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Vom Bauernkaff zum Cern: Meyrin holt sich den Wakkerpreis

Vom Bauernkaff zum Cern: Meyrin holt sich den Wakkerpreis

13.01.2022, 10:0013.01.2022, 14:41
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Meyrin GE wird mit dem Wakkerpreis 2022 ausgezeichnet. Der Agglomerationsgemeinde sei es gelungen, die Anliegen von Menschen und Natur zusammenzuführen und eine hohe Baukultur mit mehr Biodiversität für alle hervorzubringen, schreibt der Schweizer Heimatschutz.

Auf dem Gemeindegebiet von Meyrin starten regelmässig Flugzeuge, die die Westschweiz mit der Welt verbinden. Und im nicht weit davon entfernten CERN findet internationale Forschung auf höchstem Niveau statt. Diese Dynamik und die Stadtnähe hätten die Bevölkerung seit 1950 um 1200 Prozent ansteigen und vielfältig werden lassen, hält der Schweizer Heimatschutz am Donnerstag in einer Mitteilung fest. Heute lebten 26'000 Menschen aus mehr als 140 Nationen in Meyrin.

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Meyrin holt sich den Wakkerpreis 2022
Der Schweizer Heimatschutz zeichnet die Gemeinde Meyrin im Kanton Genf mit dem Wakkerpreis 2022 aus. Gemäss Schweizer Heimatschutz zeige die Genfer Agglomerationsgemeinde, wie mit Dialog die Vielfalt als Staerke genutzt werden kann. Hier der Platz vor dem Einkaufszentrum Meyrin Centre.
quelle: keystone / christian beutler
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Mit langfristigen Visionen habe sich Meyrin innert zweier Generationen vom Bauerndorf zur lebenswerten und lebendigen Grossgemeinde innerhalb der Genfer Agglomeration entwickelt. Die Gemeinde mache mit ihrem Handeln deutlich, wie auf kommunaler Ebene im Dialog mit der Bevölkerung Verantwortung für Mensch und Umwelt übernommen werden könne.

Historischer Dorfkern gut erhalten

Der historische Dorfkern des einst ländlich geprägten Meyrin sei trotz der dynamischen Siedlungsentwicklung gut erhalten; die überlieferten Bauten würden gepflegt und an neue Bedürfnisse angepasst. Nicht wenige davon hätten heute eine öffentliche Nutzung und ermöglichten Begegnungen im Herzen der Gemeinde.

Besonders prägend für das Bild von Meyrin sei die erste Satellitenstadt der Schweiz, die «Nouvelle Cité», die im grossen Massstab in den 1960er-Jahren als Massnahme gegen die Wohnungsnot erstellt wurde. Das baukulturelle und soziale Potenzial der Nachkriegsarchitektur mit ihren grosszügigen Freiräumen sei früh erkannt worden.

Heute werde das riesige Ensemble nachhaltig saniert und nach klaren planerischen Vorgaben nachverdichtet – hauptsächlich durch Aufstockungen. Dabei werde das städtebauliche Gerüst beibehalten, und mit Verkehrsberuhigungen und landschaftlichen Projekten würden die Freiräume aufgewertet.

Vorbildliches Ökoquartier

Den jüngsten Schub hat die Gemeinde laut dem Schweizer Heimatschutz mit dem Bau des Ökoquartiers «Les Vergers» erhalten. 1350 Wohnungen mit Platz für 3000 Menschen sind damit neu hinzugekommen. Bei der Planung des neuen Quartiers habe die Gemeinde die Bevölkerung auf ausserordentliche Weise miteinbezogen und die Ausrichtung auf soziale, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit ins Zentrum gestellt.

Meyrin wird als würdiger Preisträger zum 50-Jahr-Jubiläum des Wakkerpreises bezeichnet. Die Genfer Gemeinde steht laut dem Schweizer Heimatschutz sinnbildlich für die führende Rolle der Gemeinden bei der Schweizer Siedlungsentwicklung und habe exemplarisch bewiesen, dass hohe Baukultur gekoppelt an Klimaverträglichkeit und Biodiversität über die Jahre hin erreicht und gepflegt werden könne.

Der Schweizer Heimatschutz vergibt jährlich einer politischen Gemeinde oder in Ausnahmefällen Organisationen oder Vereinigungen den mit 20'000 Franken dotierten Wakkerpreis. Erstmals ermöglicht wurde die Preisvergabe 1972 durch ein Vermächtnis des Genfer Geschäftsmannes Henri-Louis Wakker an den Schweizer Heimatschutz. (sda)

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«Das betroffene Gebiet ist gut einsehbar, unter anderem von einem Ski-Gebiet. Es ist gewaltig. Deswegen machten die Bilder so schnell die Runde.» Das sagt Martin Keiser. Er ist Regionalforstingenieur und Naturgefahrenspezialist beim Amt für Wald und Naturgefahren des Kantons Graubünden. Keiser wurde am Sonntag kurz nach 7 Uhr von den Einsatzkräften über den riesigen Bergsturz informiert, der sich wenige Minuten zuvor am Piz Scerscen im Engadin ereignet hatte.

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