Paukenschlag bei der Migros: Der Detailhandelskonzern sucht neue Besitzer für die Reisetochter Hotelplan, die Kosmetik- und Hygienetochter Mibelle sowie für Melectronics und SportX. Das führt zu einem grossen Stellenabbau. Gleichzeitig soll ins Kerngeschäft investiert werden.
Die Übersicht.
Die Verkaufspläne haben unterschiedliche Gründe. Hotelplan und Mibelle passten nicht mehr zur Gruppenstrategie, die eine Fokussierung auf den Detailhandel, Finanzdienstleistungen und das Thema Gesundheit vorsehe. Und sie hätten ausserhalb des Migros-Universums bessere Entwicklungschancen, so das Communiqué.
Hotelplan etwa sei zwar die Nummer eins auf dem Schweizer Markt, global gesehen aber vergleichsweise klein. Grösse sei aber nun mal im Reisegeschäft ausschlaggebend. Ausserdem gebe es nur wenige Synergien zum Kerngeschäft der Migros-Gruppe. Und Migros-Gründer Gottlieb Duttweilers Mission, dem kleinen Mann Ferien zu ermöglichen, werde inzwischen ohnehin von vielen Anbietern gut erfüllt.
Für Mibelle, welche unter anderem das Spülmittel «Handy» oder die «I am»-Pflegeprodukte herstellt, sei die Migros inzwischen nur noch eine von vielen Kundinnen. Das Auslandgeschäft mache rund 70 Prozent des Umsatzes aus. Es fehle somit zunehmend der Bezug.
Bei Melectronics und SportX hat der Verkauf wirtschaftliche Gründe: So seien diese Fachmärkte wegen des wachsenden Online-Handels zunehmend unter Druck geraten. Nun sollen «besser geeignete Eigentümerschaften» ihr Glück mit den Ketten für Elektronik- und Sportartikeln versuchen.
Der Umbau werde bei der Migros Gruppe zu einem Abbau von bis zu 1500 Vollzeitstellen führen, heisst es in einer Mitteilung vom Freitag. Konkret gehe es dabei um rückwärtige Funktionen, sagte ein Sprecher auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. So gebe es etwa in der Konzern-IT Spezialisten für die einzelnen Bereiche, die nach einem Verkauf ihre Aufgabe verlieren würden. Es sei aber das Ziel, Kündigungen möglichst zu vermeiden. Allein in der Migros-Gruppe gebe es aktuell rund 1400 offene Stellen, wurde betont.
Wie gross der Umsatzanteil der ins Schaufenster gestellten Firmen ist, sagt die Migros nicht. Bekannt ist lediglich die Zahl der Reisetochter Hotelplan, die 2023 1,7 Milliarden zum Gruppenumsatz von knapp 32 Milliarden beisteuerte.
Das ist unklar. Migros rechnet insbesondere bei Hotelplan und Mibelle nicht damit, dass rasch ein Käufer gefunden wird. Es sei das Ziel, die Verkaufsprozesse umsichtig und sorgfältig durchzuführen. Sie dürften darum längere Zeit dauern.
Was mit den anderen Fachmärkten – also Bike World, Do it + Garden, Micasa und Obi – geschieht, ist noch offen. Diese Formate würden einer eingehenden Überprüfung unterzogen, hiess es. Im letzten Jahr haben alle Migros-Fachmärkte zusammen nur noch einen Umsatz von 1,5 Milliarden Franken erzielt, was einem Rückgang um satte 7,7 Prozent entsprach.
Schon damals war von einem «herausfordernden Umfeld» die Rede gewesen. Dass die Fachmärkte auf dem Prüfstand sind, ist schon seit einiger Zeit bekannt. Abgesehen von all dem kommt es auch bei der Dentaltochter Bestsmile zu Veränderungen. Neun der laut Internetseite 36 Standorte werden geschlossen, was zu einem Abbau von 40 Stellen führe.
Ja. Ausserdem gab die Migros bekannt, dass die Überprüfung des Portfolios einen Wertberichtigungsbedarf in der Höhe von rund 500 Millionen Franken ergab. Dieser betreffe insbesondere Logistik-Liegenschaften, IT-Projekte und verschiedene weitere Vermögenswerte, die «aufgrund veränderter Marktbedingungen einen tieferen Bilanzwert aufweisen». Indirekte Signa-Effekte machten dabei allerdings nur rund 15 Millionen aus, so ein Sprecher. Die Wertberichtigungen belasten den Jahresabschluss 2023. Dennoch werde die Migros-Gruppe nicht in die roten Zahlen rutschen, wurde betont.
Ja, der Konzern hat auch ein Investitionsprogramm beschlossen. Es geht um eine Summe von über 8 Milliarden Franken, welche in den nächsten fünf Jahren zur Verfügung stehe.
Die Gelder sollen laut den Angaben unter anderem in die Migros-Supermärkte, die Einführung eines neuen Ladenkonzepts für Denner, in die Logistik sowie den Ausbau des Online-Geschäfts fliessen.
Gegenüber watson sagt die Gewerkschaft Unia: «Wir sind sehr wütend. Für unsere Mitglieder, die bei Migros arbeiten, ist das unanständig.» Man sei schockiert über das Ausmass des Stellenabbaus und fordere die Migros auf, «alles zu unternehmen, um Entlassungen zu verhindern.»
Weiter heisst es: «Im Anbetracht der soliden finanziellen Lage des Unternehmens ist das eine soziale Verantwortung. Bedauerlicherweise verweigert die Migros systematisch den Dialog mit der Gewerkschaft, die viele ihrer Angestellten vertreten.» Und: «Es ist inakzeptabel, dass diejenigen, die massgeblich zum Erfolg beitragen, noch einmal die Hauptlast einer undurchsichtigen Planung tragen sollen.»
(awp/sda/mlu)
Und in max. 2 jahren bauen sie die fachmärkte wieder auf oder Kaufen Sie zurück weil ihre Zick Zack strategie mal wieder ändert.
Never let them know your next move!