Trotz hoher jährlicher Bienenverluste ist die Zahl der in der Schweiz gezüchteten Bienenvölker in den letzten zehn Jahren gewachsen. Allerdings wurden sie von immer weniger Imkerinnen und Imkern betreut. Das geht aus dem am Donnerstag vom Bundeskompetenzzentrum für landwirtschaftliche Forschung Agroscope in Liebefeld BE veröffentlichten Situationsbericht über die Imkerei 2022 hervor.
Während die Zahl der Bienenvölker nach den 1990er-Jahren immer tiefer sank, hat das letzte Jahrzehnt eine Wende gebracht: Im Jahr 2022 gab es in der Schweiz mehr als 182'000 Völker, während es 2014 noch 165'000 waren.
Auch die Völkerdichte erholte sich seither und sorgt für eine effektive Pflanzenbestäubung in den meisten Regionen. 2022 wies jeder Quadratkilometer 4,4 Völker auf. In der EU waren es 4,2. Damit entspricht die Dichte der Bienenvölker etwa jener der Bevölkerung in den jeweiligen Kantonen. Dünn besiedelte Gebiete wiesen auch weniger Bienenvölker auf.
Die Zunahme ging einher mit einer höheren Zahl der Bienenvölker pro Imkerin oder Imker. Von 9,4 Völkern 2014 stieg die Zahl der pro Imker gehaltenen Völker 2022 auf 11,1. Damit bleibt die Bienenhaltung immer noch Sache von kleinen Imkereien.
Gleichzeitig nahm im Langzeitvergleich die Zahl der Imkerinnen und Imker seit 1940 ab. 2022 waren noch knapp 16'500 offiziell registrierte Bienenhaltungen in der Schweiz tätig.
Während den letzten 120 Jahren beobachtete Agroscope eine starke Zunahme der Honigproduktion pro Volk. In dieser Zeit stieg die Ernte von etwa 8 auf 20 Kilo im Jahr. 2021 war mit 7,2 Kilo das schlechteste Honigjahr seit es Daten gibt. 2020 mit 29,9 und 2022 mit 23,9 Kilo waren hingegen überdurchschnittlich.
Günstig auf den Ertrag wirkten sich die Ausweitung der Wanderimkerei, der Anbau von Raps und die Zunahme ökologischer Ausgleichsflächen aus.
Sorgen bereiten den Imkerinnen und Imkern gemäss Agroscope die seit den 2000er Jahren in der ganzen nördlichen Hemisphäre wachsenden Winterverluste. Diese lagen in den letzten 15 Jahren in der Schweiz oft deutlich über zehn Prozent. Diese Schwelle überschritten die Verluste im 20. Jahrhundert äusserst selten. (pre/sda)