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Corona: Erste Omikron-Studien aus Grossbritannien machen Hoffnung

A test center employee performs a coronavirus test as she stands in the 'Kurfuerstendamm (Ku'damm)' shopping road in Berlin, Germany, Tuesday, Dec. 21, 2021. Germany has announced new r ...
Omikron sorgt in weiten Teilen der Welt für ein angespanntes Weihnachtsfest.Bild: keystone

Erste Omikron-Studien aus Grossbritannien machen Hoffnung – doch es gibt ein Problem

Die Anzeichen verdichten sich, dass Omikron eher minderschwere Erkrankungen verursacht. Anlass zur Freude ist das aber nur bedingt.
23.12.2021, 12:1823.12.2021, 12:31
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Die neue Omikron-Variante des Coronavirus sorgt derzeit weltweit für Aufruhr. Sie verbreitet sich so rasant, dass viele Regierungen sich gezwungen sehen, wieder schärfere Massnahmen einzuführen. Bis zum Lockdown.

Neue Studien aus Grossbritannien könnten der Unsicherheit nun etwas entgegenwirken. Die Erhebungen haben ergeben, dass Omikron im Vergleich zu Delta seltener zu Hospitalisierungen führt. Zu diesem Ergebnis kommen auch erste Studien aus Südafrika. Experten warnen allerdings vor überzogenem Optimismus.

Deutlich reduziertes Risiko

Die beiden Studien aus Grossbritannien sind noch nicht Peer-reviewt, sie wurden also bislang nicht von unabhängiger Seite begutachtet.

Die erste Studie aus England kam zum Schluss, dass die Zahl jedweder Krankenhausaufenthalte bei Omikron im Vergleich zu Delta um 20 bis 25 Prozent zurückging. Bei Spitalaufenthalten, die länger als eine Nacht dauerten, reduzierte sich die Zahl gar um 40 bis 45 Prozent.

Die zweite Studie stammt aus Schottland und kam zu leicht anderen Ergebnissen. Die Forscher untersuchten Covid-Fälle der letzten beiden Monate und verglichen dabei Infektionen mit Omikron zu jenen mit Delta. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass das Risiko einer Spitaleinweisung mit Omikron um zwei Drittel geringer ist als bei Delta. Weiter stellten sie fest, dass die Booster-Impfung einen erheblichen zusätzlichen Schutz vor symptomatischen Erkrankungen bietet.

Das Datensample der schottischen Studie war allerdings klein. Weiter wurden keine Personen unter 60 Jahren ins Krankenhaus eingeliefert und es wurden nur Krankenhausaufenthalte von mindestens einer Nacht untersucht. Dies könnte die Diskrepanz zu der englischen Studie teilweise erklären.

Wie unterscheiden sich die Symptome?
Eine weitere britische Studie hat sich die Symptome von Omikron-Infektionen etwas genauer angeschaut. Sie kam zu dem Ergebnis, dass diese eher einer Erkältung gleichen. Klassische Covid-Warnzeichen wie Fieber, Schüttelfrost, Muskel- und Gliederschmerzen, Übelkeit, Durchfall und Geruchsverlust treten bei Omikron seltener auf, so die Studie. Einzig Husten und Halsschmerzen treten bei allen Varianten gleichermassen auf.

Das Omikron-Paradoxon

Davon abgesehen mehren sich die Beobachtungen, wonach Omikron für mildere Verläufe sorgt. Das ist einerseits beruhigend, andererseits sollte es nicht zur Verharmlosung von Omikron führen. Azra Ghani vom Imperial College London, die die englische Studie mitverfasst hat, relativierte die Ergebnisse ihrer Untersuchung deswegen: «Das verringerte Risiko einer Krankenhauseinweisung bei der Omikron-Variante ist zwar beruhigend, aber das Infektionsrisiko bleibt extrem hoch.»

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Es ist das Paradoxon von milderen, aber ansteckenderen Viren: Nimmt man an, Omikron wäre doppelt so ansteckend wie Delta, würde aber nur halb so oft zu Hospitalisierungen führen, dann gäbe es noch immer viel mehr Kranke als vorher. Der Grund: Das Mehr an Infektionen wirkt sich exponentiell auf die Fallzahlen aus, das Weniger an schweren Erkrankungen aber nur linear.

Penny Ward, Professorin für pharmazeutische Medizin am King's College London, ist derselben Ansicht: «Es ist eine Tatsache, dass selbst ein kleiner Anteil von Menschen, die wegen Covid im Krankenhaus behandelt werden müssen, zu einer sehr grossen Zahl werden kann, wenn die Zahl der Ansteckungen in der Bevölkerung weiter ansteigt.»

Zudem ist noch immer nicht geklärt, weswegen Omikron eine höhere Virulenz aufweist. Experten wie der Basler Infektiologe Richard Neher gehen davon aus, dass sich aufgrund der Immunflucht bis anhin vor allem Menschen mit Antikörpern angesteckt haben. Dementsprechend würden die milden Verläufe nur bedingt etwas über Omikron selbst aussagen, sondern eher, dass die Impfung nach wie vor schwere Verläufe verhindert.

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55 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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~PT~
23.12.2021 12:28registriert Dezember 2021
Der letzte Absatz stellt meiner Meinung nach die wichtigste Frage: Sind Omikron-Verläufe auch bei Ungeimpften milder? Oder scheint Omikron bloss milder zu sein weil viele Geimpfte / Genesene nun infiziert werden, dank Teilimmunität jedoch mildere Verläufe haben?
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Cosmopolitikus
23.12.2021 12:52registriert August 2018
Wir wissen es einfach (noch) nicht. Und was macht man, wenn man etwas nicht weiss, oder die Folgen dazu noch nicht kennt?
Genau: Man verhält sich vorsichtig!
P.S. Schöne Weihnachten euch allen 🎄
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urgrossvater
23.12.2021 12:34registriert März 2014
Am Ende des Tages gehts ja nur um die Spitaleinweisungen?! "Normale" Krankheitsverläufe sind doch angesichts der aktuellen Lage total i.O.
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