Was in der Nacht von Samstag auf Sonntag in der Asylunterkunft Büren an der Aare im Kanton Bern passierte, ist für alle Betroffenen der blanke Horror. Kurz nach 2 Uhr nachts ging bei der Polizei ein Notruf ein. Die ausgerückten Einsatzkräfte fanden vor Ort eine 38-jährige Afghanin mit schweren Stichverletzungen in einem Zimmer des Zentrums vor. Sie verstarb noch vor Ort. Der 42-jährige Ehemann ist dringend tatverdächtig und wurde festgenommen. Die Frau hinterlässt fünf Kinder.
Der Bewohner S., ebenfalls Asylsuchender, erlebte das Grauen hautnah mit. Seine Beobachtungen hat er in Sprachnachrichten festgehalten. watson liegt ein übersetztes Transkript vor.
Nach 2 Uhr habe er ein sehr lautes Kinderweinen nicht weit von seinem Zimmer gehört. Er sei aufgestanden, zum Zimmer des Ehepaars gegangen und habe an die Türe geklopft. Auch andere Bewohner seien aus ihren Zimmern gekommen. Einem habe er gesagt, er solle nach unten gehen und jemanden mit einem Schlüssel holen. Dann sei einer der Mitarbeiter nach oben gekommen und habe die Türe aufgeschlossen.
«Es war dunkel. Ich erkannte den Mann und seine Frau. Sie kämpften. Ich schaltete das Licht ein und sah, dass der Mann ein 25-30 Zentimeter langes Küchenmesser in der Hand hielt und damit auf die Frau einschlug», beschreibt es S. Alle fünf Kinder hätten sich ebenfalls im Zimmer befunden.
S. habe geschrien und mit den Händen gefuchtelt. Doch der Mann habe ihn nicht beachtet. Auf dem Bett sei ein Kleinkind gelegen. Dieses habe er genommen und nach hinten weggereicht. Gleichzeitig seien mehrere andere Bewohner ins Zimmer gekommen und hätten die übrigen vier Kinder aus dem Zimmer gebracht. Die Frau habe S. versucht, am Bein zu packen und wegzuziehen.
«Der Mann bedrohte mich mit dem Messer. Er war auf den Knien und stand auf. Ich hatte nichts, um mich zu verteidigen. Ich liess die Frau los und verschwand aus dem Zimmer, um einen Stock oder etwas Geeignetes zu finden.» In dem Moment habe der Ehemann die Zimmertür zugemacht und abgeschlossen. Der Mitarbeiter der Unterkunft habe danach nicht erneut aufschliessen wollen, also habe er selbst den Schlüssel genommen und die Tür geöffnet. Der Mann sei dort gestanden. «Die Frau atmete bereits nicht mehr, sie war tot.» Nach 15 bis 20 Minuten sei die Polizei gekommen.
Das Ehepaar habe seit rund zwei Monaten in der Asylunterkunft Büren gewohnt. Es habe zusammen mit den fünf Kindern in einem Zimmer gelebt. Die Frau sei sehr freundlich und aufgestellt gewesen, habe aber unter dem Kontrollverhalten ihres Mannes gelitten. Sie sei sichtlich von ihm eingeschüchtert gewesen. So erzählt es eine Aktivistin der Gruppe «Stop Isolation», die sich für Geflüchtete einsetzt. Seit Sonntag steht sie in engem Kontakt mit den Bewohnerinnen und Bewohnern der Unterkunft.
Mehrere Bewohner, darunter eine Bewohnerin, die enger mit der Getöteten befreundet war, berichteten der Aktivistin, der Ehemann sei gegenüber seiner Frau und den Kindern gewalttätig gewesen. Vor drei Wochen habe sie sich an die Unterkunftsleitung gewandt, nachdem er sie und eine der Töchter geschlagen habe. Passiert sei daraufhin aber nichts. Einer der Bewohner habe versucht, mit dem Ehemann zu sprechen. Dieser habe entgegnet: «Das sind meine Frau und meine Kinder, ich kann mit ihnen machen, was ich will.»
Für die Aktivistin ist dieser Umstand besonders stossend. Sie sagt: «Wir hören oft, dass Gewaltvorfälle zwischen migrantischen Personen in Asylunterkünften nicht ernst genommen werden. Sie werden als kulturelle Eigenschaft abgetan, was äusserst rassistisch ist.» In der Tat gebe es in der Asylunterkunft in Büren auch keine zugänglichen Informationen für gewaltbetroffene Personen. «In allen Räumen, in denen ich vor Ort war, sah ich nirgends eine Hotlinenummer oder einen Flyer mit Informationen», so die Aktivistin.
Menschenrechtsorganisationen kritisieren schon lange, dass das Thema häusliche Gewalt in Asylstrukturen zu wenig Aufmerksamkeit erhält. 2019 haben Bund und Kantone die Situation von Flüchtlingsfrauen in der Schweiz untersucht. Zu den wichtigsten Erkenntnissen gehört, dass das Personal tendenziell schlecht qualifiziert ist, es starke Defizite in der Gesundheitsversorgung und der Infrastruktur gibt und Gewaltschutzkonzepte fehlen.
Die Studie berichtet zudem von Gewaltvorfällen in Asylunterkünften, die von sexueller Belästigung und häuslicher Gewalt bis zu Menschenhandel und Vergewaltigung reichen. Mutmassliche Täter sind Familienmitglieder, Zentrumsbewohner sowie Betreuungs-, Sicherheits- und Gesundheitspersonal.
Organisationen bemängeln, Gewalttaten in den Unterkünften würden vom Betreuungspersonal oft nicht bemerkt, oder es wird aus Mangel an Beweisen oder aus Überforderung nicht darauf reagiert. Das Problem werde von den zuständigen Behörden stark unterschätzt.
Das Schweizerische Rote Kreuz, das für den Betrieb und Unterhalt der Asylunterkunft in Büren zuständig ist, äussert sich nicht zum Tötungsdelikt vom Sonntag. Es bestätigt aber, dass in der Unterkunft Tag und Nacht Betreuungspersonal vor Ort ist. Dem war auch zum Tatzeitpunkt so.
Die Kantonspolizei Bern schreibt in einer Medienmitteilung, Untersuchungen am Institut für Rechtsmedizin der Universität Bern hätten ergeben, dass die Frau an den Folgen schwerer Stichverletzungen verstorben sei. Am Tatort sei ein Messer sichergestellt worden. Ob und inwiefern es sich dabei um die Tatwaffe handelt, müsse untersucht werden. Die Kinder des Paares befänden sich in der Obhut der Kesb.
Für den Mann gilt die Unschuldsvermutung.
Darauf hinzuweisen, dass Aussage wie "dass sind meine Fraue und Kinder, ich darf machen was ich will" problematisch sind und kulturel oder religiös begründet sein könnte ist wahlweise "Rassismus" oder "Islamophob", die Aussage zu ignorieren und Gewaltvorfàlle nicht ernst zu nehmen, ist aber wiederum selber Rassismus.
"Schrödingers Rassismus"?
Das ist insofern beruhigend, als dass man so IMMER rassistisch handel, was einem de facto von jeglicher Problematik befreit, weil man ja gar keine nicht-rassistische Handlungsoptino hat.