Ja, normalerweise nehme ich euch bei Rauszeit mit, die Schweiz zu entdecken. Heute will ich aber mal über das Gärtnern schreiben und unsere Schweizer Eigenheiten hier unter die Lupe nehmen oder Tipps geben, wie man seinem eigenen grünen Daumen etwas nachhilft – und je nachdem dadurch weniger im Garten arbeiten muss, weil man die richtigen Pflanzen am richtigen Ort platziert und sie sich so selber helfen können.
Du brauchst aber nicht mal einen grossen Garten. Auch wer einen kleinen Balkon hat, kann mit einigen Kniffs mehr Ertrag herausholen und auch noch der Natur unter die Arme greifen. Ich wünsche gutes Gelingen!
Wer die Biodiversität fördern will, der muss schon bei der Auswahl der Erde darauf achten, dass – möglichst in der Schweiz produzierte – torffreie Universalende verwendet wird. Der Torfabbau ist in der Schweiz verboten.
Und dann ist wichtig: den Boden immer bedeckt halten. Wer das nicht mit Pflanzen macht, der sollte mulchen, beispielsweise mit Grasschnitt, im Herbst auch Laub. Es gibt kaum besseren Dünger und die Nährstoffe können wieder zurück in den Boden.
Ich weiss, ich weiss: Kirschlorbeer und Thuja sind auf den ersten Blick super, weil pflegeleicht und rund ums Jahr blickdicht. Grandios für Privatsphäre. Aber: Für unsere Schweizer Natur sind sie praktisch wertlos und der Verkauf von Kirschlorbeer ab Herbst verboten. Dabei gelten Hecken als wichtige Lebensräume für viele Tiere: Vögel, Igel und Insekten.
Darum: Raus damit und pflanze stattdessen einheimische Sträucher wie beispielsweise die Kornelkirsche, Eibe, Haselnuss oder Schwarzdorn. Die sind dann zwar nicht alle immergrün, aber die Natur wird es dir danken. Und den Dickmaulrüssler kannst du auch loswerden.
Wildbienen spielen eine grosse Rolle bei der Bestäubung. In landwirtschaftlichen Kulturen können sie bis zu zwei Drittel der gesamten Bestäubungsleistung abdecken. Darum sollten sie gefördert werden.
Wildbienen-Hotels sind mittlerweile ziemlich verbreitet in der Schweiz. Das ist ja alles super. Aber gewusst, dass nur rund 30 der gut 600 Wildbienenarten in der Schweiz diese auch tatsächlich nutzen? 75 Prozent unserer Wildbienen nisten im Boden, einige in Totholz, Mauerspalten und an Steinen oder Halmen.
Und dann gibt es noch die Spezialisten, welche in Schneckenhäusern nisten oder in Markstängeln. Schneckenhäuschen kannst du im Garten liegen lassen.
Für die Metallische Keulhornbiene machst du Stängel der Brombeere in 20 Zentimeter Abstand vertikal an deinem Balkon oder an deinem Gartenzaun fest. Den Boden sollten sie nicht berühren, zu viel Sonne ist auch nicht gut. Ein paar Wildblumen in der Nähe und es ist gut möglich, dass du die Wildbiene anlockst. Wichtig: die Stängel mindestens ein Jahr lang am gleichen Ort lassen, so lange brauchen einige Bienen, bis sie schlüpfen.
Hier gibt es mehr Informationen zu Wildbienen.
Wir kennen es alle: Mit einigen Mitmenschen verstehen wir uns super, mit anderen gar nicht. Pflanzen sind genauso. Erbsen sind gerne in der Nähe von Gurken, Kopfsalat oder Zucchetti, können aber Bohnen, Kartoffeln und Tomaten nicht ausstehen.
Und dann gibt es noch Pflanzen, die Schädlinge abhalten. Basilikum beispielsweise vertreibt die weisse Fliege, Brennnesseln sind gut gegen Blattläuse und Zwiebeln verhindern Pilzkrankheiten.
Du solltest diese «Beziehungsprobleme» der Pflanzen in deinem Garten kennen. Sie danken es dir mit üppigerem Wachstum und sind weniger schädlingsanfällig. Hier gibt es eine Übersicht, wer mit wem und wer eher nicht mit wem.
Ohne Raupen keine Schmetterlinge. Und wer erfreut sich nicht auch, wenn ein Schmetterling seinen Weg kreuzt? Eben. Zudem hilft es immer, freiwillige Bestäuber in deinem Garten zu haben. Darum habe ich seit Jahren immer mindestens einen Fenchel im Garten. Denn das ist eine der Lieblingspflanzen der Raupen des bekannten Schwalbenschwanzes.
Auch Brennnesseln würde ich im Garten immer stehen lassen. Zumindest, sofern sie nicht in Griffweite von Kindern oder am Weg sind. Brennnesseln sind die ideale Futterpflanze für die Raupe des Kleinen Fuchses.
Hier gibt's mehr Infos zu Futterpflanzen von Schmetterlingen.
Du willst ein paar schöne Blumen auf deinem Balkon und dabei auch noch was für die Wildbienen und Schmetterlinge tun? Die Stiftung Green Advance hat hier mit dem Projekt Future Planter die Lösung bereit.
Du kannst dort ein Bio-Wildblumen-Set bestellen, das auf 14 verschiedene Schweizer Städte abgestimmt ist. Dieses bietet Superfood für lokale, bedrohte Arten und wird dir direkt nach Hause geliefert: pflanzen, giessen, geniessen und helfen.
Auch das ist kein Problem. Lass eine Ecke deines Gartens so richtig in Ruhe. Räum das Laub nicht weg, lass Totholz liegen und schneide letztjährige Pflanzen nicht zurück. Igel, Wildbienen und Schmetterlinge haben darin ihre Kinderstube. Faul sein und helfen – was gibt es Einfacheres?
Und ja, die Tiere helfen dir dann auch im Garten, beispielsweise bei der Ungezieferbekämpfung.
Vielleicht hast du auch weder Platz noch Zeit noch Lust auf einen eigenen Garten oder ein paar Töpfe auf dem Balkon. Dann kannst du der Natur auch am PC etwas Gutes tun.
Mit nur wenigen Klicks pflanzt du eine Wildblume. Besser gesagt, sie wird in deinem Namen gepflanzt und ist noch abgestimmt auf lokal lebende Schmetterlinge und Wildbienen. Du übernimmst eine Patenschaft für eine Wildblume, hilfst er Natur, aber jemand anderes macht die ganze Arbeit. Einfacher geht's nicht. Es gibt hier verschiedene Angebote. Beispielsweise bei BienenSchweiz, Bauer Horst, Urchig oder meinbienenparadies.ch.
Dieser Artikel erschien bereits einmal. Aus aktuellem Anlass wurde er überarbeitet, angepasst und erneut publiziert.
Aber 49.- zzgl Versand für 4 kleine Setzlinge?
Sorry aber das ist pure Abzocke.