Im Maggiatal soll im Winter mehr Strom produziert und deswegen die Staumauer des Sambucosees von 130 auf 145 Meter erhöht werden. Der Tessiner Staatsrat und die aktuelle und künftige Betreiberin der Anlage haben am Dienstag das Projekt vorgestellt.
Die Staudammerhöhung sei eines der 15 Wasserkraftprojekte von nationaler Bedeutung und das wichtigste im Tessin, erklärte der Tessiner Finanz- und Wirtschaftsdirektor Christian Vitta (FDP). Ziel sei es, die Abhängigkeit von ausländischer Energie zu reduzieren. Der Sambucosee passe perfekt in diese Strategie.
Der Sambucosee ist der drittgrösste Stausee im Tessin. Die Mauer, aber auch das Tal, in dem er liege, würden eine Vergrösserung erlauben, sagte Marold Hofstetter, Direktor der Maggia-Kraftwerke (Ofima). Die höhere Staumauer füge sich gut in die Umwelt ein.
Der Lago di Sambuco liegt nördlich von Fusio im oberen Lavizzaratal, einem hinteren Seitental des Maggiatals. Der auf 1460 Meter über Meer gelegene See war 1956 geschaffen worden. Das Kraftwerk liegt in Piano di Peccia auf 1000 Meter über Meer.
Mit der höheren Staumauer soll die Oberfläche des Sees um 12 Prozent von 1.11 auf 1.25 Quadratkilometer vergrössert und seine Kapazität um 27 Prozent von 63 auf bis 80 Millionen Kubikmeter Wasser erhöht werden. Dank des grösseren Wasservorrats soll im Winter bis zu 46 Gigawattstunden zusätzlicher Strom produziert werden können. Total sollen es neu bis zu 218 Gigawattstunden sein.
Zum Projekt gehört auch der Ausbau des Druckstollens und der Leistungsfähigkeit des Kraftwerks in Piano di Peccia. Dort soll ferner das Ausgleichsbecken vergrössert werden. Zudem muss wegen des höheren Wasserspiegels des Sambucosees die Strasse zum Naretstausee höher gelegt werden.
Insgesamt wird für die Leistungssteigerung derzeit mit Kosten von über 120 Millionen Franken gerechnet. Es habe sich in den letzten Jahren viel geändert, sagte Baudirektor Claudio Zali (Lega). Noch vor wenigen Jahren sei die Wasserkraft «out» gewesen und Investitionen in diese eine «Verrücktheit».
Der Sambucosee gehört zu den Maggia-Kraftwerken, die das Gefälle zwischen Griessee VS und Langensee nutzen. Mit insgesamt sechs Kraftwerken produzieren sie nach eigenen Angaben Strom, der den Bedarf von 250'000 Haushaltungen decken kann. Grösste Aktionäre sind die Axpo und der Kanton Tessin, auch die Stadt Zürich oder die BKW halten Anteile.
Die Konzession des Kraftwerks in Piano di Peccia wird, wie auch die von Cavergno und Verbano, 2036 an den Kanton heimfallen und an das kantonale Elektrizitätswerk AET übergehen. Das Projekt zur Erhöhung des Sambucostaudamms werde gemeinsam von den heutigen und künftigen Eignern unter der Oberaufsicht des Kantons erarbeitet, teilte letzterer mit.
Derzeit wird für das Stauseevorhaben das Vorprojekt ausgearbeitet. Ausgeführt werden sollen die Arbeiten ab 2027. Sie dürften rund vier Jahre dauern. (sda)