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Migros plant Abbau von bis zu 1500 Stellen

Die Migros befindet sich im Umbau – das sorgt für Verunsicherung beim Personal.
Die Migros baut um und ab.Bild: Manuel Geisser / imago-images

Migros-Sparhammer: 1500 Stellen weg, Hotelplan vor Verkauf – die Übersicht in 8 Punkten

02.02.2024, 07:2502.02.2024, 15:10
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Paukenschlag bei der Migros: Der Detailhandelskonzern sucht neue Besitzer für die Reisetochter Hotelplan, die Kosmetik- und Hygienetochter Mibelle sowie für Melectronics und SportX. Das führt zu einem grossen Stellenabbau. Gleichzeitig soll ins Kerngeschäft investiert werden.

Die Übersicht.

Wieso baut die Migros um?

Die Verkaufspläne haben unterschiedliche Gründe. Hotelplan und Mibelle passten nicht mehr zur Gruppenstrategie, die eine Fokussierung auf den Detailhandel, Finanzdienstleistungen und das Thema Gesundheit vorsehe. Und sie hätten ausserhalb des Migros-Universums bessere Entwicklungschancen, so das Communiqué.

Hotelplan etwa sei zwar die Nummer eins auf dem Schweizer Markt, global gesehen aber vergleichsweise klein. Grösse sei aber nun mal im Reisegeschäft ausschlaggebend. Ausserdem gebe es nur wenige Synergien zum Kerngeschäft der Migros-Gruppe. Und Migros-Gründer Gottlieb Duttweilers Mission, dem kleinen Mann Ferien zu ermöglichen, werde inzwischen ohnehin von vielen Anbietern gut erfüllt.

Für Mibelle, welche unter anderem das Spülmittel «Handy» oder die «I am»-Pflegeprodukte herstellt, sei die Migros inzwischen nur noch eine von vielen Kundinnen. Das Auslandgeschäft mache rund 70 Prozent des Umsatzes aus. Es fehle somit zunehmend der Bezug.

Bei Melectronics und SportX hat der Verkauf wirtschaftliche Gründe: So seien diese Fachmärkte wegen des wachsenden Online-Handels zunehmend unter Druck geraten. Nun sollen «besser geeignete Eigentümerschaften» ihr Glück mit den Ketten für Elektronik- und Sportartikeln versuchen.

Wie viele Arbeitsstellen sind betroffen?

Der Umbau werde bei der Migros Gruppe zu einem Abbau von bis zu 1500 Vollzeitstellen führen, heisst es in einer Mitteilung vom Freitag. Konkret gehe es dabei um rückwärtige Funktionen, sagte ein Sprecher auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. So gebe es etwa in der Konzern-IT Spezialisten für die einzelnen Bereiche, die nach einem Verkauf ihre Aufgabe verlieren würden. Es sei aber das Ziel, Kündigungen möglichst zu vermeiden. Allein in der Migros-Gruppe gebe es aktuell rund 1400 offene Stellen, wurde betont.

Wie viel Umsatz verliert die Migros mit dem Umbau?

Wie gross der Umsatzanteil der ins Schaufenster gestellten Firmen ist, sagt die Migros nicht. Bekannt ist lediglich die Zahl der Reisetochter Hotelplan, die 2023 1,7 Milliarden zum Gruppenumsatz von knapp 32 Milliarden beisteuerte.

Wie schnell werden die einzelnen Unternehmensteile verkauft?

Das ist unklar. Migros rechnet insbesondere bei Hotelplan und Mibelle nicht damit, dass rasch ein Käufer gefunden wird. Es sei das Ziel, die Verkaufsprozesse umsichtig und sorgfältig durchzuführen. Sie dürften darum längere Zeit dauern.

Was geschieht mit Obi?

Was mit den anderen Fachmärkten – also Bike World, Do it + Garden, Micasa und Obi – geschieht, ist noch offen. Diese Formate würden einer eingehenden Überprüfung unterzogen, hiess es. Im letzten Jahr haben alle Migros-Fachmärkte zusammen nur noch einen Umsatz von 1,5 Milliarden Franken erzielt, was einem Rückgang um satte 7,7 Prozent entsprach.

Schon damals war von einem «herausfordernden Umfeld» die Rede gewesen. Dass die Fachmärkte auf dem Prüfstand sind, ist schon seit einiger Zeit bekannt. Abgesehen von all dem kommt es auch bei der Dentaltochter Bestsmile zu Veränderungen. Neun der laut Internetseite 36 Standorte werden geschlossen, was zu einem Abbau von 40 Stellen führe.

Ist da noch mehr?

Ja. Ausserdem gab die Migros bekannt, dass die Überprüfung des Portfolios einen Wertberichtigungsbedarf in der Höhe von rund 500 Millionen Franken ergab. Dieser betreffe insbesondere Logistik-Liegenschaften, IT-Projekte und verschiedene weitere Vermögenswerte, die «aufgrund veränderter Marktbedingungen einen tieferen Bilanzwert aufweisen». Indirekte Signa-Effekte machten dabei allerdings nur rund 15 Millionen aus, so ein Sprecher. Die Wertberichtigungen belasten den Jahresabschluss 2023. Dennoch werde die Migros-Gruppe nicht in die roten Zahlen rutschen, wurde betont.

Investiert die Migros auch irgendwo?

Ja, der Konzern hat auch ein Investitionsprogramm beschlossen. Es geht um eine Summe von über 8 Milliarden Franken, welche in den nächsten fünf Jahren zur Verfügung stehe.

Die Gelder sollen laut den Angaben unter anderem in die Migros-Supermärkte, die Einführung eines neuen Ladenkonzepts für Denner, in die Logistik sowie den Ausbau des Online-Geschäfts fliessen.

Die Reaktionen

Gegenüber watson sagt die Gewerkschaft Unia: «Wir sind sehr wütend. Für unsere Mitglieder, die bei Migros arbeiten, ist das unanständig.» Man sei schockiert über das Ausmass des Stellenabbaus und fordere die Migros auf, «alles zu unternehmen, um Entlassungen zu verhindern.»

Weiter heisst es: «Im Anbetracht der soliden finanziellen Lage des Unternehmens ist das eine soziale Verantwortung. Bedauerlicherweise verweigert die Migros systematisch den Dialog mit der Gewerkschaft, die viele ihrer Angestellten vertreten.» Und: «Es ist inakzeptabel, dass diejenigen, die massgeblich zum Erfolg beitragen, noch einmal die Hauptlast einer undurchsichtigen Planung tragen sollen.»

(awp/sda/mlu)

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239 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Dario4Play
02.02.2024 07:29registriert Dezember 2014
Migros als "Sozialer Arbeitgeber"...
Und in max. 2 jahren bauen sie die fachmärkte wieder auf oder Kaufen Sie zurück weil ihre Zick Zack strategie mal wieder ändert.

Never let them know your next move!
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bcZcity
02.02.2024 07:35registriert November 2016
Schön für die langjährigen Melectronics und SportX Mitarbeiter, die nun über die Klinge springen müssen, da die Migros sich lieber auf Digitec/Galaxus fokussiert. Da könnte man sicher gewisse Bereiche integrieren, oder Filialen zu Galaxus Hubs analog Digitec umbauen (Was mehr Kundennähe und vor Ort Service bringen würde), zumindest als Versuch um noch ein paar Stellen zu retten.
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The Danisher
02.02.2024 07:30registriert Juni 2019
Gruppenstrategie ist ein Wort dass in den Ohren der Angestellten wie blanker Hohn klingen muss.
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