Häusliche Gewalt ist in der Schweiz ein verbreitetes Problem. Die aktuelle Statistik aus dem Jahr 2021 verzeichnete 19'341 polizeilich registrierte Gewalttaten im häuslichen Bereich. Jede Woche kam es zu einem Tötungsversuch, alle zwei Wochen starb eine Person. Die meisten Opfer sind Frauen. Betroffen sind aber auch Kinder und Männer.
Fachpersonen gehen davon aus, dass die Dunkelziffer von Gewalttaten im häuslichen Bereich gross ist. Oft verharren Betroffene in gewaltsamen Beziehungen, ohne sich wehren zu können. Untersuchungen haben gezeigt, dass sich drei von fünf Opfer von häuslicher Gewalt keine Hilfe holen. Aus Angst, Scham, mangelnden Möglichkeiten oder weil sie sich nicht als Opfer sehen.
«Besonders psychische Gewalt ist schwer fassbar. Gewalt bedeutet nicht nur Schläge und blaue Flecken», sagt Simone Eymann. Bei emotionalem Missbrauch seien sich Betroffene lange nicht bewusst, dass sie Gewalt erlebten. Um solche toxische Verhaltensmuster aufzudecken, hat Eymann mit einem Team den Verein «Tech against Violence» gegründet. Ziel ist es, mit technischen Möglichkeiten Opfer abzuholen, bevor die Gewalt eskaliert.
Das erste Projekt des Vereins heisst #withyou. Auf einer Homepage werden Informationen zu häuslicher Gewalt zur Verfügung gestellt. Ausserdem soll ein interaktiver Fragebogen dabei helfen, ungesunde und allenfalls gefährliche Beziehungsmuster zu erkennen. 15 Fragen müssen hierzu beantwortet werden. Diese wurden von Expertinnen und Experten ausgearbeitet.
Im Fragebogen «Wie gesund ist meine Beziehung?» heisst es beispielsweise: «Gibt er/sie dir oft die Schuld für Probleme und kritisiert dich laufend?» oder «Ist er/sie sehr eifersüchtig?» Das Tool liefert eine persönliche Auswertung, verweist an Hilfsangebote und leitet Opfer auf Wunsch an eine Fachstelle weiter. Falls sich Betroffene Sorgen um ihre Sicherheit machen, hilft ein weiterer Fragebogen, die Gefahrensituation in ihrer Beziehung einzuschätzen.
Der Verein ist ein Spin-off des Frauendachverbands Alliance F und wird vom Migros Pionierfonds unterstützt. Vorgängig wurde eine Umfrage zum Thema toxische Beziehungen durchgeführt. Eymann sagt: «Insbesondere junge Leute deuten Eifersucht, Macht oder Kontrolle als Zeichen der Liebe. Dabei sind es eben oft Warnsignale für eine ungesunde Beziehung.»
Das Tool gibt es bisher in den Landessprachen, Spanisch und Englisch. Eymann sagt, ihr sei natürlich bewusst, dass man mit #withyou vor allem Betroffene anspreche, die online versiert sind. Das Ziel sei aber, dass das Projekt die Arbeit von Anlaufstellen, Polizei sowie Hausärzten ergänze. Auf der Webseite finden sich auch Hilfestellungen für Angehörige, die nicht wissen, wie sie eine von häuslicher Gewalt betroffene Person unterstützen können.
«Diese technische Lösung kann das Problem der häuslichen Gewalt nicht aus der Welt schaffen», sagt Eymann. Dazu sei noch viel Aufklärungsarbeit nötig. Doch je besser Gewaltopfer über ihre Situation informiert seien, desto schneller kämen sie aus ihr heraus.
Vielen Dank für die gute Arbeit.
Es ist gut wenn Betroffene pragmatische Hilfe finden.
Gut wäre auch wenn das Thema in der Schule angesprochen würde.
Als Kind gab’s damals keinen Ausweg aus der Situation, so wie man als Erwachsener, theoret. ebenbürtiger Mensch, hat.
Damals hat man das jahrelang erduldet und wie D(r)ummer schrieb, im Nachhinein die Scherben mit viel trial/error und Therapie versucht zu kitten
Sobald ihr merkt, dass eure Bedürfnisse darunter leiden, zeigt eurem Gegenüber sanft, dass ihr Ihn/Sie bei einer Therapie unterstützen werdet.
Gebt eurem Gegenüber Zeit. Es braucht viel davon.
Alles andere macht nur beide kaputt.
Lasst euch nicht reinziehen, so hart es auch klingt, denn es zieht hart an den Kräften, je länger man versucht ohne Therapie (keine Paartherapie!) zu kämpfen.