Erwachsene Schweizerinnen und Schweizer schneiden in den Grundkompetenzen Lesen, Alltagsmathematik und Problemlösen im internationalen Vergleich überdurchschnittlich gut ab. Beim Lesen und Probleme lösen liegt die Schweiz jedoch nur knapp über dem Durchschnitt.
Bei der Lesekompetenz erreichte die Schweiz mit 266 von 500 möglichen Punkten zusammen mit Deutschland Platz 11, wie die am Mittwoch veröffentlichte Piiac-Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ergab. Demnach haben 22,3 Prozent, also rund 1,25 Millionen Schweizerinnen und Schweizer, Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben. Das heisst, sie können nur kurze, sehr einfache Texte verstehen.
Der Durchschnitt aller 32 befragten Länder lag bei 260 Punkten. An der Spitze platzierte sich Finnland mit 296 Punkten, vor Japan und Schweden. Die weiteren Nachbarländer Frankreich, Österreich und Italien klassierten sich teils deutlich hinter der Schweiz.
Bei der Auswertung der Kenntnisse in Alltagsmathematik wie Kopfrechnen konnte sich die Schweiz mit 276 Punkten auf Rang 9 etablieren. Knapp 19 Prozent der Bevölkerung (1,06 Millionen Personen) weisen hier aber geringe Kompetenzen auf.
Bei den Mathe-Kenntnissen liegt erneut Finnland mit 294 Punkten an der Spitze, vor Japan und Norwegen. Nachbar Deutschland muss sich der Schweiz knapp geschlagen geben, Österreich, Frankreich und Italien liegen ebenfalls hinter uns.
Bei der Problemlösung erreichte die Schweiz Platz 12. 24 Prozent der Bevölkerung haben hier Mühe, die Anforderungen zu erfüllen, das entspricht rund 1,38 Millionen Menschen. Der Spitzenplatz ging erneut an Finnland vor Japan und Schweden. Deutschland klassiert sich hier erstmals vor der Schweiz, Österreich liegt mit Rang 13 knapp hinter.
In der Schweiz hat rund ein Viertel der Erwachsenen Problemlöse-Schwierigkeiten.
Laut BFS sinken die Kompetenzen mit zunehmendem Alter. Bei den 56- bis 65-Jährigen haben über 30 Prozent geringe Lesekompetenzen, bei den 16- bis 25-Jährigen sind es zehn Prozent. Ähnlich sehe es auch in den Bereichen Alltagsmathematik und adaptives Problemlösen aus.
Mit steigendem Bildungsstand steigen auch die Kompetenzen. Über 40 Prozent der Menschen ohne nachobligatorischen Schulabschluss haben in allen drei Bereichen geringe Kompetenzen. Mit einem Abschluss auf Sekundarstufe II halbiere sich dieser Anteil.
Kompetenzunterschiede lassen sich auch bei Menschen mit unterschiedlichem Migrations- und Sprachprofil feststellen. Menschen mit Schweizer Nationalität oder die in der Schweiz geboren sind, haben bessere Ergebnisse als in die Schweiz eingewanderte Menschen. Dasselbe gelte auch für Menschen, deren Hauptsprache mit der Testsprache übereinstimme, hiess es weiter.
Daher weisen Menschen, die aus Schweizer Nachbarländern eingewandert sind, auch ähnliche Kompetenzwerte wie Schweizerinnen und Schweizer auf. Nach Angaben des BFS lässt sich ein Grossteil der gefundenen Unterschiede nach Migrations- und Sprachprofil auch mit Unterschieden in der Altersstruktur und dem Bildungsstand erklären.
Keine Unterschiede zeigten sich zwischen den Sprach- und Grossregionen der Schweiz. In Zürich und dem Mittelland liegen die gemessenen Werte leicht über dem Schweizer Durchschnitt. In der Genferseeregion und in der Ostschweiz liegen sie leicht darunter.
Für die Studie wurden in der Schweiz von 2021 bis 2023 6440 Personen befragt. Erstmals wurde sie 2011 in fast 40 Ländern durchgeführt. Eine Langzeitbetrachtung für die Schweiz ist bislang nicht möglich, weil sie erst im Jahr 2021 das erste Mal daran teilgenommen hat. (pre/fox/sda)