Der Aufschrei war gross, nachdem Sanija Ameti, Zürcher Gemeinderätin und Mitglied der Parteileitung der GLP Kanton Zürich, am Wochenende Bilder veröffentlicht hatte, die sie beim Schiessen mit einer Sportpistole zeigen. Besonders brisant: Eines der Bilder zeigt Maria und Jesus, durchsiebt von fast 20 Schüssen. Das andere ist mit dem Kommentar «abschalten» versehen.
Die 32-Jährige löschte die Bilder bereits am Samstag wieder und entschuldigte sich auf X:
Nun ist klar: Sanija Ameti tritt nach dem Schiess-Vorfall am Wochenende aus der Parteileitung der GLP zurück. Gegenüber TeleZüri sagt die Zürcher GLP-Co-Parteipräsidentin Nora Ernst:
Wie aus einer Medienmitteilung hervorgeht, begrüsst die GLP Ametis Entscheid, möchte jedoch, dass die Gemeinderätin ganz aus der Partei austritt. Allerdings wartet die GLP nicht ab, ob die 32-Jährige die Partei von sich aus verlässt oder nicht, sie setzt noch heute ein Parteiausschlussverfahren in Gang, «um weiteren Schaden abzuwenden», wie es heisst.
Die Partei habe leer schlucken müssen, als sie die Posts mit den Schüssen von Sanija Ameti gesehen habe. Nora Ernst führt aus:
Die GLP halte die Meinungs- und Religionsfreiheit sehr hoch, man setze sich für einen konstruktiven Dialog miteinander ein. Ein solcher Beitrag wie der von Ameti sei genau dies nicht.
In der Mitteilung heisst es weiter, die Posts könnten als «Ausdruck von Hass und Gewalt verstanden werden». Dies habe in der GLP keinen Platz. Ameti habe das Ansehen der Grünliberalen beschädigt, damit sei die Voraussetzung für ein Ausschlussverfahren gegeben.
Ameti habe die Partei selbst über den entsprechenden Vorfall informiert, «wir haben ihr proaktives Verhalten sehr geschätzt», so Ernst weiter.
Die Junge SVP Schweiz hat angekündigt, wegen der Verletzung der Glaubens- und Kultusfreiheit Strafanzeige gegen Ameti einzureichen. Auch Nicolas Rimoldi von Mass-Voll reicht eine Anzeige ein. Ameti schüre Hass und rufe zu Gewalt gegen Christen auf, so die Bewegung auf X.
Die SVP hat am Montag im Berner Kantonsparlament zudem eine Anfrage zum Thema eingereicht, da Ameti an der Universität Bern als Doktorandin angestellt ist.
Aufgrund von Morddrohungen stehen die 32-Jährige und ihre Familie unter Polizeischutz. «Es geht mir nicht gut, und ich weiss nicht, wie lange ich das noch aushalten kann», schrieb Ameti dem Onlineportal «kath.ch».
Die Schweizer Bischofskonferenz hat das «inakzeptable Verhalten» von Sanija Ameti verurteilt. Wie viele Katholikinnen und Katholiken fühlen sich auch die Schweizer Bischöfe in ihrem religiösen Empfinden verletzt.
Das teilte die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) am Montag mit. Selbst wenn man von der religiösen Darstellung der Muttergottes absehe, zeuge die Tat von Gewalt und Respektlosigkeit gegenüber der menschlichen Person.
Die Schweizer Bischöfe seien dankbar für das Schreiben von Ameti an den Bischof von Chur, in dem sie die katholische Gemeinschaft um Vergebung bitte, hiess es weiter. Trotzdem seien die Bischöfe gehalten, ihre tiefe Missbilligung öffentlich zum Ausdruck zu bringen.
Sanija Ameti sitzt seit 2022 für die GLP im Zürcher Gemeinderat. Dort sei sie vom Volk gewählt, so Nora Ernst, dies habe mit der Partei direkt nichts zu tun. Daneben ist die 32-Jährige Co-Präsidentin der Operation Libero und als Consultant bei der PR-Agentur Farner tätig.
Zunächst sagte Farner-CEO Michael Grunder gegenüber dem «Tages-Anzeiger»: «Farner ist mit der Handlung und dem Post von Sanija Ameti in keiner Weise einverstanden. Wir möchten aber auch anerkennen, dass sie zu ihrem Fehler steht, ihn bereut und sich in aller Form öffentlich entschuldigt hat.»
Später bestätigte Farner gegenüber der Zeitung jedoch, dass Ameti die Agentur verlassen werde. Man sei mit ihr in Kontakt.
Operation Libero hält bislang zu Ameti und schreibt in einer Medienmitteilung:
Das Bild, auf das Ameti schoss, stammt aus einem Katalog eines Auktionshauses. Das entsprechende Gemälde heisst «Madonna mit Kind und Erzengel Michael» und stammt vom italienischen Maler Tommaso del Mazzo.
Eine Anfrage von watson an Sanija Ameti blieb unbeantwortet. (rst/hkl/sda)
In einer Zeit, in der jeder kleiner Mückenschiss zu einem Shitstorm werden kann, ist das schon fast fahrlässig.