Schweiz
Kommentar

Wer seine Katze liebt, lässt sie kastrieren

Kommentar

Wer seine Katze wirklich liebt, lässt sie kastrieren

Der Verein Klimaschutz Schweiz bezeichnet Katzen als Klimakiller. Das ist grotesk. Gegen die Überpopulation der Tiere gibt es aber eine unverfängliche Lösung. Ein Kommentar.
21.08.2024, 05:0521.08.2024, 05:06
Daniele Muscionico / ch media
Mehr «Schweiz»

Jetzt muss Schluss sein. Aus die Maus mit dem falschen Getue, wenn es um unser Lieblingstier geht, das Büsi. Ich halte mich für eine Tierfreundin und meine genau deshalb: Wer eine Freigänger-Katze besitzt und ihr Gutes tun will, lässt sie registrieren – und kastrieren. Ein kleiner Schnitt, Routine für die Tierärztin.

Katze und Maus 109.08.2024, Ostramondra, schwarze Katze mit einer Maus im Maul *** Cat and mouse 109 08 2024, Ostramondra, black cat with a mouse in its mouth
Süss, aber tödlich: Katzen sind des Schweizers liebstes Haustier.Bild: www.imago-images.de

Soll es dem Sexualtrieb der Katzen an den Kragen gehen? Die Diskussion neu entfacht hat der Verein Klimaschutz Schweiz, der ein Katzen-Moratorium plant. Das Anliegen ist berechtigt, die Argumentationskette allerdings falsch. Zum Artenschwund von Vögeln und Amphibien, zum CO2- Ausstoss (durch die Katzenfutterproduktion) leistet die Katzenwelt bloss einen lässlichen Beitrag.

Es ist grotesk, den Tieren ein Vergehen gegen den Natur- und Klimaschutz ins Körbchen zu schieben. Hierfür sind die Hauptverantwortlichen anderswo zu suchen. Es mag den «Problembär» geben, der die angeborene Scheu vor dem Menschen verloren hat; doch die «Klimakillerkatze», die den Hitzesommer verantwortet, weil sie Biotope leer räumt, ist das Gespenst aus einem Märchen.

In Bezug auf den Massenmord von Insekten ist das Auto effizienter. So viel Blut und tierische Leichen wie nach einer einzigen Sommernachtsfahrt auf der Windschutzscheibe und den Scheinwerfern meines Wagens kleben, wird sich keine Katze während eines ganzen Monats Jagd zuschulden kommen lassen.

Früher war die Katze Nutztier, heute Stimmungsaufheller

Sicher, jedes Quartier im Mittelland hat seine persönliche «Killerkatze». Sie lebt in der Nachbarschaft, und man kann sie beobachten, wie sie Vögel räubert, Eidechsen jagt und Libellen mit einem Faustschlag in den Tod befördert. Das tut das Tier ohne Not und keinesfalls aus Hunger. Verhaltensforscher wie Desmond Morris haben festgestellt, dass vor allem die «gut gefütterte Hauskatzen» nach einem solchen Jagdverhalten «geradezu gieren». Unser Büsi, man hat es vergessen, war unseren Altvorderen einmal ein Nutztier zur Bekämpfung sogenannter Schädlinge.

Diese gibt es heute in diesem Mass nicht mehr. Pestiziden und Giften sei Dank. Doch Katzen gibt es weiterhin, und es gibt sogar immer mehr. Denn nicht das Jagdverhalten der Tiere ist das Hauptproblem der Katzenhaltung. Es liegt in ihrer schieren Anzahl. Bis zu 2 Millionen Hauskatzen zählt man in diesem Land. Hinzu kommen geschätzt 300'000 herrenlose Tiere, Katzen in schlechtem Zustand, für die sich niemand (mehr) zuständig fühlt.

Denn hier liegt der Hund begraben: Eine Katze ist Privatsache und, anders als der Hund, nirgendwo registriert. Man rettet sie weichherzig, weil der Bauer das ungewollte Jungtier sonst ersäuft. Sodann tut und lässt man mit ihr, was man will. Doch wird das Tier krank, kostet es, hört die Liebe auf. Ab in die Kiste und in den nächsten Wald. Deckel auf und Tschüss. Die Katze gehört ja offiziell niemandem. Das klappt auch, wenn man in die Ferien fährt. Tierschutzstellen können ein Lied davon singen.

Das Recht auf eine eingetragene Beziehung

Bereits 2018 haben 150 Tierschutzorganisationen dem Parlament eine Petition eingereicht und die Kastrationspflicht für Freigänger-Katzen gefordert. Das Parlament lehnte ab. Wer rechnet, müsste anders entscheiden: Eine einzige Katzenmutter kann jährlich zweimal werfen, wobei jeweils durchschnittlich drei Junge überleben. Ein Pärchen sorgt somit dafür, dass in sieben Jahren über 420'000 Tiere mehr auf der Welt sind. Wer will das?

In der Schweiz herrscht Büsi-Alarm. Wer über den eigenen Futternapf sieht, wird sich dafür verantwortlich fühlen. Der wahre Katzenfreund lässt sein Tier registrieren, weil es mit ihm offiziell in einer eingetragenen Beziehung leben will. Die echte Katzenfreundin sorgt dafür, dass sich ihr Liebling nicht unkontrolliert vermehrt. Aus Liebe zum eigenen Tier und aus Sorge um die Katze des Nachbarn. Auch wenn das die «Killerkatze» ist. (aargauerzeitung.ch)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
127 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Nuvoletta
21.08.2024 08:07registriert Juni 2022
Ich habe selbst 4 Katzen - war so nicht geplant. Alle kastriert und gechipt, ohne Freigang. Kastration sehe ich als Pflicht, auch bei Wohnungskatzen, denn das Geschrei bei Rolligkeit bei Kätzinnen ist nicht nur anstrengend, sondern auch nicht tierfreundlich. Und die unkastrierten Kater neigen zum Markieren. Verstehe die Katzenbesitzer echt nicht, die nicht kastrieren 🙄
384
Melden
Zum Kommentar
avatar
Loreley
21.08.2024 06:36registriert Mai 2020
Also ich finde es etwas befremdlich, wenn ausgerechnet der schlimmste Naturzerstörer, nämlich der Mensch, Tiere als grosse Klima- und Biodiversitätskiller diffamiert. Aber ja, es gibt zu viele Katzen, das ist so. Wir haben vor 3 Jahren eine 2-jährige Kätzin (Verzichtskatze) aufgenommen. Erste Amtshandlung: Kastration. Gechipt ist sie auch. Die vorherige Besitzerin hatte unkontrolliertes Vermehren zugelassen. Danach hatte sie keinen Bock mehr auf die Katze und liess sie nach einer Kontrolle beim Tierarzt zurück und war nicht mehr erreichbar. Hätte man die Katze einschläfern sollen?
5620
Melden
Zum Kommentar
avatar
Schneider Alex
21.08.2024 06:04registriert Februar 2014
Katzenplage

Nicht nur gefährdete Tiere leiden unter den vielen Katzen. Auch Gartenbesitzer:innen stören sich an der Katzen-Kacke der Nachbarskatzen. Katzenbesitzer:innen dürfen sich deshalb nicht wundern, wenn ihre Büsis nicht immer freundlich empfangen werden.
4643
Melden
Zum Kommentar
127
Olympiasieger Robert Dill-Bundi ist nach langer Krankheit verstorben

Robert Dill-Bundi ist verstorben. Wie sein Sohn gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA bestätigte, verstarb der Walliser Rad-Bahn-Olympiasieger kurz vor seinem 66. Geburtstag.

Zur Story