Sie wollen beide dasselbe: gesündere Bienenvölker. Und doch war es offenbar ein schmerzhafter Stich für den Imkerverband: das Interview von CH Media mit Peter Neumann, Leiter des Instituts für Bienengesundheit an der Universität Bern. Darin begrüsste Neumann zwar eine Motion für die Honigbienen, um die Völkerverluste einzudämmen, doch er kritisierte inhaltliche Punkte. So werde die Varroamilbe nicht erwähnt, obwohl diese das Hauptproblem sei.
Nun nimmt der Imkerverband in einer Mitteilung mit dem Titel «Auch ein Professor muss nicht immer richtig liegen» detailliert Stellung und schreibt, man müsse die Motion einfach genau lesen: «Vieles, was er selber fordert, ist Teil der Motion.» Die Varroamilbe sei zwar nicht ausdrücklich genannt worden, aber die Forderung nach mehr Forschung oder Unterstützung der Imker sei drin. Dies beinhalte selbstredend die Suche danach, wie die Varroaproblematik gelöst werden könne.
Auch die Forderung nach einem Sachkundeausweis und dadurch besser ausgebildeten Imkerinnen und Imkern unterstütze den Kampf. Zwar würden jährlich 15 Prozent der Völker sterben, doch Imker, die nach einem klaren Konzept arbeiten würden, hätten deutlich weniger Verluste. Im Regelfall seien die Völkerverluste nicht dramatisch. «Die Gesundheit der Bienenvölker wäre nur dann besorgniserregend, wenn man sie nicht behandeln würde.» Neumanns Aussage «Ohne Massnahmen sind alle Völker in zwei Jahren tot» sei daher missverständlich.
Der Imkerverband sticht aber ebenfalls zurück, indem er Neumann vorwirft, mit seiner Forschung nicht zur Lösung des Problems beizutragen: «Professor Neumann ist seit zehn Jahren Leiter des Institutes für Bienengesundheit der Uni Bern. Wenn jemand wissen müsste, wie der Weg ist, um die Varroamilbe nachhaltig zu bekämpfen, dann müsste das dieser Universitätsprofessor sein.»
Die Imkerschaft sei bestens informiert. Unbefriedigend sei, dass dies mit Behandlungsmitteln wie Ameisensäure oder Oxalsäure geschehen müsse. Die Dachorganisation der Imker, BienenSchweiz, sei seit mehreren Jahren daran, zusammen mit dem Zentrum für Bienenforschung bei Agroscope die behandlungsfreie Führung der Bienenvölker zu testen. «Prof. Neumann ist dabei überhaupt nicht involviert.» Sein Institut habe diesbezüglich keinen Impact für die Schweizer Imkerschaft.
Und auf die Aussage Neumanns, ein Monitoring gebe es seit 2008, schreibt der Imkerverband: Neumann meine wohl die Registrierung der Bienenstände aus seuchenpolitischen Gründen. «Aber das hat mit Monitoring wenig bis nichts zu tun.» Es gebe kein Überblick über die Zahl der Honigbienenvölker oder deren Sterblichkeit.
In weiten Teilen sind sich Bienenprofessor und Imkerverband aber einig, und das ist der eigentliche Brennpunkt: Den Bienen und mit ihnen vielen anderen Insekten, die sich von Blütenpflanzen ernähren, geht es schlecht. Der Imkerverband schreibt, man müsse Bienenvölkern sogar im Sommer teilweise zufüttern, weil in der Natur zu wenig Nahrung vorhanden sei. Die Wildbienen hingegen müssen selbst klarkommen. Dabei ist mehr als ein Drittel auf eine einzige Pflanzenart spezialisiert. Der Rückgang der Biodiversität trifft sie empfindlich.
Wenn die Imkerinnen und Imker mehr Unterstützung bei ihrer landwirtschaftlich wichtigen Bestäubungs-Arbeit erhalten, die für die meisten ein Hobby ist, dann hilft das den Bienen. Aus dem Disput Imkerverband-Bienenprofessor geht aber hervor: Das Problem der Bienen ist ein Insektenproblem, ein Biodiversitätsproblem, ein Pestizidproblem oder wie Neumann sagte: «Die Bienen sind ein bisschen die Polarbären der Insekten.» Wir haben zu aufgeräumte Gärten, zu kurz geschnittenen Rasen, getrimmte Ackerränder und gepützelte Parkanlagen.
Und so ist der grösste gemeinsame Nenner von Imkerverband und Bienenprofessor: Es braucht mehr ganzjährige Blühflächen. «Wir wollen aber nicht als Gegnerschaft zur produzierenden Landwirtschaft auftreten», schreibt der Imkerverband. «Die Landwirtschaft ist vielleicht Teil des Problems, sie ist aber mit Sicherheit auch Teil der Lösung.» Wer als Privatperson ohne Land etwas tun will, dem empfiehlt der Imkerverband das Kaufen von Blühflächen: Ein Quadratmeter kostet drei Franken. Dieses Jahr seien bereits 500'000 Quadratmeter geschaffen worden von Bienen Schweiz. (aargauerzeitung.ch)
Sie könnte ein Teil der Lösung sein, leider wehrt sich der Bauernverband mit Händen und Füssen dagegen. Siehe Gegenvorschlag zur Biodiversitäts-Initiative.
Das ändert aber nichts daran, dass unsere Umwelt im extremen Mass geschädigt ist.
Unsere Landschaftwb sind extrem verarmt. Dies in Kombination mit massivem Pestizideinsatz hat in den letzten 30 Jahren 70(!) Prozent der Insekten zum Verschwinden gebracht.
Wir leben heute in einer grünen Wüste. Das Problem zeigt sich längst nicht mehr nur bei der Honigbiene.