T2 und T3 der Kategorie «Mittel», T4 und T5 der Kategorie «Schwer», T6 ist meist gar nicht mehr markiert. Diese Wanderskala wurde 2023 überarbeitet (lese hier warum und was sich änderte). Schaue diese Übersicht an, damit du dich richtig einschätzen und vorbereiten kannst:
Vielleicht der wichtigste Punkt bei einer Wanderung: die Planung. Für Michael Roschi, Geschäftsleiter der Schweizer Wanderwege – und damit eigentlich der «höchste Wanderer der Schweiz» – ist klar: «Um Unfälle und Überraschungen zu verhindern, ist die Vorbereitung ganz wichtig. Das unterschätzen die Leute oft.»
Wer eine Wanderung plant, sollte Karten lesen können. Höhenlinien, Felswände, Dolinen, Schiessstände – und alles was dazugehört.
Hilfreich ist beispielsweise auf der Karte von Schweizmobil, dass die Wanderwege des Wanderlands in den Farben von Punkt 2 (gelb, rot, blau) eingefärbt sind. Das gibt dir auf einen Blick einen ersten Eindruck der Route. Auch die Karten von swisstopo eignen sich sehr gut für die Planung.
Wenn du die Wanderwege auf der Karte kennst, musst du diese auch auf den Wanderwegweisern wiedererkennen. Darum mach dich schlau: Was bedeuten die Trennlinien, wieso steht nicht auf jedem Wegweiser eine Zeitangabe? Wie erkenne ich Wanderwege, Berg- und Alpinwanderwege?
Wir haben dazu im letzten Jahr auch ein Quiz gemacht, welches dir einige Fragen beantwortet.
Alpinwanderwege erkennst du an den blauen Wegweisern:
Nein: Turnschuhe sind nie das richtige Schuhwerk für eine Wanderung über der Stufe gelb (T1). Investiere in Wanderschuhe. Du hast besseren Halt und deine Knöchel werden besser geschützt.
Dazu kommen natürlich Kleidung, Rucksack, Wanderstöcke, Kopfbedeckung, Sonnenbrille, Erste-Hilfe-Set und so weiter. Du musst da nicht von Anfang an die beste Ausrüstung besitzen, aber sie hilft.
Und was immer in deinen Rucksack bei Ausflügen in die Berge gehört: Ein Regenschutz und genügend warme Kleider für höhere Regionen.
Übrigens: Für nicht allzu schwierige Wege haben Wanderer teilweise zusätzlich einen Knirps als Regenschutz mit dabei. Ist angenehmer als unter der Regenjacke zu schwitzen – aber Vorsicht bei Gewitter.
Das Wetter ist bei jeder Wanderung entscheidend. Darum informiere dich schon in den Tagen VOR dem Wandertag, was in der Region für Wetter herrscht. So weisst du, ob du noch mit Schneeresten oder rutschigem Untergrund rechnen musst.
Am Wandertag selbst natürlich am Morgen (und auch im Verlauf des Tages) das Wetter checken und beobachten. Es kann in höheren Lagen sehr schnell umschlagen.
Und immer daran denken, wenn du auf einen Gipfel willst: Auf 2000 Metern kann es merklich kühler sein als im Flachland unten. Ein Wind- und Regenschutz gehört eigentlich ohnehin immer in den Rucksack.
Eigentlich ganz logisch: Bleib auf den Wegen. Es gibt meist Gründe, warum sie so angelegt sind. Siehe auch unten beim Punkt «Unfälle».
Und auch wenn du siehst, dass du «nur» dem Bauer über die Wiese spazieren kannst und unten wieder auf den gleichen Weg kommst: Mach. Es. Nicht.
Auf Wanderwegen sind oft auch Mountainbiker unterwegs. Es hat für beide Platz. Aber es braucht Respekt und Toleranz von allen. Dann klappt's im Normalfall ganz gut. In Graubünden wurde dafür «Fairtrails» geschaffen, schau dir die Website dazu an. Apropos Graubünden: Dort gibt es das «Bündner Bergmanifest» zum Thema Verhalten in den Bergen.
Auch das eigentlich ein Punkt, der logisch ist: Du bist nur zu Besuch. Lass Tiere und Pflanzen in Ruhe. Scheuche sie nicht auf, nähere dich ihnen nicht unnötig, pflücke keine Pflanzen.
Oder wie alte Traveller seit Jahren sagen: «Leave nothing but footprints, take nothing but pictures. Kill nothing but time.» (Hinterlasse nur Fussspuren, nimm nur Bilder mit. Schlage nur die Zeit tot.)
Wenn du «brätlen» willst, dann nutzte offizielle Feuerstellen. Einfach irgendwo einen Steinkreis bauen (oder einen alten nutzen) ist verboten. Und nach dem Feuer beherzige unsere Emily National:
Eines der vielen Feedbacks, die ich in dieser Serie erhalte, dreht sich um den Abfall auf Wanderwegen. Auch Michael Roschi, der höchste Schweizer Wanderer, sagt dazu: «Das ist etwas, was Wanderer am meisten stört.» Wir kommen in einem nächsten Artikel noch ausführlicher darauf zurück.
Bis dahin ein ganz einfacher Merksatz: Nimm alles wieder heim und entsorge es dann. Das gilt auch für Bananen- oder Eierschalen, die auf den ersten Blick vielleicht schnell zu Kompost werden. Es ist nicht so. Und auch anderes Grüngut sieht an Wanderwegrändern einfach unschön aus. Ganz zu schweigen von Taschentüchern, Pet-Flaschen oder Plastikverpackungen und Alufolien.
Am besten du nimmst einen kleinen Sack im Rucksack mit, wo du deine Abfälle sammeln kannst. Und wenn du unterwegs etwas liegen siehst: Warum nicht auch grad mit einpacken?
Du würdest gerne Wandern, aber hast Höhenangst? Dir wird schnell schwindlig und trittsicher bist du auch nicht? Kein Grund, um nicht Wandern zu gehen.
Aber natürlich musst du dich dann (noch besser) vorbereiten. Abhilfe schafft hier beispielsweise Alexandra Piazza mit ihrer Website «Berglust statt Bergfrust». Piazza selbst hat «ganz schlimm Höhenangst», wie sie selbst sagt. Aber sie sagt auch: «Die Bergwelt ist zu schön, das willst du nicht verpassen.»
Darum sammelt sie Wanderwege für Leidensgenossen. Denn auch wenn Höhenangst mit Training und Therapien grundsätzlich gut heilbar ist, immer klappt das nicht. «Und – um Himmels willen – es gibt nicht einen Tipp gegen Höhenangst.»
Die vorgestellten Wege führen dabei durchaus durch alpine Gegenden und sind auch anspruchsvoll. Was aber zum Glück fehlt: ausgesetzte und schwindelerregende Stellen.
Ein ganz wichtiger Punkt: Auch wenn du nur noch 50 Meter vor dem Gipfel stehst, das Wetter aber plötzlich umgeschlagen hat, du dir die schwierige Stelle doch nicht ganz zutraust oder dich einfach nicht gut fühlst: Dreh um.
Es lohnt sich nicht, etwas durchzuzwängen. Komm an einem anderen Tag wieder. Oder wähle für deine nächste Tour ein einfacheres Ziel. Niemandem fällt dabei ein Zacken aus der Krone. Im Gegenteil.
Damit kommen wir zum letzten Thema: Unfälle. Ja, sie gehören leider mit dazu. Michael Roschi spricht im Schnitt der letzten Jahre von rund 40 tödlichen Wander-Unfällen jährlich. Bei hochgerechnet rund 200 Millionen Stunden, die gewandert werden, ist dies wenig. Beim Schlitteln oder Baden kommen im Durchschnitt mehr Menschen ums Leben als beim Wandern.
«Rund ein Drittel der Unfälle passiert abseits des offiziellen Wanderwegnetzes», weiss Roschi. Diese gelten aber trotzdem als Wanderunfälle. Auch darum ist Punkt 8 oben wichtig.
Die Betroffenen sind dabei meistens passend ausgerüstet und die Unfallstelle auf den ersten Blick nicht sehr gefährlich: «Oftmals sind dies Stolperunfälle. Man ist kurz unaufmerksam und stolpert am falschen Ort», erzählt Roschi, «wenn du an den falschen Ort fällst, reichen schon einige abschüssige Meter und es kann tödlich enden.»
Natürlich können Stolperer mit Ermüdung, Erschöpfung oder Überforderung zusammenhängen und sind nicht nur der fehlenden Konzentration geschuldet. «Die Opfer sind tendenziell ältere Männer, welche sich überschätzen», so Roschi weiter. Die Anzahl Unfälle mit Frauen haben zwar zugenommen, allerdings wandern auch immer mehr Frauen. Um Unfälle zu verhindern, ist für den Geschäftsleiter der Schweizer Wanderwege klar: «Die Vorbereitung ist ganz wichtig.» (siehe Punkt 3)
Noch etwas verkürzt: gute Vorbereitung ist alles und Mut zum Umkehren rettet Leben!
Hoffentlich lesen viele Menschen deinen Artikel und nehmen sich die Punkte zu herzen, bevor sie loswandern.
Für mich geht es in einer Woche ein paar Tage nach Zermatt <3
1. Nur weil da ein Schafhirte rumläuft kannst du das noch lange nicht!
2. Rot/Gelb ist die Jagtbann-Markierung und kein Wanderweg!!!