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«30 bis 50 Reisebüros droht die Schliessung»: zum Hotelplan-Verkauf

Der zur Migros-Gruppe gehörende Reiseveranstalter Hotelplan hat im vergangenen Jahr weniger Reisen gekauft. (Archivbild)
«Hier möchte ich in die Ferien!», Kundin bei Hotelplan.Bild: KEYSTONE

«30 bis 50 Reisebüros droht die Schliessung»: Insider über den Hotelplan-Verkauf

Aufruhr beim orangen Riesen: Die Migros lässt bei ihrem Umbau keinen Stein auf dem anderen. Der traditionsreiche Reisekonzern Hotelplan soll einen neuen Besitzer erhalten.
02.02.2024, 10:52
Benjamin Weinmann / ch media
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Jetzt ist es klar, wohin die Reise gehen soll bei der Migros - in eine Zukunft unter anderem ohne Reiseveranstalter. Der 1935 von Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler lancierte Tourismus-Konzern Hotelplan soll verkauft werden. Diese Ankündigung der Migros-Oberen erfolgt just zwei Tage nachdem Hotelplan-Chefin Laura Meyer ein Rekordergebnis mit einem Umsatz von 1.7 Milliarden Franken verkünden konnte. Gegenüber dem letzten pandemiefreien Geschäftsjahr war dies ein Plus von über 45 Prozent. Zum Gewinn machte Hotelplan keine Angaben.

Laura Meyer, CEO der Hotelplan Group, anlaesslich des World Tourism Forum 2021 im Konzertsaal in Andermatt, am Dienstag, 16. November 2021. (KEYSTONE/Urs Flueeler)
Laura Meyer, CEO von Hotelplan.Bild: keystone

Doch das reicht offensichtlich nicht. «Das Reisegeschäft hat sich hin zu sehr grossen internationalen oder spezialisierten Reiseunternehmen verschoben, bei denen die Grösse ausschlaggebend ist», schreibt die Migros in ihrer Mitteilung. Die Hotelplan Group sei das grösste Reiseunternehmen in der Schweiz, global gesehen aber vergleichsweise klein, Synergien zum Kerngeschäft der Migros-Gruppe seien limitiert.

Duttweilers Mission von 1935, nämlich «der bedrängten Schweizer Hotellerie zu helfen und gleichzeitig dem kleinen Mann Ferien zu ermöglichen», werde inzwischen durch viele Anbieter gut erfüllt, schreibt die Migros. Bei einem neuen Eigentümer sehe man für das Unternehmen grössere Entwicklungschancen.

ARCHIVBILD ZUM STELLENABBAU BEI MIGROS --- Das Reisebuero Hotelplan, fotografiert am Freitag, 12. August 2022 im Einkaufszentrum Rosenberg in Winterthur. (KEYSTONE/Christian Beutler)
Die Hotelplan-Filialen stehen vor einen unsicheren Zukunft.Bild: keystone

In der Branche herrscht Überraschung - bis hin zu Konsternation. «Es ist ganz einfach traurig, dass der letzte grosse Schweizer Reisekonzern veräussert werden soll», sagt ein bekannter Firmeninsider und Branchenvertreter. Das Argument der Migros, wonach Hotelplan aufgrund seiner international vergleichsweise kleinen Grösse wenig Chancen hätte, lässt er nicht gelten. «Dass Hotelplan sich behaupten kann gegenüber der ausländischen und Online-Konkurrenz, hat die Firma in der Vergangenheit bewiesen.»

Andererseits, so der Branchenkenner, erhoffe sich die Migros nun wohl einen hohen Verkaufspreis angesichts der guten Resultate und da nun, nach der Pandemie, die Normalität wieder Einzug halte. Die Firma habe die Krise genutzt, um sich gut aufzustellen und die Kosten zu senken. «Insofern konnte sie mit der Markterholung nicht viel falsch machen, das Geld ist einfach geflossen.»

Fragt sich, wer zugreifen wird. In der Vergangenheit gab es immer wieder Gerüchte über eine Übernahme durch Kuoni. Der Hotelplan-Konkurrent wurde dann aber zuerst geschluckt - vom deutschen Reiseriesen DER Touristik, der dem Handelskonzern Rewe gehört. «Rewe ist insofern auch bei Hotelplan wohl der wahrscheinlichste Käufer», sagt der Insider.

Klar ist, dass ein solcher Deal massive Folgen für das Schweizer Filialnetz haben würde. «Dann droht 30 bis 50 Reisebüros die Schliessung», sagt der Branchenkenner. «Behalten würden die besten Standorte.» Tatsächlich befinden sich die Geschäfte von Hotelplan, Kuoni und Tui Suisse oftmals in unmittelbarer Nähe. Hotelplan bringt es schweizweit auf 82 Filialen. Im Zürcher Einkaufszentrum Glatt sind beispielsweise alle drei vertreten. Diese Verunsicherung sei gefährlich, so der Insider. «Es braucht nun eine gute Führung und rasch Klarheit, denn sonst könnten die besten Angestellten abspringen.»

Die Verkaufsankündigung der Migros könnte allerdings darauf hindeuten, dass allfällige Gespräche nicht erfolgreich waren und sich der Händler ein höheres Angebot von anderen Interessenten erhofft. Für den bekannten Hotelplan-Insider ist auch eine Aufsplittung nicht undenkbar: «Hotelplan verfügt über Perlen wie den Nischenanbieter Interhome für die Vermietung von Ferienwohnungen.»

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