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Sanija Ameti steht wegen Morddrohungen unter Polizeischutz

Diese Bilder hat Sanija Ameti auf Instagram gepostet – und später wieder gelöscht.
Diese Bilder hat Sanija Ameti auf Instagram gepostet – und später wieder gelöscht.

Nach Schiess-Bild: Ameti und ihre Familie stehen unter Polizeischutz

10.09.2024, 12:56
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Der Aufschrei war gross, nachdem Sanija Ameti, Zürcher Gemeinderätin und Mitglied der Parteileitung der GLP Kanton Zürich, am Wochenende Bilder veröffentlicht hatte, die sie beim Schiessen mit einer Sportpistole zeigen. Besonders brisant: Eines der Bilder zeigt Maria und Jesus, durchsiebt von fast 20 Schüssen. Das andere ist mit dem Kommentar «abschalten» versehen.

Sanija Ameti, Co-Praesidentin Operation Libero, spricht waehrend einer Medienkonferenz zur Lancierung der Europa-Initiative, am Dienstag, 2. April 2024 in Bern. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
Sanija Ameti und ihre Familie brauchen Polizeischutz.Bild: keystone

Die 32-Jährige löschte die Bilder bereits am Samstag wieder und entschuldigte sich auf X:

«Ich bitte um Vergebung bei den Menschen, die durch meinen Post verletzt wurden. Ich habe diesen sofort gelöscht, als mir der religiöse Inhalt bewusst wurde. Ich habe nichts dabei überlegt. Es tut mir unglaublich leid.»

Der Rücktritt

Nun ist klar: Sanija Ameti tritt nach dem Schiess-Vorfall am Wochenende aus der Parteileitung der GLP zurück. Gegenüber TeleZüri sagt die Zürcher GLP-Co-Parteipräsidentin Nora Ernst:

«Es war ihr persönlicher Entscheid. Wir waren jedoch mit Frau Ameti im Austausch und haben ihr den Rücktritt nahegelegt.»

GLP-Co-Präsidentin Nora Ernst im Interview mit TeleZüri:

Video: ch media/TeleZüri

Wie aus einer Medienmitteilung hervorgeht, begrüsst die GLP Ametis Entscheid, möchte jedoch, dass die Gemeinderätin ganz aus der Partei austritt. Allerdings wartet die GLP nicht ab, ob die 32-Jährige die Partei von sich aus verlässt oder nicht, sie setzt noch heute ein Parteiausschlussverfahren in Gang, «um weiteren Schaden abzuwenden», wie es heisst.

Die Partei habe leer schlucken müssen, als sie die Posts mit den Schüssen von Sanija Ameti gesehen habe. Nora Ernst führt aus:

«Sie widerspiegeln in keiner Art und Weise die Werte der Grünliberalen, weder im Inhalt noch in der Tonalität.»

Die GLP halte die Meinungs- und Religionsfreiheit sehr hoch, man setze sich für einen konstruktiven Dialog miteinander ein. Ein solcher Beitrag wie der von Ameti sei genau dies nicht.

Nationalrat Juerg Grossen, GLP-BE, spricht an einer Medienkonferenz von der Allianz fuer die Umsetzung der OECD-Mindeststeuer, am Donnerstag, 11. Mai 2023 in Bern. (KEYSTONE/Anthony Anex)
Auch GLP-Präsident Jürg Grossen hat Sanija Ameti für die Bilder auf Instagram kritisiert. Bild: keystone

In der Mitteilung heisst es weiter, die Posts könnten als «Ausdruck von Hass und Gewalt verstanden werden». Dies habe in der GLP keinen Platz. Ameti habe das Ansehen der Grünliberalen beschädigt, damit sei die Voraussetzung für ein Ausschlussverfahren gegeben.

«Die GLP verurteilt nicht allein jegliche Form von Gewalt und Respektlosigkeit gegenüber den Religionen und deren Symbolen, sondern fordert diesen Respekt auch ein. Konsequenterweise müssen wir dies gerade zuallererst bei unseren eigenen Mitgliedern tun.»

Ameti habe die Partei selbst über den entsprechenden Vorfall informiert, «wir haben ihr proaktives Verhalten sehr geschätzt», so Ernst weiter.

Die Reaktionen

Die Junge SVP Schweiz hat angekündigt, wegen der Verletzung der Glaubens- und Kultusfreiheit Strafanzeige gegen Ameti einzureichen. Auch Nicolas Rimoldi von Mass-Voll reicht eine Anzeige ein. Ameti schüre Hass und rufe zu Gewalt gegen Christen auf, so die Bewegung auf X.

Die SVP hat am Montag im Berner Kantonsparlament zudem eine Anfrage zum Thema eingereicht, da Ameti an der Universität Bern als Doktorandin angestellt ist.

Aufgrund von Morddrohungen stehen die 32-Jährige und ihre Familie unter Polizeischutz. «Es geht mir nicht gut, und ich weiss nicht, wie lange ich das noch aushalten kann», schrieb Ameti dem Onlineportal «kath.ch».

Ametis Tat verletzt Bischöfe in ihrem religiösen Empfinden

Die Schweizer Bischofskonferenz hat das «inakzeptable Verhalten» von Sanija Ameti verurteilt. Wie viele Katholikinnen und Katholiken fühlen sich auch die Schweizer Bischöfe in ihrem religiösen Empfinden verletzt.

Das teilte die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) am Montag mit. Selbst wenn man von der religiösen Darstellung der Muttergottes absehe, zeuge die Tat von Gewalt und Respektlosigkeit gegenüber der menschlichen Person.

Die Schweizer Bischöfe seien dankbar für das Schreiben von Ameti an den Bischof von Chur, in dem sie die katholische Gemeinschaft um Vergebung bitte, hiess es weiter. Trotzdem seien die Bischöfe gehalten, ihre tiefe Missbilligung öffentlich zum Ausdruck zu bringen.

Job weg

Sanija Ameti sitzt seit 2022 für die GLP im Zürcher Gemeinderat. Dort sei sie vom Volk gewählt, so Nora Ernst, dies habe mit der Partei direkt nichts zu tun. Daneben ist die 32-Jährige Co-Präsidentin der Operation Libero und als Consultant bei der PR-Agentur Farner tätig.

Zunächst sagte Farner-CEO Michael Grunder gegenüber dem «Tages-Anzeiger»: «Farner ist mit der Handlung und dem Post von Sanija Ameti in keiner Weise einverstanden. Wir möchten aber auch anerkennen, dass sie zu ihrem Fehler steht, ihn bereut und sich in aller Form öffentlich entschuldigt hat.»

Später bestätigte Farner gegenüber der Zeitung jedoch, dass Ameti die Agentur verlassen werde. Man sei mit ihr in Kontakt.

Operation Libero hält bislang zu Ameti und schreibt in einer Medienmitteilung:

«Dass ihre Handlung falsch und unangebracht war, steht für sie wie auch für Operation Libero ausser Frage. Wir schätzen Sanija Ameti als Politikerin, als Co-Präsidentin und als Freundin.»

Das Bild, auf das Ameti schoss, stammt aus einem Katalog eines Auktionshauses. Das entsprechende Gemälde heisst «Madonna mit Kind und Erzengel Michael» und stammt vom italienischen Maler Tommaso del Mazzo.

Eine Anfrage von watson an Sanija Ameti blieb unbeantwortet. (rst/hkl/sda)

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1006 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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PrimeTimeWhine
09.09.2024 15:12registriert Dezember 2021
Warum eine Person des Öffentlichen Lebens überhaupt ein Social Media kanal pflegt, der nicht rein professioneller Natur ist, frage ich mich schon.
In einer Zeit, in der jeder kleiner Mückenschiss zu einem Shitstorm werden kann, ist das schon fast fahrlässig.
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SBRUN
09.09.2024 15:20registriert September 2019
Neu Funktion auf Instagram, Häckchen: "Noch einmal darüber schlafen bevor der Hirnstrom rausgeht", das hätte schon viele vor Üblem bewahrt.
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cereza
09.09.2024 15:17registriert Februar 2023
Die Aktion von Frau Ameti ist auf verschiedenen Ebenen geschmacklos - wer das Bedürfnis hat, auf ein Porträt eines Kindes zu schiessen, sollte sich evtl. mit fachlicher Hilfe Gedanken machen, woher dieses Bedürfnis stammt. Dass eine Straftat bezweifle ich hingegen.
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