Schweiz
Gender

Offizielle Geschlechtsänderungen gehen stark zurück

Die Bevölkerung wird diverser – oder ist der Höhepunkt schon überschritten? Mini-Pride-Parade im Toggenburg im April 2025.
Die Bevölkerung wird diverser – oder ist der Höhepunkt schon überschritten? Mini-Pride-Parade im Toggenburg im April 2025.bild; benjamin Manser

Offizielle Geschlechtsänderungen gehen stark zurück

Im letzten Jahr liessen in der Schweiz 521 Personen ihren Geschlechtseintrag im Personenstandsregister ändern. Das sind nur noch halb so viele wie 2022. Die Bevölkerungsstatistik 2024 zeigt ausserdem: Die Lebenserwartungen von Männern und Frauen gleichen sich an.
21.06.2025, 14:1621.06.2025, 14:16
Sabine Kuster, Ruben Schönenberger / ch media
Mehr «Schweiz»

Anfang 2022 wurde eine bürokratische Hürde abgeschafft: Seither ist es einfacher, sein Geschlecht im Personenstandsregister zu ändern. 1177 Personen hatten damals davon Gebrauch gemacht – etwas mehr (620) waren solche, die ihren Eintrag von Mann auf Frau ändern liessen.

2024 sah es anders aus: Etwas mehr Personen (263) wollten den Eintrag von Frau zu Mann ändern lassen. Und das Total hat sich halbiert: Nur noch 521 stellten laut dem Bundesamt für Statistik BFS den Antrag.

Am Alter hat sich nicht viel geändert: Die meisten Anträge werden von Personen zwischen 15 und 29 Jahren gestellt. Vor 15 ist die Einwilligung der Eltern nötig: Diese Anträge haben sich innerhalb der drei Jahre mehr als halbiert, von 39 auf 16. Eine offizielle Änderung des Geschlechts ist aber auch für Seniorinnen und Senioren ein Thema: 2024 beantragten das vier Personen im Rentenalter, 2022 waren es 17.

Ein gewisser Nachholeffekt scheint stattgefunden zu haben. Da die Zahl aber auch bei den 15- bis 19-Jährigen von 284 auf 142 gesunken ist, könnte es sich auch um einen generell abnehmenden Trend handeln. Nicht alle Regionen in der Schweiz sind übrigens gleich stark betroffen: Knapp die Hälfte der Geschlechtsänderungen auf dem Papier erfolgte in der Genferseeregion und in der Region Zürich. Das zeigt die neue Statistik der natürlichen Bevölkerungsbewegung 2024.

Todesfälle: Normalisierung nach der Pandemie

Ebenfalls darin enthalten sind die Todesfälle: Eigentlich sterben deutlich mehr Frauen als Männer jedes Jahr. Doch während der Coronapandemie, welche Männer stärker traf, glichen sich die Zahlen an. Seit 2023 ist das Verhältnis wieder das übliche – mehr Frauen als Männer sterben jedes Jahr. Dies, obwohl generell 1,2 Prozent mehr Buben als Mädchen geboren werden. Doch da Männer früher sterben, leben in der Schweiz 0,4 Prozent mehr Frauen. (1999: 1,1 Prozent).

Vor 1995 war es umgekehrt: mehr Männer starben jedes Jahr. Der Grund: Die Frauen wurden im 20. Jahrhundert zuerst deutlich älter als Männer. Dann starben sie doch – der Nachholeffekt zeigt sich nun. Ausserdem haben Lebenserwartungen angeglichen: Frauen leben nur noch 3,6 Jahre länger als Männer, während der Unterschied 1980 ganze 6,7 Jahre betrug.

Der grosse Unterschied war nur temporär: Davor, im Jahr 1900 lebten Frauen nur 2,7 Jahre länger, nämlich durchschnittlich 49 Jahre.

Immer weniger Geburten

2024 sank die Zahl der Geburten noch immer – allerdings weniger stark als in den beiden Vorjahren. Der Abwärtstrend hat sich verlangsamt. Aktuell liegt die durchschnittliche Zahl der Kinder pro Frau bei 1,29. Am stärksten gesunken sind Drittgeburten, gefolgt von Zweitgeburten. Das Bundesamt für Statistik bilanziert: «Die rückläufige Geburtenzahl bremst somit weniger die Familiengründung als die Familienvergrösserung.»

Nur in den Kantonen Wallis, Basel-Landschaft und Appenzell Ausserrhoden verzeichneten die Statistiker 2024 einen Geburtenanstieg. Am stärksten sank die Geburtenzahl in Appenzell Innerrhoden, in einigen Zentralschweizer Kantonen sowie in Schaffhausen und im Kanton Jura.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
30 Jahre Zurich Pride Festival in 30 Bildern
1 / 32
30 Jahre Zurich Pride Festival in 30 Bildern
Der erste CSD in der Schweiz (und Europa) fand 1978 in Bern statt
quelle: keystone/ friedli / friedli
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Nemos Auftritt an der Pride
Das könnte dich auch noch interessieren:
25 Kommentare
Dein Kommentar
YouTube Link
0 / 600
Hier gehts zu den Kommentarregeln.
Die beliebtesten Kommentare
avatar
DerRabe
21.06.2025 14:41registriert Juli 2014
War das nicht zu erwarten? Nach dem Abschaffen der Hürden haben wohl viele, die darauf gewartet haben, die Chance genutzt. Das ist ein einmaliges Phänomen. Danach gibt es dann nur noch diejenigen, welche im Verlauf eines Jahres den Entschluss fassen.
617
Melden
Zum Kommentar
avatar
Bruno Wüthrich
21.06.2025 14:36registriert August 2014
Das mit der Abnahme verwundert mich nicht. Das Thema wurde in der Presse gehypt. Da wird es normal, dass dies nach der Öffnung genutzt wird. Dass dieser "Trend" - bei diesen Zahlen kann man zwar nicht von Trend sprechen - danach in sich zusammenbrechen wird, konnte man vermuten.
4912
Melden
Zum Kommentar
avatar
Hierundjetzt
21.06.2025 14:46registriert Mai 2015
Somit war das Potential der Geschlechtsumwandlung schweizweit jederzeit 3’000.

Exakt so wie es die Wissenschaft statistisch seit Jahren sagt

Aber nein wir mussten uns jahrelang von zu sendungsbewussten instrumentalisieren lassen

(Stadt Zürich 20 letztes Jahr)
4213
Melden
Zum Kommentar
25
    Läderach trotzt Krisen und wächst rasant

    Der Chocolatier Läderach hat seinen Wachstumskurs trotz hoher Rohstoffpreise und geopolitischer Unsicherheiten fortgesetzt. Für das bis Ende Juli laufende Geschäftsjahr zeichnet sich ein Umsatzplus von 20 Prozent ab, wie CEO Johannes Läderach der «Handelszeitung» (Ausgabe 19.6.) sagte.

    Zur Story