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Coronavirus

PK des Bundes verpasst? Das sind die wichtigsten Punkte

«Super-Infektionswoche» und das Ende der Pandemie – die wichtigsten Punkte der Bundes-PK

Ist Omikron wirklich harmloser? Was bedeuten die hohen Fallzahlen? Und soll die Quarantänedauer verkürzt werden? Die Expertinnen des Bundes nahmen Stellung zu den aktuellen Fragen.
11.01.2022, 16:1811.01.2022, 16:46
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Welche Auswirkungen hat Omikron auf die Spitäler?

Laut der wissenschaftlichen Covid-Taskforce des Bundes wird der Höhepunkt der Omikron-Welle noch im Januar erreicht sein. Dann werden voraussichtlich mehrere tausend Corona-Patienten ins Spital eingeliefert, 80 bis 300 Personen pro Woche müssten dann auf die Intensivstation.

Tanja Stadler, Praesidentin, National COVID-19 Science Task Force, spricht waehrend einer Medienkonferenz zur aktuellen Situation des Coronavirus, am Dienstag, 11. Januar 2022 in Bern. (KEYSTONE/Peter ...
Taskforce-Präsidentin Tanja Stadler.Bild: keystone

Das sagte Taskforce-Präsidentin Tanja Stadler am Dienstag vor den Medien in Bern. Und weiter:

«Wir rechnen mit einem Anstieg der Spitaleintritte in den nächsten drei Wochen.»

Aktuell verdoppelten sich die Fallzahlen alle acht bis zehn Tage, sagte Stadler. Auf dem Höhepunkt der Welle dürften demnach rund zehn bis dreissig Prozent der Bevölkerung innerhalb einer Woche infiziert werden. «Danach wären 65 bis 85 Prozent immun gegen Omikron – sei es wegen einer Infektion oder einer Impfung.»

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Wie gross wird die Omikron-Welle?

Die Gesundheitsbehörden gehen davon aus, dass auf dem Höhepunkt der Omikron-Welle 10 bis 15 Prozent der arbeitstätigen Bevölkerung gleichzeitig in Isolation oder in Quarantäne sein werden. Die Rede war von einer «Superinfektionswoche».

Zum Höhepunkt der Omikron-Welle dürfte der Weiterbetrieb in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens gefährdet sein. Oberstes Ziel sei es, dass nichts zum Erliegen komme. Denn, so Stadler:

«Es wird an allen Ecken und Enden zu Ausfällen kommen.»

Laut Virginie Masserey vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) muss ein «guter Kompromiss» gefunden werden zwischen der Pandemie-Bekämpfung und dem Weiterbetrieb der Infrastrukturen.

Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle, Bundesamt fuer Gesundheit BAG, spricht waehrend einer Medienkonferenz zur aktuellen Situation des Coronavirus, am Dienstag, 11. Januar 2022 in  ...
Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle des BAG.Bild: keystone

Die Taskforce geht davon aus, dass die Fallzahlen im Februar dann rasch abfallen. Nach der Omikron-Welle ist zu erwarten, dass 85 Prozent der Menschen in der Schweiz immun seien.

Ist eine verkürzte Quarantänedauer sinnvoll?

Grundsätzlich habe die Taskforce nichts gegen eine Verkürzung der Kontaktquarantäne auf fünf Tage, sagte Stadler. Fünf Tage erschienen in der gegenwärtigen Lage als gangbarer Kompromiss zwischen epidemiologischen Erwägungen einerseits und dem Funktionieren der Gesellschaft andererseits, so Stadler.

Die Situation sei ganz anders, als wenn man wie etwa Neuseeland eine Null-Covid-Strategie verfolge, erläuterte die Taskforce-Chefin. Bei einer hohen Inzidenz habe es kaum einen Einfluss, wenn man einzelne Personen zu früh aus der Quarantäne entlasse.

Tanja Stadler, Praesidentin, National COVID-19 Science Task Force, spricht waehrend einer Medienkonferenz zur aktuellen Situation des Coronavirus, am Dienstag, 11. Januar 2022 in Bern. (KEYSTONE/Peter ...
Die Expertinnen des Bundes informierten über den aktuellen Stand der Pandemie.Bild: keystone

Die Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren der Ostschweizer Kantone haben den Bundesrat in einem Brief aufgefordert, die Quarantäne- und Isolationsdauer auf fünf Tage zu reduzieren, wie die Zürcher Regierungsrätin Nathalie Rickli am Wochenende in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag» publik machte.

Braucht es einen Lockdown?

Das kann man derzeit nicht klar beantworten. Die wissenschaftliche Taskforce des Bundes rechnet auf dem Höhepunkt der Omikron-Welle mit 80 bis 300 zusätzlichen Covid-19-Erkrankten auf den Intensivstationen. Welche Massnahmen dadurch nötig werden, sei schwer abzuschätzen, sagte Taskforce-Chefin Tanja Stadler.

Bleibe man in rund zwei Wochen im unteren Bereich der Schätzung, sei die Situation handhabbar, so Stadler. Die Spitäler bewältigten eine Belastung in dieser Grössenordnung schon jetzt. Komme man an die obere Schranke, müsse man handeln.

Die Bündner Kantonsärztin Marina Jamnicki betonte, durch die Verschiebung von Wahleingriffen könnten Spitäler rasch Kapazitäten frei machen.

Marina Jamnicki, Kantonsaerztin Graubuenden, Vorstandsmitglied der Vereinigung der Kantonsaerztinnen und Kantonsaerzte VKS, spricht waehrend einer Medienkonferenz zur aktuellen Situation des Coronavir ...
Bündner Kantonsärztin Marina Jamnicki.Bild: keystone

Ist Omikron das Ende der Pandemie?

Es wäre möglich. Die Corona-Pandemie könnte im Sommer vorüber sein und das Leben einigermassen normal. Zu dieser Einschätzung kommt Taskforce-Chefin Stadler. Bis dann könnten nämlich genügend Menschen immun sein, weil sie schon einmal angesteckt oder geimpft wurden.

Auch das Wetter würde helfen, die Corona-Pandemie zu einer Endemie herabzustufen, weil die Kontakte wegen höherer Temperaturen sich mehr im Freien abspielen, sagte Stadler weiter.

Voraussetzung dafür wäre aber, dass in der Zwischenzeit keine neue Virus-Variante auftauchen und die Situation wieder verschärfen würde, warnte die Taskforce-Chefin.

Was bedeuten die hohen Zahlen fürs Contact Tracing?

Aufgrund der hohen Fallzahlen rationalisieren die Kantone das Contact Tracing. Probleme entstehen zudem durch die langen Intervalle zwischen den Tests und den Testresultaten.

Statt Telefonaten würden nun SMS verschickt, damit sich die Betroffenen selbst registrieren könnten, sagte Marina Jamnicki. In den meisten Kantonen werde das Contact Tracing nun auf Haushaltskontakte beschränkt.

Viele Personen würden erst drei Tage nach dem Test vom Contact Tracing erfasst. Auf diese Weise könnten keine Ansteckungen verhindert werden, sagte Jamnicki.

Wie viele Soldaten sind derzeit im Einsatz?

Laut Korpskommandant Hans-Peter Walser, Chef Kommando Ausbildung, sind aktuell 476 Armeeangehörige in acht Kantonen im Corona-Einsatz. 135 davon leisteten freiwillig Dienst.

Hans-Peter Walser, Korpskommandant, Chef Kommando Ausbildung der Schweizer Armee, spricht waehrend einer Medienkonferenz zur aktuellen Situation des Coronavirus, am Dienstag, 11. Januar 2022 in Bern.  ...
Hans-Peter Walser während der Pressekonferenz.Bild: keystone

Die Armee helfe derzeit in den Kantonen Aargau, Freiburg, Genf, Jura, Luzern, Neuenburg, Nidwalden und Wallis – «dort, wo zivile Mittel nicht ausreichen», sagte Walser an der Pressekonferenz.

Walser bekräftigte, dass die Armee den Spitälern kein Fachpersonal entziehe. Nur zu Beginn eines Armeeeinsatzes brauche es während kurzer Zeit medizinisches Fachpersonal, das im Anschluss jedoch «schnell wieder entlassen» werde.

(jaw/sda)

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144 Kommentare
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Pachyderm
11.01.2022 16:41registriert Dezember 2015
Bis zu 30% der Bevölkerung stecken sich in einer Woche an, aber bis zu 15% der (arbeitstätigen) Bevölkerung wäre dann gleichzeitig in Quarantäne oder Isolation?

Also ausser wenn sich Arbeitstätige massiv weniger häufig anstecken als nicht arbeitstätige geht diese Rechnung nicht ganz auf, oder?
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ViDi
11.01.2022 17:27registriert März 2020
OK, offensichtlich ist Durchsuchung die gewählte Strategie. Ich hoffe nur das beisst uns in ein paar Wochen nicht in den Allerwertesten..

Vor allem wäre ich aber froh wenn "die da oben" auch dazu stehen und dies offen und ehrlich kommunizieren würden.
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Snowy
11.01.2022 16:54registriert April 2016
Good News! 😍❄️👍☣️

Das sind richtig gute Aussichten darauf, dass dies der letzte Winter mit Zertifikat und Massnahmen war! Natürlich ist noch vieles offen und es bleibt ein Restrisiko, aber als Optimist ist heute ein guter Tag!
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