Um die Maskenpflicht zu umgehen, zeigen sich renitente ÖV-Reisende mitunter kreativ. Sie knabbern eine halbe Stunde lang Nüssli auf dem Weg von Olten nach Luzern, nippen ellenlang an der Trinkflasche oder benötigen fast die ganze Fahrzeit, um einen Salat zwischen Zürich und Bern zu vertilgen. Dies nervt seit Beginn der Maskenpflicht im Juni 2020 viele Mitfahrende.
Mit der Omikron-Welle hat sich die Problematik der Masken-Muffel im ÖV verschärft. Denn die Virus-Variante ist viel ansteckender als Delta – auch im Zug. «Mit der Trinkflasche die Maskenpflicht umgehen: Spätestens jetzt ist dies eine gefährliche Angewohnheit», enerviert sich ÖV-Nutzer Albin Meyer auf Twitter. Er ist mit seinen Bedenken nicht alleine. Unter dem Hashtag #keinfoodimzug setzen sich ÖV-Reisende auf sozialen Medien für ein Konsumationsverbot ein.
«Ich fühle mich im Zug nicht mehr sicher», schreibt eine andere Person in einem von inzwischen über 1100 Beiträgen.
Jedes mal, wenn ich Zug fahre, sehe ich Mitreisende, die während der ganzen Fahrt ständig an einer Trinkflasche nippen, um so die Maskenpflicht zu umgehen. Spätestens jetzt mit #Omikron eine gefährliche Angewohnheit.
— Albin Meyer (@AlbinMeyerCH) December 19, 2021
Deshalb lieber: #keinFoodimZug @RailService
#keinFoodimZug liebe @sbbnews pic.twitter.com/KCcHlJGt97
— Christina Kehl (@extrablatt) December 19, 2021
Nun schaltet sich die Politik ein. SP-Nationalrätin Flavia Wasserfallen würde wegen der hochansteckenden Omikron-Variante ein befristetes Konsumationsverbot im ÖV begrüssen. Zu oft sehe man Leute, die die ganze Fahrt von Zürich bis Bern damit verbrächten, «ihr Sandwich so langsam zu essen, dass sie keine Maske aufsetzen müssen», sagt sie zum Blick.
watson berichtete bereits im November 2020 über die Langsam-Verpfleger im ÖV. Im Januar 2021 verkündete die ÖV-Branche, man überprüfe die Regeln zusammen mit dem BAG. Als Reaktion wurde eine Sensibilisierungskampagne lanciert. Das Problem ist geblieben.
Grünen-Nationalrätin Franziska Ryser hat einen anderen Lösungsansatz. Wenn das Essen als Vorwand genutzt werde, um keine Maske tragen zu müssen, sei das wirklich ärgerlich und gegenüber den Mitfahrenden eine Zumutung. Hingegen kurz einen Schluck Wasser zu trinken und die Maske danach wieder aufzusetzen, das störe wohl kaum jemanden. «Statt einem kaum durchsetzbaren Verbot könnte man das Konsumieren vielleicht besser auf den Restaurantwagen beschränken», so Ryser. Das Problem: Auch dort gilt seit Montag die 2G-Regel.
Der Knackpunkt: Die Maskenpflicht im ÖV ist in einer Verordnung des Bundes geregelt. Diese sieht eine Ausnahme fürs Essen und Trinken vor. «Eine Änderung müsste vom Bund beschlossen werden», sagt SBB-Sprecher Reto Schärli.
Die Maske dürfe zum Essen und Trinken abgenommen werden. Jedoch nur für die Dauer des Verzehrs. «Wird die Ausnahme über die Massen strapaziert, macht unser Personal diese Reisenden darauf aufmerksam», so Schärli weiter.
FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt ist selber sehr viel mit der Bahn unterwegs. Von einem Ess-Verbot in den Zügen hält er aber nichts. «Den gesunden Menschenverstand kann man nicht ins Gesetz schreiben», sagt der Zürcher. Wer sich wegen notorischen Langsamessenden im Abteil gestört fühle, solle diese Personen direkt ansprechen. Man müsse – Omikron hin oder her – davon wegkommen, den Leuten alles bis ins letzte Detail vorzuschreiben. «Wer sich selbst besser schützen will, kann zudem eine FFP2-Maske tragen», so Silberschmidt zu watson.
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Es ist doch schlicht egal? Macht man das einfach aus purer Sturheit?
Ich sass auch schon mal ein Abteil neben zwei jungen Frauen, die hatten die Ganze Fahrt von Zürich nach Bern für je EIN Gipfäli.
Das ist doch wohl mühsamer das so langsam zu essen als wenn man sich einfach eine Maske aufsetzt.