Schweiz
Gesellschaft & Politik

Fall Ameti: GLP-Politiker fordert von Partei eigenen Rauswurf

Benjamin Gautschi, co-president du parti vert'liberale de l'arrondissement 7/8 de la ville de Zuerich, reagit devant Tribunal federal avant le debut d'une andience concernant l'aff ...
Der Zürcher GLP-Politiker Benjamin Gautschi erwartet von der Partei mehr Rückgrat in Bezug auf Sanija Ameti.Bild: keystone

Zürcher GLP-Politiker fordert von Partei eigenen Rauswurf

Die GLP will Sanija Ameti nach den Schüssen auf ein religiöses Bild ausschliessen. Der Zürcher GLP-Politiker Benjamin Gautschi erwartet von der Partei mehr Rückgrat. Auch sieht er im Motiv der Zielscheibe «kein klassisches Bild von Maria und Jesus».
10.09.2024, 15:58
Bettina Zanni / ch media
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Die Zürcher GLP-Politikerin Sanija Ameti hat sich ins Abseits geschossen. In einem Instagram-Post zeigte sich die Zürcher Gemeinderätin beim Schiessen auf ein Bild von Maria mit dem Jesuskind. Nachträglich löschte sie den Post. Beim verwendeten Bild handelt es sich um eine Seite des Katalogs des Auktionshauses Koller. «Ich bitte um Vergebung bei den Menschen, die durch meinen Post verletzt wurden», meldete sie auf X. Sie habe den Post sofort gelöscht, als ihr der religiöse Inhalt bewusst geworden sei, erklärte sie.

Bei ihrer Partei ist der Zug bereits abgefahren. Am Montag teilte die GLP Schweiz mit, ein Ausschlussverfahren gegen Ameti zu starten. «Ein weiterer Verbleib des Mitglieds Sanija Ameti bei den Grünliberalen schadet aus Sicht der Parteiführung dem Ansehen der Grünliberalen», schrieb die GLP. Um weiteren Schaden abzuwenden, beantrage die GLP Schweiz, umgehend ein Parteiausschlussverfahren an die Hand zu nehmen.

«Könnt mich auch ausschliessen»

Gleichzeitig überbieten sich User auf Social Media mit Hass-Posts gegen die Politikerin. Zudem hat die Junge SVP Anzeige gegen sie erstattet.

Benjamin Gautschi, Vorstandsmitglied der GLP-Sektion aus dem Zürcher Wahlkreis 7/8, geht die Reaktion der GLP Schweiz gegen den Strich. «Wenn Sanija Ameti ausgeschlossen wird, könnt ihr mich auch ausschliessen», schreibt er auf X.

«Kein klassisches Maria-und-Jesus-Bild»

Den Internet-Mob der Rechten könne die GLP nicht beeinflussen, sagt er auf Anfrage von ZüriToday. Beeinflussen könne die Partei aber den Umgang mit den eigenen Mitgliedern. «Eine Parteivertreterin, die so viel geleistet hat, kann man nicht wie eine heisse Kartoffel fallen lassen.» Da erwarte er mehr Rückgrat. «Auch in Krisen steht man für seine Mitglieder ein», fordert er.

Ameti sei eine junge Frau mit Migrationshintergrund, schlau, herausfordernd und rhetorisch gewandt. «Für viele rechte Politiker ist sie eine Bedrohung.» Solchen spiele die GLP mit dem Parteiausschluss in die Hände. «Ihre Kritiker sahen im Post die perfekte Chance, Sanija Ameti endlich loszuwerden.»

Sanija Ameti stammt aus Bosnien-Herzegowina. Sie bezeichnet sich sowohl als Muslimin als auch als Agnostikerin. Benjamin Gautschi entschuldigt auch das gewählte Motiv der Zielscheibe. «Sanija Ameti ist als Muslimin mit einem anderen Glauben aufgewachsen – man kann nie alles wissen», sagt er. Selbst wäre ihm auch nicht bewusst gewesen, dass Maria und Jesus auf dem Bild zu sehen seien. «Ich habe es nicht direkt erkannt. Für mich ist das kein klassisches Maria-und-Jesus-Bild, das man von der Krippe kennt.» Gautschi bezeichnet sich jedoch als protestantisch. «Ich habe den Religionsunterricht besucht und bin auch konfirmiert.»

Er habe viel Unterstützung erhalten

In einem E-Mail an das Parteisekretariat, das ZüriToday vorliegt, hat Gautschi darauf hingewiesen, dass die GLP ihn im Falle eines Parteiausschlusses von Ameti auch ausschliessen könne. Weiter schreibt er darin: «Lasst bitte mal die Kirche im Dorf. Wer religiös ist, hat die glaubwürdige Bitte um Vergebung für einen unabsichtlichen Fehler längst akzeptiert, Fehler zu vergeben, ist schliesslich ein zentrales Prinzip im christlichen Glauben.»

Gautschi erwartet, dass sich die Partei für ihre «drastische Reaktion» entschuldigt. Selbst wolle er jedoch nicht austreten. «Genauso wie man jemanden wegen eines solchen Fehlers nicht rauswirft, tritt man auch nicht einfach aus.»

Auf seinen Post habe er viel Unterstützung bekommen, behauptet der Zürcher GLP-Politiker. «Ich bekomme viele Nachrichten von GLP-Politikerinnen und -Politikern, die sich für meine Äusserung bedanken und die Reaktion der GLP auch als ‹völlig übertrieben› bezeichnen.»

«Wünschen uns, dass Sanija Ameti Mitgliedschaft auflöst»

GLP-Präsident Jürg Grossen nimmt zur Kritik keine Stellung. «Der Antrag des Ausschlussverfahrens ist eingereicht», sagt er auf Anfrage. «Wie bereits kommuniziert, wünschen wir uns, dass Sanija Ameti Verantwortung übernimmt und ihre Parteimitgliedschaft auflöst.»

Sanija Ameti ist seit rund drei Jahren Co-Präsidentin von Operation Libero. Die Bewegung steht hinter Ameti. Dass ihre Handlung falsch und unangebracht gewesen sei, stehe für sie wie auch für Operation Libero ausser Frage, meldete Operation Libero am Montag in einem Statement. «Wir schätzen Sanija Ameti als Politikerin, als Co-Präsidentin und als Freundin.» Michael Hermann, Politologe und Leiter des Forschungsinstituts Sotomo, überrascht die Situation nicht. In Operation Libero sei Ameti verwurzelt, sagt er. «Bei der GLP eckte sie immer schon an. Deshalb ist es klar, dass Operation Libero klarer hinter ihr steht, als es die GLP tun würde.» (zueritoday.ch)

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104 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Bündn0r
10.09.2024 16:09registriert Januar 2018
"Für mich ist das kein klassisches Maria-und-Jesus-Bild, das man von der Krippe kennt."

Auf ein Bild bzw. die Köpfe einer wildfremden Frau und ihrem Neugeborenen zu schiessen und das ganze auf Socialmedia zu teilen würde die Sache nicht wirklich besser machen.
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Jonas der doofe
10.09.2024 16:08registriert Juni 2020
Spannend.

Ich hätte ja gedacht, mit dem kommenden Auschluss von Frau Ameti wärs dann gut.

Nun geht also auch Herr Gautschi.

Wie stelle ich mir selbst ein Bein?

Herr Gautschi: JA!
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Macca_the_Alpacca
10.09.2024 16:12registriert Oktober 2021
Ja wissen sie Herr Gautschi, auf der Seite im Auktionskatalog steht wer das Bild gemalt hat, was zu sehen ist, nebst dem Schätzpreis von CHF 250'000 bis 300'000.
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