Schweiz
ESC

ESC in Basel: Zoff um Bundesrats-Tickets

Zoe Me freut sich anlaesslich der Videopremiere des Schweizer
Zoe Me vertritt am ESC die Schweiz.Bild: keystone
ESC

Welcher Bundesrat darf an den ESC? Die Frage sorgt für ein Drama

Der Bundesrat wollte nicht weniger als drei Mitglieder an den Eurovision Song Contest schicken. Nun sind es nur noch zwei – denn die Zuteilung der Plätze hat Irritationen ausgelöst.
10.04.2025, 07:1610.04.2025, 07:35
Francesco Benini / ch media
Mehr «Schweiz»

Es ist keine einfache Zeit für die Schweizer Landesregierung. Sie muss Donald Trump dazu bringen, die hohen Zölle aufzuheben oder wenigstens zu reduzieren. Dann gibt es weitere Herausforderungen: Welches Mitglied des Bundesrates besucht den Eurovision Song Contest in Basel?

Die Klärung dieser Frage war kompliziert. Die Regierung stand kurz davor, einen Krisenstab einzusetzen – der freilich Taskforce genannt worden wäre. Es müssen ja nicht alle darauf aufmerksam gemacht werden, wie gravierend das Problem ist, das einer Lösung harrt.

Die Schweiz hat den paneuropäischen Gesangswettbewerb seit 1988 nicht mehr ausgerichtet. Nach einem zwischenzeitlichen Tief ist die Veranstaltung wieder populär. Wer wird da nicht gerne als Ehrengast eingeladen? Man schreitet über einen roten oder andersfarbigen Teppich, wird verpflegt, lässt sich in einer Loge nieder, tauscht sich mit anderen Honoratioren aus. Man kommt sich wichtig vor.

Nun gibt es sieben Bundesräte, aber nur ein Eurovision-Finale. Schwierig. Jemandem in der Bundesverwaltung fiel brühend heiss ein: Da sind noch die beiden Halbfinals. Ergibt bereits drei Plätze für Mitglieder des Bundesrates.

Bundesraetin Elisabeth Baume-Schneider spricht zur Kleinen Kammer, an der Fruehjahrssession der Eidgenoessischen Raete, am Mittwoch, 19. Maerz 2025 im Staenderat in Bern. (KEYSTONE/Alessandro della Va ...
Elisabeth Baume-Schneider vertritt die Regierung im Final des ESC.Bild: keystone

Die Lösung schien nahe. Elisabeth Baume-Schneider ist für Kulturbelange zuständig – sie vertritt die Regierung am Final. Albert Rösti wacht über das Mediendossier – er besucht den zweiten Halbfinal. Beat Jans ist Stadtbasler – er besucht den ersten.

Nun herrscht Zerknirschung bei der SRG

Es schienen alle zufrieden. Zumal Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter ihr Desinteresse am Song Contest bekundet hatte. Dann jedoch: die Peripetie. So nennt man im klassischen Drama einen plötzlichen Umschlag. Den Wendepunkt.

Die Regierungsräte des Kantons Basel-Stadt luden den vormaligen Kollegen Beat Jans ans Finale ein. Böse Zungen sagen: Dem Justizminister sei selber die Idee gekommen, dass die Exekutive des Stadtkantons aktiv werden könnte. Jans sah jedenfalls keine Veranlassung mehr, dass er sich mit einem Halbfinale zufriedengeben sollte.

Irritiert war Bundesrat Rösti. Sollte er sich als einziger Bundesrat mit einer Vorausscheidung abspeisen lassen, während Baume-Schneider und Jans am Finale herumstolzieren? Äuä de scho.

Albert Röstis Medienchefin Franziska Ingold erklärt auf Anfrage: «Wir verzichten auf einen Besuch des Song Contest, weil bereits zwei Bundesräte am Finale sind.»

Zerknirscht ist nun die Veranstalterin des Wettsingens. Hatten sich der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung der SRG nicht nach Kräften um ein gutes Einvernehmen mit dem Medienminister bemüht, der dem öffentlichen Rundfunk eher skeptisch gegenübersteht?

Wäre der Song Contest nicht eine Gelegenheit gewesen, um Bundesrat Rösti aus der Nähe zu zeigen, wie professionell die SRG arbeitet? Wie sie eine richtig grosse Kiste stemmt? Hätte man in der VIP-Zone hinter der Bühne nicht mit Champagner anstossen können auf eine gedeihliche Zusammenarbeit?

Am 17. Mai besuchen die Bundesräte Baume-Schneider und Jans das Finale des Song Contest. Die Präsidentin des Nationalrats wird in der St. Jakobshalle Basel sein, der Präsident des Ständerates und sogar mehrere Amtsdirektoren. Albert Rösti aber bleibt zu Hause.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Alle ESC-Siegerinnen und Sieger seit 1956
1 / 74
Alle ESC-Siegerinnen und Sieger seit 1956
1956: Premiere in Lugano! Lys Assia gewinnt mit «Refrain» den allerersten Eurovision Song Contest für die Schweiz.
quelle: hulton archive / keystone
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Das ist die Geschichte von Nemo
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
28 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
28
    Viagra-Wettbewerbs-Absprachen: Sanktion von 2,9 Millionen Franken gegen Pfizer

    Das Pharmaunternehmen Pfizer muss wegen unzulässiger Wettbewerbsabsprachen für das Potenzmittel Viagra eine Sanktion von rund 2,9 Millionen Franken bezahlen. Das Bundesgericht hat eine Beschwerde von Pfizer abgewiesen.

    Zur Story