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Zürcher Anwälte wehren sich gegen Russland-Kritik

Zürcher Anwälte wehren sich gegen Russland-Kritik: «Der wahre Schurkenstaat sind die USA»

01.11.2024, 10:0301.11.2024, 14:06

Am Mittwoch äusserte die USA Kritik an der Schweiz. Der Hintergrund: Zwei Zürcher Anwälten wurde vorgeworfen, russische Vermögenswerte zu verwalten. «Die Schweiz kann und muss mehr dafür tun, damit ihr Rechtsrahmen nicht für illegale Finanzaktivitäten missbraucht wird», so US-Botschafter Scott Miller gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Die beiden Anwälte wurden deswegen auf die Sanktionsliste der Staaten gesetzt.

FILE - U.S. Ambassador to Switzerland Scott Miller gives a statement during the Ukraine Recovery Conference in Lugano, Switzerland, on July 5, 2022. (Alessandro della Valle/Keystone via AP, File)
US-Botschafter Scott Miller.Bild: keystone

Andres Baumgartner und Fabio Delcò, die beiden betroffenen Anwälte, wehren sich nun gegen die Kritik aus den USA. Die Staaten würden «Angst und Schrecken unter Banken, Vermögensverwaltern und Rechtsanwälten verbreiten», werden die beiden vom «Tages-Anzeiger» zitiert. Dabei könne ihnen kein Fehlverhalten vorgeworfen werden:

«Geschäfte zur Umgehung von Sanktionen wurden durch uns weder vorgenommen, noch haben wir diesbezüglich irgendjemanden beraten.»

Die beiden Anwälte stellten auch klar, dass sie während ihrer Anwaltstätigkeit in der Schweiz in 30 Jahren noch nie strafrechtlich noch disziplinarrechtlich zur Verantwortung gezogen wurden.

In ihrer Mitteilung gingen Baumgartner und Delcò dann zu einem Gegenangriff über und äusserten Kritik am Verhalten der USA. Ihre Sanktionen würden darauf abzielen, «die europäischen Länder im geopolitischen Streit mit Russland hinter sich zu scharen». Dabei wolle man «internationale Finanzplätze wie die Schweiz unter ihren totalen Einfluss und ihre umfassende Kontrolle bringen». In einem Interview mit der NZZ gehen die beiden noch einen Schritt weiter und sagen:

«Der wahre Schurkenstaat sind die USA. Die Vasallen sind unsere Grossbanken, und wir sind die Bauernopfer.»

Die Schweiz tue gut daran, dem Druck der USA nicht nachzugeben. Aus ihrer Mitteilung geht damit auch hervor, dass sie im Inland bislang unbehelligt blieben.

Die USA wiederum wollen diese Aussagen nicht so stehen lassen. «Dies ist dasselbe Argument, das in der Geschichte schon mehrfach vorgebracht wurde», so Botschafter Scott Miller gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Seine Hoffnung sei es, «dass die Schweiz dies nicht als eine Attacke auf ihre Souveränität und die Demokratie sieht.» Sondern als umsichtiges Handeln der USA.

(dab)

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74 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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The Moose
01.11.2024 10:12registriert März 2019
"30 Jahre nicht zur Verantwortung gezogen" genau das ist ja das Problem, es gibt ja keine griffigen Gesetze in der Schweiz um diesm Gebahren einen Riegel zu schieben.
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Don't look up!
01.11.2024 10:12registriert Juni 2021
«die europäischen Länder im geopolitischen Streit mit Russland hinter sich zu scharen».

Ok, die werden von Putin bezahlt.
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Danieli
01.11.2024 10:23registriert Dezember 2021
Im Kanton Zug könnte man viele Treuhänder zur Rechenschaft ziehen. Das verhindert die Regierung. Der Kanton Zug stellt sich nicht mal die Frage, ob Sanktionen hintergangen werden. Ein Schweizer Treuhänder ist sowieso nicht verpflichtet, zu prüfen was seine Kunden treiben.

Man hilft sich ja gegenseitig…
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