Jetzt muss Schluss sein. Aus die Maus mit dem falschen Getue, wenn es um unser Lieblingstier geht, das Büsi. Ich halte mich für eine Tierfreundin und meine genau deshalb: Wer eine Freigänger-Katze besitzt und ihr Gutes tun will, lässt sie registrieren – und kastrieren. Ein kleiner Schnitt, Routine für die Tierärztin.
Soll es dem Sexualtrieb der Katzen an den Kragen gehen? Die Diskussion neu entfacht hat der Verein Klimaschutz Schweiz, der ein Katzen-Moratorium plant. Das Anliegen ist berechtigt, die Argumentationskette allerdings falsch. Zum Artenschwund von Vögeln und Amphibien, zum CO2- Ausstoss (durch die Katzenfutterproduktion) leistet die Katzenwelt bloss einen lässlichen Beitrag.
Es ist grotesk, den Tieren ein Vergehen gegen den Natur- und Klimaschutz ins Körbchen zu schieben. Hierfür sind die Hauptverantwortlichen anderswo zu suchen. Es mag den «Problembär» geben, der die angeborene Scheu vor dem Menschen verloren hat; doch die «Klimakillerkatze», die den Hitzesommer verantwortet, weil sie Biotope leer räumt, ist das Gespenst aus einem Märchen.
In Bezug auf den Massenmord von Insekten ist das Auto effizienter. So viel Blut und tierische Leichen wie nach einer einzigen Sommernachtsfahrt auf der Windschutzscheibe und den Scheinwerfern meines Wagens kleben, wird sich keine Katze während eines ganzen Monats Jagd zuschulden kommen lassen.
Sicher, jedes Quartier im Mittelland hat seine persönliche «Killerkatze». Sie lebt in der Nachbarschaft, und man kann sie beobachten, wie sie Vögel räubert, Eidechsen jagt und Libellen mit einem Faustschlag in den Tod befördert. Das tut das Tier ohne Not und keinesfalls aus Hunger. Verhaltensforscher wie Desmond Morris haben festgestellt, dass vor allem die «gut gefütterte Hauskatzen» nach einem solchen Jagdverhalten «geradezu gieren». Unser Büsi, man hat es vergessen, war unseren Altvorderen einmal ein Nutztier zur Bekämpfung sogenannter Schädlinge.
Diese gibt es heute in diesem Mass nicht mehr. Pestiziden und Giften sei Dank. Doch Katzen gibt es weiterhin, und es gibt sogar immer mehr. Denn nicht das Jagdverhalten der Tiere ist das Hauptproblem der Katzenhaltung. Es liegt in ihrer schieren Anzahl. Bis zu 2 Millionen Hauskatzen zählt man in diesem Land. Hinzu kommen geschätzt 300'000 herrenlose Tiere, Katzen in schlechtem Zustand, für die sich niemand (mehr) zuständig fühlt.
Denn hier liegt der Hund begraben: Eine Katze ist Privatsache und, anders als der Hund, nirgendwo registriert. Man rettet sie weichherzig, weil der Bauer das ungewollte Jungtier sonst ersäuft. Sodann tut und lässt man mit ihr, was man will. Doch wird das Tier krank, kostet es, hört die Liebe auf. Ab in die Kiste und in den nächsten Wald. Deckel auf und Tschüss. Die Katze gehört ja offiziell niemandem. Das klappt auch, wenn man in die Ferien fährt. Tierschutzstellen können ein Lied davon singen.
Bereits 2018 haben 150 Tierschutzorganisationen dem Parlament eine Petition eingereicht und die Kastrationspflicht für Freigänger-Katzen gefordert. Das Parlament lehnte ab. Wer rechnet, müsste anders entscheiden: Eine einzige Katzenmutter kann jährlich zweimal werfen, wobei jeweils durchschnittlich drei Junge überleben. Ein Pärchen sorgt somit dafür, dass in sieben Jahren über 420'000 Tiere mehr auf der Welt sind. Wer will das?
In der Schweiz herrscht Büsi-Alarm. Wer über den eigenen Futternapf sieht, wird sich dafür verantwortlich fühlen. Der wahre Katzenfreund lässt sein Tier registrieren, weil es mit ihm offiziell in einer eingetragenen Beziehung leben will. Die echte Katzenfreundin sorgt dafür, dass sich ihr Liebling nicht unkontrolliert vermehrt. Aus Liebe zum eigenen Tier und aus Sorge um die Katze des Nachbarn. Auch wenn das die «Killerkatze» ist. (aargauerzeitung.ch)
Nicht nur gefährdete Tiere leiden unter den vielen Katzen. Auch Gartenbesitzer:innen stören sich an der Katzen-Kacke der Nachbarskatzen. Katzenbesitzer:innen dürfen sich deshalb nicht wundern, wenn ihre Büsis nicht immer freundlich empfangen werden.